Impfungen gegen COVID-19 – was haben wir gelernt?

Auch beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) fehlte des Thema COVID-19 nicht. Es bildete den Auftakt – mit klaren Botschaften für die Versorgung von Patienten. Eine wichtige Botschaft für das Patientengespräch auf Basis von US-amerikanischen Versicherungsdaten zu den Komplikationsraten nach einer Impfung mit m-RNA-Impfstoffen ist: Die Impfungen sind sehr sicher, so Prof. Dr. Leif Erik Sander, Direktor der Klinik für Infektiologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin. Die untersuchten Komplikationen traten signifikant seltener auf als bei einer SARS-CoV-2-Infektion. Dies gelte auch für die insbesondere bei jüngeren Männern gelegentlich nach der Impfung beobachtete Myokarditis. Er betonte, dass die Impfung zudem vor kardiovaskulären Folgekomplikationen einer Infektion schützen könne. Vor allem schütze die Impfung aber hocheffektiv vor Hospitalisierungen und schweren Verläufen – das eigentliche Ziel der Impfungen. Während Geimpfte zwischen Jan und Nov 2021 ein Hospitalisierungsrisiko von 70/100.000. Zudem konnten Übersterblichkeit und Krankheitslast, wie auch deutsche Daten zeigen, massiv gesenkt werden. Wichtig zu wissen ist laut Sander zudem, dass bei >60-Jährigen der Schutz vor schwerer Erkrankung (Delta-Variante) nach zwei Impfungen schnell nachlasse. Zwei Monate nach der 2. Impfung waren die Antikörperspiegel nicht mehr ausreichend hoch. Eine Boosterung sei daher sinnvoll. Diese biete einen 20-fachen Schutz vor einer Durchbruchinfektion. Im Hinblick auf die „Immunflucht-Variante“ Omikron ist eine 3. Impfung wegen der Verbreiterung des Immunschutzes unter Nutzung der Kreuzimmunität mit Blick auf Infektion und Transmission auch der neuen Varianten BA.1 und BA.2 wichtig. Zwar komme es zu Durchbruchinfektionen, da der Schutz weniger lange halte als gegen die Delta-Variante. Wie der Vergleich der Strategien in Hongkong und Neuseeland aber zeige: Infektionen führten in Hongkong zu viel mehr Todesfällen als in Neuseeland, wo die Durchimpfungsrate viel höher war. Grundsätzlich ist die Durchbruchimpfung als Booster zu werten. Vierte Impfung für wen? Zur Frage, wer eine 4. Impfung erhalten sollte, sprechen israelische Daten für einen Nutzen bei > 60-Jährigen. Der größte Effekt wurde auf COVID-19-bedingte Todesfälle erzielt (-74%), aber auch schwere Verläufe (-62%), Hospitalisierungen (-68%) sowie symptomatische Erkrankungen (-55%) wurden signifikant gesenkt. Ob für die 4. Impfung auf den BA.1-adaptierten Impfstoff gewartet werden sollte, müsse individuell entschieden werden, sagte Sanders. Der Benefit gegenüber anderen Impfstoffen sei aber eher für jene mit intrinsisch schlechterem Impfansprechen und Risiko von schweren Verläufen von Bedeutung. Insofern sei abzuwägen, ob eher bald erneut geboostert oder der zusätzliche Benefit (evtl. auch des zukünftigen bivalenten BA.4- + BA.5-Impfstoffs) ausgeschöpft werden solle. Den bezifferte Sander mit ca. 10 Prozent. Ein relevanter Aspekt im Entscheidungsprozess könne sein, dass der Schutz vor schwerer Erkrankung länger anhalte als der vor symptomatischer Erkrankung. Immunität, Autoimmunität und SARS-CoV-2 Mit Blick auf Rheuma-Patienten und die Frage nach Immunität und Autoimmunitätsphänomenen im Kontext einer SARS-CoV-2-Infektion ergänzte Prof. Dr. Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Rheumaeinheit, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Folgendes: Die B- und T-Zell-vermittelte Immunität garantiere bei Gesunden und Patienten den Schutz vor den Folgen einer Infektion. Patienten mit chronisch-entzündlichen Rheumaerkrankungen hätten kein besonderes Risiko für eine COVID-19-Erkrankung bzw. einen schweren Verlauf. Autoimmunphänomene könnten aber schwere Verläufe begünstigen. Diese – in klinischer relevanter Intensität – könnten durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden, denn verschiedene Mechanismen, die in der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen, liegen auch bei SARS-CoV-2-Infektionen vor. Aus seiner Sicht sei dies aber nicht für SARS-CoV-2 typisch, sondern wohl eher als typische Folge einer systemischen Entzündung zu werten, wie sie in der Folge von (Virus-) Infektionen auftreten. basierend auf: COVID-19, was wir in der Patientenversorgung bei Kindern und Erwachsenen gelernt haben?, 31.08.22; Deutscher Rheumatologie-Kongress 2022, 31.08. – 03.09.22 Berlin. Alle Beiträge vom Rheumatologiekongress finden Sie im DGRh-Kongressdossier 2022.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Impfungen gegen COVID-19 – was haben wir gelernt?

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Neu im Fachgebiet Innere Medizin

Parodontalbehandlung verbessert Prognose bei Katheterablation

Antihypertensiva schützen auch alte Menschen noch vor Demenz

Stereotaktische Radiatio schlägt konventionelle Bestrahlung

Denken Sie bei starker Blutung auch an die Hemmkörper-Hämophilie

Update Innere Medizin