Chronische Wunden – Domäne des Internisten

Das Management chronischer Wunden ist eine Herausforderung. Die ätiologische Abklärung, die Therapie einer interkurrierenden Erkrankung bis hin zur stadiengerechten Wundversorgung sind beim Internisten in guten Händen. In sehr vielen Fällen können selbst ausgeprägte chronische Wunden vom Internisten versorgt werden, ohne dass ein Chirurg hinzugezogen werden muss, ermutigte Dr. Bernd Weinmann, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, auch junge Kolleginnen und Kollegen. Allerdings sollte der Internist seine Grenzen kennen und beispielsweise bei einem fortgeschrittenen diabetischen Fußsyndrom rechtzeitig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit anstreben. Die ätiologische Zuordnung der Wunde sei ebenso eine Domäne des Internisten wie die Therapie komplexer interkurrierender internistischer Erkrankungen, so Weinmann. Bei Bedarf ist auch eine antibiogrammgerechte systemische Antibiotikatherapie Aufgabe des Internisten. Debridement überführt eine chronische in eine aktive Wunde Unter einer Nekrose kann eine Wunde nicht heilen, da Granulation und Epithelisierung nicht möglich sind, erläuterte Weinmann. Ein adäquates Debridement bahne bei chronischen Wunden den Weg aus dem Heilungsarrest. Häufig ist es möglich, dass der Internist eine Nekrose unter lokaler und systemischer analgetischer Therapie am Krankenbett entfernt. Der Internist sollte zudem die Durchblutungssituation abklären. Ist diese nicht optimal, sei für eine Revaskularisation zu sorgen, denn nur was durchblutet ist, könne heilen, sagte Weinmann. Eine suffiziente (Re)-Vaskularisation und ein adäquates Debridement überführen eine nicht heilende chronische Wunde in eine aktive, heilende Wunde. Wundauflagen stadiengerecht wählen Weiterer Baustein einer erfolgreichen Wundbehandlung ist die stadiengerechte Versorgung mit adäquaten Wundauflagen. Die traditionelle Wundversorgung mit Kompressen sollte heute bei chronischen Wunden nicht mehr angewendet werden, sagte Dr. Andrea Schindlbeck, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Erster Schritt einer modernen Wundversorgung ist die Reinigung mit einer sterilen, nicht reizenden Lösung. Ein Ausspülen mit Leitungswasser sei nicht leitliniengerecht und auch Wund- oder Fußbäder sind nicht zeitgemäß, so Schindlbeck. Je nach Bedarf erfolgt ein mechanisches, chirurgisches, Maden-unterstütztes oder autolytisches, durch Hydrogele erzieltes Debridement. Zweiter Schritt ist die Wahl einer geeigneten Wundauflage. Diese sollte das feuchte Milieu aufrechterhalten, überschüssiges Exsudat aber entfernen, den Gasaustausch gewährleisten, für Mikroorganismen undurchlässig sein und einen atraumatischen Verbandswechsel ermöglichen. Die Wundauflage sollte an das Stadium der Wunde angepasst werden. In der Entzündungsphase können antimikrobielle Wundauflagen, beispielsweise mit Silber, Aktivkohle oder hydrophober Wechselwirkung, eingesetzt werden. Für tiefe Wunden sind Alginate oder Produkte mit Hydrofaser günstig. In der Granulationsphase kann als Primärverband Polyurethanschaum verwendet werden. In der Epithelisierungsphase sind Gazen und Wunddistanzgitter geeignete Wundauflagen. Wichtig sei zudem ein Wundrandschutz, um Mazerationen zu vermeiden. Außerdem ist auf eine Druckentlastung zu achten. Um den Erfolg einer stationären Wundbehandlung aufrecht zu erhalten, sei ein funktionierendes ambulantes Versorgungsnetz unerlässlich, ergänzte Weinmann. Quelle: Ärzte Zeitung Weitere Artikel finden Sie in unserem DGIM-Kongressdossier.

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