Mit Biologika auf dem Weg zur personalisierten Asthmamedizin

Derzeit gibt es drei Ansatzpunkte für Biologika bei Asthma im Kindesalter, demnächst sogar vier. Doch welches Kind profitiert am meisten von welcher Therapie? Der Weg zur personalisierten Medizin ist schwierig, erste Schritte sind aber schon möglich. „Wir haben Patienten, die trotz einer Maximaltherapie schwere Exazerbationen haben, wir müssen uns klarmachen, dass wir Asthma nicht heilen, sondern dass wir eine chronische Erkrankung behandeln und versuchen eine Krankheitsstabilisierung herbeizuführen“, erinnerte PD Dr. med. Sebastian Kerzel, Kinder- Universitätsklinik Ostbayern am KUNO-Standort St. Hedwig, Regensburg, auf dem Deutschen Allergiekongress 2022. „Ein Teil dieser Patienten mit einem unkontrollierten Asthma hat ein schwierig zu behandelndes Asthma und da sind viele dabei, bei denen es an der Therapieadhärenz oder auch an der Therapiedurchführung mangelt“, mahnte er. Deshalb sollten vor Beginn einer Biologika-Therapie bei Kindern zwei Kernfragen unbedingt geklärt werden: Stimmt die Diagnose und wird die Therapie richtig durchgeführt? Das bedeutet, es müssten Differenzialdiagnosen wie z.B. Mukoviszidose abgeklärt werden. Außerdem sollte man sich die Inhalationsgeräte zeigen und die Inhalationstechnik von den Betroffenen demonstrieren lassen. „Denn Biologicals sind keine Lösung, wenn die Compliance schlecht ist“, betonte Kerzel. Das ABC der Biologika Neben diesen grundlegenden Voraussetzungen müssen die Biomarker und die Begleiterkrankungen abgeklärt werden. Deshalb lautet das ABC der Biologika-Therapie: Anamnese, Biomarker und Co-Morbiditäten. Für Biologika bei Asthma gibt es drei Biomarker: Gesamt-IgE, Eosinophile und fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid (FeNO). Werden die Messwerte dieser drei Biomarker in einem Diagramm mit drei Achsen aufgezeichnet, lassen sich laut Kerzel die Betroffenen grob darin einordnen. Daraufhin lässt sich ein sogenannter Endotyp bestimmen, der auf einen dem Asthma zugrundeliegenden Signalweg hindeutet. Spielen die T-Helferzellen vom Typ 2 (Th2) eine große Rolle, handelt es sich um TH2-high-Asthma, wenn nicht dann um Non-TH2-Asthma. Daran kann man auch ablesen, welche Antikörpertherapie infrage kommt. Sind die absoluten Zahlen für eosinophile Granulozyten (pro µl) und das FeNO erhöht, spricht das für ein TH2-high-Asthma und hierfür ist eher die Therapie mit dem IL-4Rα-Antikörper Dupilumab angebracht. Ist der Wert für das Gesamt-IgE besonders hoch, spreche das für eine IgE-vermittelte Pathologie, wofür sich eher eine Therapie mit dem IgE-Antikörper Omalizumab eigne. „Es wäre mir ein Anliegen, dass Sie in Ihrem täglichen Alltag einen ersten Schritt machen hin zu einer personalisierten Medizin, indem Sie bei der Diagnose Asthma den Endotyp benennen und die Patienten nach den drei Achsen Eosinophile, FeNO und IgE klassifizieren“, wünschte sich Kerzel. Langzeiterfahrung mit Omalizumab bei IgE-vermitteltem Asthma Dann ist auch eine sinnvolle Therapie mit Biologika möglich. „Man weiß für Omalizumab aus einem riesigen Erfahrungsschatz, dass es für Kinder mit schwerem Asthma eine hochsignifikante Verbesserung bringt hinsichtlich der Exazerbationshäufigkeit“, erläuterte Kerzel, was u.a. in Metaanalysen dokumentiert ist [1]. Eine Messung des Gesamt-IgE, um den Therapieerfolg von Omalizumab zu messen, ist nebenbei bemerkt nicht aussagekräftig. Ob das Medikament anschlage, lässt sich an der Exazerbationshäufigkeit und am subjektiven Befinden des Patienten ablesen – sollte nach vier bis sechs Monaten kein Therapieerfolg eintreten, sollte eine ineffektive Biologika-Therapie auch wieder beendet werden, betonte Kerzel. Wirksamkeit abhängig vom TH2-high-Asthma Der IL-5-Antikörper Mepolizumab ist zugelassen als Zusatzbehandlung bei schwerem refraktärem eosinophilem Asthma für Kinder ab sechs Jahren. Dieser hat für die Asthmatherapie im Kindesalter jedoch keinen großen Durchbruch gebracht, auch wenn es in Studien Wirksamkeit gezeigt hat, sagte Kerzel. Dahingegen zeigte Dupilumab in der Phase-III-Studie VOYAGE gute Auswirkungen auf die Lungenfunktion, die Exazerbationshäufigkeit und die Lebensqualität [2]. „Je eosinophiler und je Th2-lastiger ein Asthma ist, desto stärker ist der Effekt“, erklärte Kerzel die Daten. Umgekehrt würden Kinder und Jugendliche, die weder erhöhte Werte für Eosinophile, noch eine gesteigerte FeNO-Konzentration aufweisen – also die kein TH2-high-Asthma haben, nicht von Dupilumab profitieren, wie sich in einer Post-hoc-Analyse der VOYAGE-Studie erwiesen hat [3]. Neue Substanz bald zugelassen Neben den drei zugelassenen Wirkprinzipien Anti-IgE, Anti-IL-5 und Anti-IL-4Rα bei Asthma im Kindes- und Jugendalter steht schon eine Substanz mit einem vierten Wirkprinzip in den Startlöchern. Der Antikörper Tezepelumab hemmt das Zytokin Thymus-Stroma-Lymphopoietin (TSLP) und reduzierte in der Phase-III-Studie NAVIGATOR die Anzahl an Exazerbationen, verbesserte die Lungenfunktion und die Lebensqualität. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat sich deshalb Ende Juli 2022 für die Zulassung von Tezepelumab ausgesprochen. Tezepelumab kann eingesetzt werden als Add-on-Erhaltungstherapie bei Jugendlichen ab zwölf Jahren und Erwachsenen, die unter schwerem Asthma leiden, das trotz hoch dosierter inhalativer Kortikosteroide und einem weiteren zur Erhaltungstherapie angewendeten Arzneimittel nicht ausreichend kontrolliert ist. basierend auf: "Praktischer Einsatz von Biologika in der pädiatrischen Allergologie … bei Asthma bronchiale. Plenarsitzung: Praktischer Einsatz von Biologika in der pädiatrischen Allergologie.", Vortrag von "Dr. med. Sebastian Kerzel, Kinder- Universitätsklinik Ostbayern". Vom 17. Deutscher Allergiekongress, 08.09. – 10.09.2022, Wiesbaden und virtuell. Alle Berichte vom 17. 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Deutschen Allergiekongress 2022 „Die Zukunft der Allergologie – innovativ und nachhaltig“ – unter diesem Tagungsmotto fand der 17. Deutsche Allergiekongress (DAK) vom 08.09. – 10. 09.22 als Hybridveranstaltung in Wiesbaden statt. Unsere Highlights vom Kongress haben wir in diesem Dossier für Sie zusammengestellt.

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