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18.04.2021 | DGIM 2021 | Nachrichten

Cholecystolithiasis

Gallensteine: Wann muss die Gallenblase raus?

verfasst von: Dr. med. Peter Stiefelhagen

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Muss bei jedem, auch beim asymptomatischen Gallenstein operiert werden – und wie dringend ist die Operation bei akuter Cholecystitis? Wann und wie sollte man nach Gallengangsteinen fahnden?

Die Gallensteinprävalenz liegt in Deutschland bei circa 30 Prozent, wobei 20 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen betroffen sind. Die Zahl der durchgeführten Cholecystektomien liegt bei 200.000 jährlich, eine im internationalen Vergleich relativ hohe Zahl.

Die gefürchtetste Komplikation, nämlich die Okklusion oder Durchtrennung des Ductus hepatocholedochus, ist mit 0,12 Prozent ein sehr seltenes Ereignis. Doch die Letalität des Eingriffs beträgt 0,4 Prozent. „Diese Zahl unterstreicht die Notwendigkeit, auf die Indikationsqualität zu achten“, so Privatdozent Dr. Marcin Krawczyk, Oberarzt an der gastroenterologischen Universitätsklinik in Homburg/Saar.

Nach der Leitlinie „soll“ bei asymptomatischer Cholecystolithiasis in der Regel nicht operiert werden. Ausnahmen, bei denen eine Cholecystektomie erfolgen „sollte“, sind:

  • die Porzellangallenblase,
  • Gallenblasensteine > 3 cm,
  • gleichzeitiges Vorliegen von Gallenblasenpolypen ≥ 1 cm,
  • onkologisch resezierende Eingriffe am Magen oder Ösophagus.
  • Nicht indiziert ist die Cholezystektomie bei asymptomatischen Gallensteinträgern im Rahmen einer bariatrischen Operation, nur bei größeren malresorptiven Eingriffen „kann“ sie erwogen werden.

Mehr als 20 Prozent der Gallengangsteine gehen spontan abSymptomatische Gallengangsteine müssen möglichst schnell endoskopisch entfernt werden. Doch was sagen die Leitlinien zu asymptomatischen Gallengangsteinen? Hier „sollte“ eine Therapie erwogen werden. Doch man muss wissen, dass mehr als 20 Prozent der Gallengangsteine spontan abgehen und weniger als 50 Prozent symptomatisch werden.Bei einer symptomatischen Cholecystolithiasis sollte man nicht lange bis zur Operation warten, da doch ein hohes Risiko besteht, dass der Patient zwischenzeitlich erneut Beschwerden entwickelt. Eine akute Cholecystitis „sollte“ wie eine akute Appendizitis behandelt, also innerhalb von 24 Stunden nach der stationären Aufnahme operiert werden. „Ein längeres Zuwarten erhöht die Komplikationsrate deutlich, nämlich von 14 auf 40 Prozent“, so Krawczyk beim virtuellen Internistenkongress 2021.Bei einer akuten Cholangitis „sollte“ die ERC so rasch wie möglich, bei einer schweren biliären Pankreatitis innerhalb von 72 Stunden durchgeführt werden, bei einer milden Pankreatitis innerhalb von 48 Stunden. Auch außerhalb von Notfallsituationen „sollte“ die Cholecystektomie innerhalb von 72 Stunden nach der endoskopischen Gallengangsanierung erfolgen.Ein Teil der Patienten mit einer symptomatischen Cholecystolithiasis hat zusätzlich auch Gallengangsteine. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr gering, wenn der Gallengang nicht erweitert ist, die Cholestaseparameter nicht erhöht sind und keine Episoden einer biliären Pankreatitis oder acholische Stühle aufgetreten sind. Doch wenn der Gallengang sonographisch auf über 7 mm erweitert ist und/oder die Cholestaseparameter insbesondere die Gamma-GT und die AP erhöht sind, „soll“ nach einer Choledocholithiasis gefahndet werden und zwar mit Endosonographie oder kernspintomographisch (MRCP).

Quelle: Ärzte Zeitung

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