Erschienen in:
01.09.2022 | Darmmikrobiom | Schwerpunkt: Mikrobiom
Rolle des Darmmikrobioms bei der Entstehung und Weitergabe von Antibiotikaresistenzen
verfasst von:
Tobias M. Appel, Prof. Dr. med. Maria J. Vehreschild
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 10/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Antibiotikaresistenz (AR) ist ein natürliches Phänomen, das durch die Exposition von Bakterien gegenüber antibakteriellen Substanzen entsteht. Das intestinale Mikrobiom spielt bei der Entstehung und Weitergabe von AR eine zentrale Rolle. In seiner physiologischen Zusammensetzung verfügt das Darmmikrobiom über mehrere Mechanismen, die zu einer sogenannten Kolonisierungsresistenz gegenüber potenziell pathogenen und oft auch multiresistenten Bakterien beitragen. Eine Exposition gegenüber Breitspektrumantibiotika kann die Mechanismen stören, sodass es zu einer vereinfachten Ansiedelung der Erreger kommen kann. Besteht im Anschluss weiterhin ein antibiotischer Selektionsdruck, werden das Wachstum multiresistenter Bakterien und deren Dominanz innerhalb der Darmmikrobiota gefördert. In dieser Situation wird die Entstehung invasiver Infektionen besonders begünstigt. Antibiotic Stewardship, der Einsatz von Schmalspektrumantibiotika sowie die Gabe von Substanzen, die das intestinale Mikrobiom vor Antibiotikaexposition schützen, können diesen Prozessen vorbeugen. Mehrere Interventionen wie die Anwendung von Probiotika, oralen Antibiotika und fäkalen Mikrobiomtransfers sind potenzielle Strategien zur Dekolonisierung von Patienten mit multiresistenten Bakterien, jedoch hat sich bisher keine Intervention als dauerhaft wirksam erwiesen.