ESWT bei Induratio penis plastica – was gibt es Neues?

Die ESWT stellt nach wie vor eine vielversprechende konservative und minimal-invasive Therapie der Induratio penis plastica dar (IPP). Aktuelle Daten in der Literatur unterstreichen die Wirksamkeit auch im Langzeitverlauf. Die Induratio penis plastica ist eine Erkrankung des Penis, die etwa 3 – 9 % der männlichen Bevölkerung betrifft. Hauptsymptome der Erkrankung sind penile Schmerzen, vor allem bei Erektion, Plaquebildungen an der Tunica albuginea des Penis, erektile Dysfunktion (ED), Penisverkürzung, Penisdeviation und andere Penisdeformitäten. Die operative Therapie der IPP hat das Ziel, den Penis zu begradigen, wenn der Geschlechtsverkehr (GV), bedingt durch eine signifikante Penisdeviation, nicht mehr möglich ist. Die konservative Therapie ist vor allem in der Frühphase der Erkrankung indiziert, um u. a. die Schmerzen zu reduzieren und eine möglichst rasche Stabilisierung der Erkrankung zu erzielen. Mehrere konservative Therapieoptionen stehen zur Verfügung. Die Wirksamkeit der meisten konservativen Therapien ist allerdings bis heute nicht belegt. ESWT: minimal-invasive Therapie Die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT), als eine minimal-invasive Therapiemodalität, wird bereits seit mehr als 30 Jahren zur konservativen Therapie der IPP eingesetzt. Die ESWT hat in prospektiven, randomisierten Studien gezeigt, dass die Schmerzsymptomatik bei Patienten mit IPP signifikant reduziert werden kann. Ein positiver Effekt auf die Penisdeviation wurde beobachtet, jedoch ohne eine statistische Signifikanz erreicht zu haben. In den aktuellen Leitlinien der European Association of Urology (EAU) wird die ESWT zur Schmerzreduktion bei Patienten mit IPP in der akuten Phase der Erkrankung empfohlen. Wirkungsweise der IPP Die Wirkungsweise der ESWT in der Behandlung der IPP ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird postuliert, dass die Stoßwellen zum einen eine direkte Schädigung und ein sog. „remodelling“ der Plaques verursachen. Zum anderen erhöhen die Stoßwellen die lokale Durchblutung am Penis, was wiederum zur erhöhten Makrophagenaktivität und folglich zur Plaqueresorption führt. Der analgetische Effekt der ESWT soll durch eine Veränderung lokaler Schmerzrezeptoren bedingt sein. Aktuelle Daten zur ESWT bei IPP Nach aktueller Studienlage kann die ESWT bei Patienten mit therapierefraktären penilen Schmerzen eingesetzt werden, um eine möglichst rasche Schmerzlinderung zu erreichen. Die ESWT wird nicht zur Reduktion der Penisdeviation empfohlen. Zu beachten ist auch, dass durch die ESWT ggf. auch eine Zunahme der Penisdeviation resultieren kann. Darüber müssen betroffene Patienten informiert werden. Erst kürzlich wurden die Langzeitergebnisse einer prospektiven, kontrollierten Studie zur ESWT bei IPP publiziert. Das Langzeit follow-up der Studie betrug drei Jahre. Im Langzeit follow-up wurde der analgetische Effekt der ESWT bestätigt. Bei 69 % der Patienten, die zu Studienbeginn Schmerzen im Bereich des Penis angaben, waren die Schmerzen gebessert. Hier zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen der ESWT- und der Placebo-Gruppe (88,2 % vs. 46,7 %). Ein positiver Effekt der ESWT in Hinblick auf die Reduktion der Penisdeviation, wie auch eine Verbesserung der Möglichkeit zum Geschlechtsverkehr, wurde nicht beobachtet. Dies ist die weltweit erste Placebo-kontrollierte Studie zur ESWT bei IPP, die über Langzeitergebnisse berichtet. Zusammenfassung Die ESWT hat sich in den letzten Jahren als eine zusätzliche Option zur konservativen Therapie der IPP entwickelt. Da diese Therapie minimal-invasiv ist und ambulant durchgeführt werden kann, hat sie viel Zuspruch bei betroffenen Patienten erfahren. Ein weiterer Vorteil ist, dass die ESWT nahezu keine Nebenwirkungen aufweist und in den allermeisten Fällen schmerzfrei durchgeführt werden kann. Eine örtliche Betäubung o. Ä. ist nicht erforderlich. Die Ergebnisse aus der Literatur, einschließlich der Langzeitergebnisse, sind sehr Erfolg versprechend. Dennoch sollten weitere kontrollierte, vorzugsweise multizentrische, Studien durchgeführt werden, um den Stellenwert der ESWT in der Behandlung der IPP zu definieren. Quelle: Kongressausgabe der Ärzte Zeitung zum 73. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), 15.–18.9.2021, Stuttgart Empfehlung der Redaktion Der DGU-Kongress 2021 – alle Highlights Die 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie macht mit dem Motto "Eurologie" darauf aufmerksam, wie wichtig die Vernetzung in der medizinischen Versorgung, Ausbildung und Wissenschaft mit den europäischen Nachbarn ist. Highlights zum Kongress finden Sie hier im Dossier.

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