Das kolorektale Karzinom & der BMI – es bleibt kompliziert

Von einem kolorektalen Karzinom (CRC) sind weltweit viele Menschen betroffen. Die Ursachen für die Krankheitsentstehung sind hochkomplex und Zusammenhänge zwischen genetischen und verhaltensbedingten Faktoren noch nicht vollständig geklärt. Eine neue Studie zeigt erstmals Verbindungen zwischen dem BMI und genetischen Risikofaktoren für CRC auf. Gorodenkoff / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen) × Mit insgesamt 1,8 Millionen neuen Fällen pro Jahr weltweit ist CRC sowohl bei Männern als auch bei Frauen die am dritthäufigsten auftretende Krebserkrankung.[1] Die Ätiologie ist hochkomplex, da neben den genetischen Faktoren auch umwelt- und verhaltensbedingte Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. In diesem Kontext wurde immer wieder eine Assoziation zwischen dem Body-Mass-Index (BMI) und dem Krankheitsverlauf bei CRC-Patientinnen und -Patienten beschrieben. Jedoch muss das Thema differenziert betrachtet werden, da der Zusammenhang sehr vielschichtig zu sein scheint.[2] BMI & genetische Risikofaktoren: Eine hochkomplexe Angelegenheit Campbell et al. untersuchten in einer großflächig angelegten Studie die Wechselwirkung zwischen 2,7 Millionen Einzelnukleotid-Polymorphismen (engl. single nucleotide polymorphisms, SNPs) und dem BMI hinsichtlich des Risikos für CRC. SNPs sind Mutationen in der DNA bestimmter Gene, die auf den Austausch eines einzelnen Basenpaares zurückgehen. Die Studienautorinnen und -autoren analysierten dafür 14.059 Betroffene mit CRC oder einem fortgeschrittenen Adenom und 14.416 gesunde Menschen. Es stellte sich zunächst heraus, dass jede Erhöhung des BMI um 5 kg/m2 mit einem höheren Risiko für CRC verbunden ist. Bei Männern (Odds Ratio [OR] 1,26, p = 2,13 x 10-24) stieg das Risiko dabei stärker als bei Frauen (OR 1,14, p = 9,75 x 10-17).[3] Mutation in SMAD7 ist mit BMI assoziiert Das SMAD7 Protein nimmt eine wichtige Rolle im Signalweg des transformierenden Wachstumsfaktors Beta (TGF-β) ein, welcher bereits früher als Mitspieler bei der Entstehung von CRC-Tumoren identifiziert wurde. Im Rahmen der Studie konnte bei Frauen ein Zusammenhang zwischen dem BMI und der SMAD7-Variante mit einer Punktmutation am Genlocus 18q21.1 (rs4939827) festgestellt werden. Es bestand eine stärkere Assoziation mit dem Risiko für CRC bei Patientinnen und Patienten mit dem homozygoten CC-rs4939827-Genotyp (OR 1,24, p = 2,60 × 10–10) als beim heterozygoten CT-rs4939827-Genotyp (OR 1,14, p = 1,04 × 10–8).[3] Die Rolle von SMAD7 ist allerdings noch unklar und sollte in Zukunft genauer untersucht werden. Bei den ca. 28.000 untersuchten Probanden konnten neben der Mutation rs4939827 keine weiteren genetischen Risikofaktoren identifiziert werden. Zusammenhänge zwischen dem BMI und anderen Risikofaktoren im Kontext von CRC zu finden, stellt weltweit eine enorme Herausforderung für Forschende dar und zeigt, wie kompliziert Prozesse in der Entstehung des CRC sind.[3] Der BMI bleibt als prognostische Variable dynamisch Der BMI ist als Phänotyp hochdynamisch, wobei für den altersspezifischen BMI, den durchschnittlichen BMI, die Veränderung des Körpergewichts und den BMI-Verlauf bereits signifikante Zusammenhänge zwischen einem erhöhten BMI und dem Darmkrebsrisiko festgestellt wurden.[4] Die zugrundeliegenden Mechanismen, durch die der BMI Einfluss nehmen kann, sind allerdings weniger gut verstanden und dazu noch abhängig vom jeweiligen Stadium. Viele der relevanten Faktoren können daher auch unterschiedliche Auswirkungen haben. So können z. B. Gewichtsverlust oder Kachexie, als Teil des Krankheitsprozesses, normalgewichtige Patientinnen und Patienten stärker beeinflussen als adipöse Personen, sodass sich ein hoher BMI im klinischen Szenario hinsichtlich einer Mangelernährung sogar schützend auswirkt. Eine genauere Untersuchung des BMI als prognostische Variable für den klinischen Verlauf und Ausgang ist bisher ebenfalls ausgeblieben. BMI beeinflusst nicht nur den Krankheitsverlauf Zudem ist es essenziell zu betrachten, wie sich der BMI auf das Therapieansprechen auswirkt. So konnte in Studien festgestellt werden, dass Betroffene mit hohem BMI häufig eine zu geringe Chemotherapiedosis erhalten.[5] Auch über diesen Weg kann der BMI also den klinischen Ausgang beeinflussen. Die dargestellten Ergebnisse unterstreichen die prognostische Relevanz des BMI, zeigen jedoch deutlich, wie komplex es ist, solche Zusammenhänge zu identifizieren. Campbell et al. schaffen es in ihrer großflächigen Studie einen ersten Schritt zum besseren Verständnis zu machen und unterstreichen den Bedarf für weitere Analysen in diese Richtung. PP-ON-DE-1410 » Zum Impressum von Lilly Deutschland GmbH Fachinformation Cyramza® Literatur [1] Bray F et al. Global cancer statistics 2018: GLOBOCAN estimates of incidence and mortality worldwide for 36 cancers in 185 countries. CA: A Cancer Journal for Clinicians. 2018;68(6):394-424. [2] Ngeow J et al. Oh GxE! The Complexity of Body Mass Index and Colon Cancer Risk. J Natl Cancer Inst. 2021;113(1):5-6. [3] Campbell PT et al. Association of Body Mass Index With Colorectal Cancer Risk by Genome-Wide Variants. J Natl Cancer Inst. 2021;113(1):38–47. [4] Zheng R et al. Body mass index (BMI) trajectories and risk of colorectal cancer in the PLCO cohort. Br J Cancer 2018;119(1):130–132. [5] Parkin E et al. Excess adiposity and survival in patients with colorectal cancer: a systematic review. Obes Rev. 2014;15(5):434-451.

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