Skaten reduziert ADHS-Symptome

In einer kleinen Studie ließ sich die ADHS-Symptomatik durch Skaten deutlich verbessern: Aufmerksamkeit und Konzentration nahmen zu, die Hyperaktivität ging zurück. Dass körperliche Bewegung ADHS-kranken Kindern gut tut, ist kein Geheimnis und auch wissenschaftlich belegt. Wie groß die Effekte sind und welche Formen der Bewegung am meisten nützen, ist jedoch unklar. Auf dem DGPPN-Kongress in Berlin stellte Professorin Patricia Ohrmann, Ärztliche Direktorin der LWL-Klinik in Münster, Ergebnisse einer kleinen Studie vor, in der ADHS-kranke Jungen im Skaten trainiert wurden. Ohrmann wies darauf hin, dass bei ADHS sowohl Motorik, Exekutivfunktionen wie Handlungsplanung als auch die emotionale Kontrolle gestört sind und diese Funktionen vermutlich neurobiologisch zusammenhängen. Durch eine verbesserte Motorik könnten vielleicht auch die ADHS-Beschwerden zurückgehen und die Emotionen besser kontrolliert werden. Nach Resultaten einer Metaanalyse ist körperliches Training die mit Abstand beste nichtpharmakologische Methode, um bei ADHS-Kranken die Exekutivfunktionen zu verbessern – damit würden Effektstärken (Cohen’s d) um 1,0 erreicht, mit kognitivem Training und Verhaltenstherapie nur zwischen 0,4 und 0,7. Probleme mit Feinmotorik und Balance Kinder mit ADHS haben vor allem Probleme mit der Feinmotorik, können Bewegungen situationsabhängig schlecht verlangsamen oder stoppen, sie bevorzugen archaische und großräumige Bewegungen wie Hüpfen, Rollen oder Wackeln und haben oft Schwierigkeiten mit Gleichgewicht und Balance, so Ohrmann. Für die zusammen mit Sportwissenschaftlern konzipierte Studie konnten rund 50 Jungen mit einer ADHS-Diagnose gewonnen werden. Alle waren zwischen 8 und 13 Jahren alt und sollten ihre Medikation während der Untersuchung fortführen. Ausgeschlossen wurden Kinder mit körperlicher Beeinträchtigung oder neurologischen Komorbiditäten. Geplant waren eine Skategruppe sowie Kontrollgruppen aus gesunden Kindern und eine Wartegruppe. Die Studie litt jedoch erheblich unter der Coronapandemie – bisher gibt es überwiegend Resultate aus der ADHS-Skatergruppe für einen Vorher-Nachher-Vergleich sowie zu einigen gesunden Kindern. Das Team um Ohrmann ließ die Skatergruppe von Profis zwei Stunden die Woche über 16 Wochen hinweg trainieren, die Kinder durften zusätzlich in der Freizeit üben. Die Forschenden erfassten die ADHS-Symptomatik mit standardisierten Fragebögen zur Fremd- und Selbstbeurteilung, etwa DIPSYS-II, Tests zur Exekutivfunktion (D2 und Stroop-Test) sowie Fragebögen zum Selbstwert und zur Emotionsregulation. Weiterhin prüften sie motorische Funktionen wie Handkraft, Sprungkraft und Balance. Wie sich zeigte, ging das Aufmerksamkeitsdefizit gemessen mit dem DIPSYS-II im Studienverlauf von 2,0 auf 1,5 zurück, die Hyperaktivität sank von 1,4 auf 1,1 Punkte, beide Differenzen waren statistisch signifikant. Zum Vergleich: Kinder ohne ADHS hatten jeweils weniger als 0,5 Punkte. Beim D2-Test nahm die Konzentrationsleistung von etwa 97 auf 114 Punkte zu, Kinder ohne ADHS verbesserten sich ähnlich stark. Überraschenderweise ergaben sich auf Gruppenniveau jedoch keine signifikanten Verbesserungen der Motorik, bei einzelnen Kindern hingegen schon. Hier seien noch weitere Auswertungen geplant, erläuterte die Psychiaterin. Positives Feedback lieferten sowohl Eltern als auch Kinder: „Man ist konzentrierter, weil man darauf achten muss, dass man nicht stürzt“, beschreibt eine Junge seine Erfahrungen. „Er ist ausgeglichener am Trainingstag und am Tag danach“, so die Eltern. Empfehlung der Redaktion Berichte vom hybriden DGPPN-Kongress Das Dossier zum DGPPN-Kongress 2022 Vom Psychoterror der Diktaturen, Biomarkern für Depression und LSD gegen Ängste – auf dem diesjährigen Kongress der DGPPN referierten Fachleute zu neuen Therapien und auch dunklen Kapiteln der psychiatrischen Medizingeschichte. Und in der Diskussion um die aktuelle Reform der Suizidassistenz ist vor allem eins gefordert: Klarheit. Diese und weitere Highlights haben wir für Sie zusammengefasst. basierend auf: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Berlin 23.–26.11.2022. Symposium 062. Bewegung und Sport in der Behandlung psychischer Erkrankungen: mehr als nur Ausdauertraining. Patricia Ohrmann: Skaten statt Ritalin: Verbessert Skaten die kognitiven, motorischen und emotionalen Fähigkeiten bei Kindern mit ADHS?

Springer Medizin

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