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14.06.2021 | DGP 2021 | Kongressbericht | Nachrichten

Ein „Muss“ auf jedem DGP-Kongress: allergologische Perlen

Von gefährlichen Smoothies und hinterhältigen Leberkässemmeln

verfasst von: Dr. Beate Fessler

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Was genau hinter einer Nahrungsmittelallergie steckt, ist oft schwer zu diagnostizieren. Da hilft es oft nur, die üblichen Diagnosepfade zu verlassen und um die Ecke zu denken, wie die beiden „allergologischen Perlen“ aus der Praxis zeigen.

„Wir Pneumologen sind auch Internisten und Dermatologen“ betonte Norbert Mülleneisen, Leverkusen, und unterstrich seine Meinung mit einer Kasuistik aus seiner Praxis. Der Patient klagte über juckende Nesselsucht, die seit drei Jahren immer häufiger auftrete und etwa einen Tag andauere. Drei Dermatologen hätten ihm gesagt, damit müsse er leben. Tatsächlich empfiehlt die Leitlinie bei akuter Urtikaria keine Diagnostik, bei chronisch spontaner Urtrikaria primär nur ein Differenzialblutbild , Blutsenkung oder CRP. Die Nahrungsmittelanamnese führte diagnostisch einen Schritt weiter. Denn die Urtikaria trat nach dem Verzehr einer Leberkässemmel, aber „ganz besonders schlimm“ nach dem Genuss von Nierenschaschlick auf. Dies führte zu der Idee einer Alpha-Gal-Allergie, die sich schließlich auch bestätigte.

Keine Innereien bitte

Die Galactose-apha-1,3-galactose ist eine mögliche Ursache der Nahrungsmittelallergie auf rotes Fleisch, Gelatine oder bei idiopathischer Urtikaria /Allergie. Man findet es im Fleisch von Rind, Schaf und Wild, vor allem aber auch in Innereien. Das Interessante: Die Sensibilisierung erfolgt durch Zeckenbiss, Parasitenbefall, aber auch durch Cetuximab, einem chimären monoklonalen Maus-Mensch- Antikörper. Der Patient sollte mit einem Notfallset für den Ernstfall ausgestattet werden. Wichtig ist aber auch eine Diätberatung durch eine Ökotrophologin, so Mülleisen. Das Risiko eines Anfalls lässt sich nämlich senken, wenn der Patient auf Innereien und weitgehend auf rotes Fleisch verzichtet. Bei einer spontanen chronischen Urtikaria, muss aber auch an eine Reihe von Differentialdiagnosen geachtet werden, darunter ein HAE (Bradykinin-mediiertes Angioödem), ein Schnitzer-Syndrom oder eine familiäre Kälteurtikaria

„Smoothie Operator“

Der „Star“ in der zweiten Kasuistik ist ein Smoothie, der bei einer Patientin eine schwere allergische Reaktion auslöste. Die Patientin, bei der seit Kindheit Neurodermitis, Handekzeme, eine allergische Rhinopathie, ein orales Allergie Syndrom auf Kernobst, Banane und Kiwi und ein allergisches Asthma bekannt sind, entwickelte 30 Minuten nach Genuss des Smoothies Händejucken, Herzrasen, Hitzewallungen und Schwindel. Die Gabe von Epinephrin (Fastjekt®) brachte rasch Besserung. Auf Fruchtsäfte, so die Anamnese, reagierte die Patienten dagegen nicht. Die weiterführende Diagnostik ergab unter anderem eine Allergie auf Haselnüsse, eine polyvalente Sensibilisierung und eine hochgradige Sensibilisierung gegen Birkenpollen. Die Diagnose: Anaphylaxie bei massiver PR-10-Allergen-Exposition, ausgelöst durch in der Frucht enthaltenen Allergene. Denn anders als Säfte werden Smooothies aus ganzen Früchten, oft auch samt Schale zubereitet, auch unter Zusatz von Milch und Milchprodukten, erläuterte Hartmut Timmermann, Hamburg. Empfohlen wird eine „Smoothie-arme Diät“. Säfte bleiben erlaubt.

Quelle: Klinische Fallkonferenz: Allergologische Perlen aus der Praxis für die Praxis. 4. Juni 2021

Alle Beiträge des DGP-Kongresses finden Sie im Kongressdossier.

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