Frühgeburt: Für Zwillinge gefährlicher?

Ob frühgeborene Zwillinge häufiger sterben oder schwer erkranken als Einlinge wurde in einer kanadischen Studie untersucht. Offenbar hängt das vom Gestationsalter und der Chorionizität ab. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Zwillingsschwangerschaften bergen ein gesteigertes Risiko für perinatale Mortalität sowie kurz- und langfristige Morbidität, was hauptsächlich auf die erhöhte Frühgeburtenrate zurückgeführt wird. Ob frühgeborene Zwillinge verglichen mit Einlingen ein größeres Risiko für Komplikationen bei der Geburt und Entwicklung haben, ist jedoch unklar. Eine retrospektive Studie spricht dafür, vor allem bei monochorialen Zwillingen. In die Studie wurde rund 3.600 frühgeborene Zwillingskinder und gut 12.800 frühgeborene Einlinge einbezogen, die in einem Gestationsalter zwischen 23+0 und 28+6 SSW auf kanadischen Neugeborenen-Intensivstationen behandelt werden mussten. Ein Team um Dr. Nir Melamed vom Sunnybrook Health Sciences Centre in Toronto verglich die neonatale und frühkindliche Prognose beider Gruppen und untersuchte potenzielle Zusammenhänge mit der Chorionizität. Risiko für Tod oder Entwicklungsstörung um 22% erhöht Der primäre neonatale Endpunkt war eine Kombination aus neonatalem Tod und schwerer neonataler Morbidität. Zwillingskinder, die zwischen der 23+0 und der 25+6 SSW geboren worden waren, hatten im Vergleich zu einzelnen Neugeborenen mit diesem Gestationsalter ein um 4% erhöhtes Risiko dafür. Allerdings galt dies nur für die Subgruppen der gleichgeschlechtlichen und monochorialen Zwillinge. Empfehlung der Redaktion Risikoschwangerschaft – Themenseite Chronische Begleiterkrankungen, Mehrlinge, hohes Alter der Mutter: Das sind nur einige der Faktoren, die das Risiko erhöhen, dass eine Schwangerschaft nicht problemlos verläuft. Diese Seite informiert ausführlich zum Thema Risikoschwangerschaft – mit News, CME-Fortbildungen, Kasuistiken, Übersichtsarbeiten und mehr. Der primäre Endpunkt für die frühkindliche Prognose setzte sich aus Tod oder signifikanter Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung zusammen. Zwillinge mit einem Gestationsalter von 23+0 bis 25+6 SSW hatten auch für diesen Endpunkt ein erhöhtes Risiko, es war gegenüber der Vergleichsgruppe mit den Einlingen um 22% gesteigert. Bei Kindern mit einem Gestationsalter von 26+0 bis 28+6 SSW Wochen gab es dagegen keine Unterschiede bei beiden Endpunkten. Liegt es an gestörter Plazentation? „Das erhöhte Risiko für eine schlechte neonatale Prognose bei zwischen der 23+0 und der 25+6 SSW geborenen Säuglingen ist hauptsächlich auf monochoriale Zwillinge beschränkt und könnte deshalb durch Komplikationen im Zusammenhang mit der monochorialen Plazentation verursacht werden“, erklären die Forschenden um Melamed die Ergebnisse dieses Endpunkts. Seien solche Komplikationen nicht gegeben, raten sie, dass das Management von Zwillingsschwangerschaften mit einem Risiko für eine Frühgeburt vor der 29. SSW, bezogen auf das Risiko für neonatale Morbidität und Mortalität, dem von Einlingen mit demselben Gestationsalter entsprechen sollte. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben frühgeborene Zwillinge eine schlechtere neonatale und frühkindliche Prognose als frühgeborene Einlinge? Antwort: Bei Zwillingen mit einem Gestationsalter von 23+0 bis 25+6 SSW war die Prognose verschlechtert, nicht jedoch bei in der 26+0 bis 28+6 SSW Geborenen. Bedeutung: Das Risiko für neonatalem Tod oder schwere neonatale Morbidität war nur bei gleichgeschlechtlichen und monochorialen Zwillingen erhöht. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv und manche Störfaktoren, wie Ursachen der Frühgeburten oder sozioökonomischer Status, wurden nicht berücksichtigt.

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