Therapiestrategien der Parkinson-Dysphagie

Schluckstörungen bei Parkinson können auch motorischer Natur sein. Neben der Schlucktherapie können dann ein Stimmtraining oder ein Ausatemtraining die Motorik und die Schluckstörung verbessern. Die Auswahl der logopädischen Verfahren richtet sich nach dem individuellen Störungsmuster der Parkinson-bedingten Schluckstörung, erklärte PD Dr. Inga Claus von der Universitätsklinik für Neurologie in Münster. Es genüge nicht, die Logopädie ohne nähere Spezifizierung der Störung zu verordnen. Häufig erhalten die Patienten dann nur Sprechtraining. Zum Einsatz kommen als spezifischere Therapien: Restituierende logopädische Verfahren: Patientinnen und Patienten mit Parkinson haben eine ausgeprägte pharyngeale Hyposensibilität, die sich mit Hilfe einer sensorischen Stimulation beispielsweise mit Eiswürfeln verbessern lässt. Kompensatorische Verfahren: Um die pharyngealen Residuen beim Schlucken zu reduzieren, wird das kräftige Schlucken trainiert, um die pharyngeale Muskulatur zu kräftigen. Kostanpassung: Weiche Kost und das Vermeiden von Mischkonsistenzen kann schon im frühen Stadium der Erkrankung hilfreich sein, um eine ausreichende Ernährung und den Spaß am Essen zu erhalten. Es sollte vermieden werden, dass Patientinnen und Patienten Angst vor dem Essen bekommen. Wichtig sei, den Therapieerfolg auch zu kontrollieren, um festzustellen, ob das gewählte Verfahren wirksam ist, betonte Claus. Dafür eigne sich besonders eine endoskopische Schluckuntersuchung (flexible endoskopische Evaluation des Schluckens, FEES). Die FEES kann auch als Biofeedbackmethode eingesetzt werden: Die Betroffenen lernen durch die Videos, wann das Schlucken effizienter ist und können das danach auch ohne FEES Zuhause besser üben. Spezielle Trainingsprogramme Das Lee Silverman Voise Treatment ist ein logopädisches Intensivtraining für lautes Denken und Sprechen. Ein positiver Effekt ist nicht nur auf die Stimme zu beobachten, sondern auch auf eine Schluckstörung, wahrscheinlich durch die Stärkung der Muskulatur. Besonders einfach auch Zuhause durchzuführen sei das Expiratory Muscle Strength training. Über vier Wochen trainieren die Patientinnen und Patienten fünf mal fünf Atemzüge pro Tag mit einem kleinen Ausatemgerät. Das dauert nur etwa 15 Minuten pro Tag, berichtete Claus. Durch das Training wird vor allem die pharyngeale Muskulatur gekräftigt. Das führt zu einer Verbesserung von Penetration/Aspiration und Schlucksicherheit, aber auch Schluckeffizienz, erklärte Claus [1, 2]: Die pharyngeale Bradykinese werde reduziert, pharyngeale Residuen werde weniger. Medikamentöse Optionen Lange galt, dass eine Dysphagie bei Parkinson-Erkrankung nicht auf L-Dopa anspricht. Betroffene mit fluktuierenden Dysphagien können allerdings sehr wohl ansprechen, wie sich in der FEES zeigen lässt. Dann lohnt die Optimierung der dopaminergen Therapie, wie Studien mit L-Dopa, intestinaler Levodopa-Carbidopa-Infusion oder transdermalem Rotigotin gezeigt haben, so Claus. Das kürzlich eingeführte inhalative Levodopa sowie das in Deutschland noch nicht zugelassene sublinguale Apomorphin könne bei diesen Patientinnen und Patienten ebenfalls die Schluckstörung verbessern. Geprüft werden derzeit auch Maßnahmen zur Reduktion der Substanz P, die mit der pharyngealen Dysphagie assoziiert ist. Erste Daten zeigen zudem, dass der Einsatz von Substanz-P-Agonisten wie Capsaicin, Menthol oder Bestandteile von schwarzem Pfeffer bei geriatrischen Patientinnen und Patienten hilfreich sein kann, so Claus. Empfehlung der Redaktion DGN 2022 – das Kongressdossier Fünf Tage ging die diesjährige Neurowoche und bot wieder spannende Themen: Die Pandemie erlaubte Forschenden Einblicke in die entzündlichen Prozesse neurodegenerativer Erkrankungen und Expertinnen und Experten debattierten über die Indikation von Thrombektomien beim Basilarisverschluss. Außerdem stellt sich bei Komorbiditäten MS-Erkrankter die Frage, wo der Therapiefokus liegen sollte. Quelle: Vortrag Inga Claus: Innovative Therapiestrategien der Parkinson-Dysphagie. Neurowoche 2022 vom 1.-5. November 2022 in Berlin/digital, Symposium: „Larynx und Pharynx in der Neurologie – Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie“ am 3. November 2022. Onlineversion auf www.dgnvirtualmeeting.org

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