Einleitung
Methodik
Datenerhebung und Instrumente
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Schmerzintensität: momentane, durchschnittliche und größte Schmerzintensität während der letzten 4 Wochen auf einer numerischen Rating-Skala von 0 („kein Schmerz“) bis 10 („stärkster vorstellbarer Schmerz“)
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Schmerzbedingte Beeinträchtigung: Anzahl der schmerzbedingt beeinträchtigten Tage in den letzten 3 Monaten sowie Ausmaß der Einschränkung in Alltag, Freizeit und Arbeitsfähigkeit (numerische Rating-Skala von 0 = „keine Beeinträchtigung“ bis 10 = „völlige Beeinträchtigung“)
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Marburger Fragebogen zum habituellen Wohlbefinden (MFHW): Der Fragebogen besteht aus 7 Fragen, die jeweils auf einer Skala von 0 („trifft gar nicht zu“) bis 5 („trifft vollkommen zu“) beantwortet werden. Erfasst wird, ob trotz Schmerzen Wohlbefinden erlebt werden kann, z. B. durch Item 2: „Trotz Schmerzen würde ich sagen: Ich bin innerlich erfüllt gewesen“ oder Item 5: „…: Ich bin mit meiner Arbeitsleistung zufrieden gewesen“. Ein Summenwert von ≤ 10 Punkten bedeutet ein signifikant beeinträchtigtes allgemeines Wohlbefinden.
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Depressions-Angst-Stress-Skalen (DASS): Die Auswertung der drei Skalen mit je 7 Items erfolgt durch Bildung des jeweiligen Summenwerts bei 4‑stufigem Antwortformat. Ein Summenwert von ≥ 6 (Angstskala) bzw. ≥ 10 (Depressions- und Stressskala) ist als auffällig zu bewerten.
Statistik
Ergebnisse
Beschreibung der Stichprobe
Gruppe „vor Pandemie“ | Gruppe „während Pandemie“ | Unterschiedsprüfung | |
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Alter M (SD) | 75,17 (6,79) | 74,55 (6,71) | U = 1514,50, Z = −0,344, ns |
Geschlecht, n (%) | χ2(1) = 1,85, ns | ||
Weiblich | 50 (66,67) | 33 (78,57) | – |
Männlich | 25 (33,33) | 9 (21,43) | – |
Schmerzdauer, n (%) | χ2(4) = 4,89, ns | ||
1 Monat bis ½ Jahr | 9 (12,00) | 5 (11,99) | – |
½ Jahr bis 1 Jahr | 10 (13,33) | 7 (16,67) | – |
1–2 Jahre | 8 (10,67) | 5 (11,90) | – |
2–5 Jahre | 16 (21,33) | 14 (33,33) | – |
> 5 Jahre | 31 (41,33) | 9 (21,43) | – |
Keine Angabe | 1 (1,33) | 2 (4,76) | – |
Grad der Behinderung (GdB), n (%) | U = 1615,50, Z = −1,271, ns | ||
90–100 | 2 (2,67) | 1 (2,38) | – |
70–80 | 12 (16,00) | 6 (14,39) | – |
50–60 | 17 (22,67) | 4 (9,52) | – |
30–40 | 7 (9,33) | 3 (7,14) | – |
Kein GdB | 26 (34,67) | 19 (45,24) | – |
Keine Angabe | 11 (14,67) | 9 (21,43) | – |
Charakteristika der Schmerzerkrankung
Gruppe „vor Pandemie“ | Gruppe „während Pandemie“ | ||||
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Diagnose (ICD-10) | Bezeichnung | n | % | n | % |
A00–B99 | Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten | 0 | 0,00 | 3 | 3,49 |
G00–G99 | Krankheiten des Nervensystems | 20 | 11,43 | 9 | 10,47 |
H60–H95 | Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde | 0 | 0,00 | 1 | 1,16 |
M00–M99 | Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes | 135 | 77,14 | 65 | 75,58 |
N00–N99 | Krankheiten des Urogenitalsystems | 1 | 0,57 | 0 | 0,00 |
R00–R99 | Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind | 11 | 6,29 | 2 | 2,33 |
S00–T98 | Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen | 4 | 2,29 | 0 | 0,00 |
– | Fehlerhafte Angabe im Entlassbrief | 4 | 2,29 | 5 | 5,81 |
Psychische Beeinträchtigung
Körperliches Funktionsniveau
Diskussion
Stärken der Arbeit
Limitationen der Arbeit
Fazit für die Praxis
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Entgegen unserer Erwartung zeigen unsere Daten keine Verschlechterung von Schmerz, psychischer Belastung und körperlichem Funktionsniveau von Menschen höheren Alters mit chronischen Schmerzstörungen während der COVID-19-Pandemie in einer universitären Tagesklinik.
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Unsere PatientInnen im höheren Lebensalter scheinen die coronabedingten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen gut kompensieren zu können, allerdings sind methodische Verzerrungen nicht auszuschließen. So beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf Personen, die sich zur Behandlung an das Universitätsklinikum Würzburg begeben haben. Zur Validierung der Befunde sollten zukünftig auch Personen untersucht werden, die sich, eventuell auch aus Angst vor COVID-19, nicht aktiv zu einer Therapie gemeldet haben.
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Weitere, ggf. qualitative Untersuchungen sollten den Einfluss potenzieller Resilienzfaktoren, wie Zuversicht, Lebenserfahrung oder finanzieller Absicherung, untersuchen. Sollte sich dabei bestätigen, dass ältere Menschen über spezifische protektive Verarbeitungsmechanismen verfügen, ließen sich spannende Fragestellungen in Bezug auf die Trainierbarkeit dieser Faktoren in anderen Alters- oder besonders vulnerablen Gruppen entwickeln.