Vasektomie: Keine Angst mehr vor Verlust der Männlichkeit!

Die operative Durchtrennung der Samenleiter zur Sterilisation des Mannes beeinträchtigt nicht deren sexuelle Funktion. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, wie aus einer bayrischen Erhebung hervorgeht. Die Vasektomie als Methode der Familienplanung ist in Deutschland, zumindest im Vergleich zu anderen Ländern, nicht sonderlich beliebt. Und das, obwohl sie im Vergleich als sicherste Empfängnisverhütung gilt und der Eingriff in Lokalanästhesie mit minimalem Gewebetrauma vorgenommen wird. „In Deutschland werden jährlich schätzungsweise 50.000 Vasektomien vorgenommen“, sagte Dr. Matthias Jahnen vom Universitätsklinikum rechts der Isar in München beim Urologiekongress in Hamburg. In Nordamerika werde, auf die Bevölkerungszahl gerechnet, doppelt so oft vasektomiert. In Deutschland ist dagegen das häufigste Verhütungsmittel nach wie vor die orale Kontrazeption der Frau, die sowohl teurer als auch nebenwirkungsreicher ist als der Eingriff an den Samenleitern. Ergebnisse der Bavarian Men’s Health Study „Als Grund dafür, die Vasektomie nicht in Betracht zu ziehen, geben viele Männer neben der Endgültigkeit der Methode Angst vor negativen Einflüssen auf ihr Sexualleben und dem ‚Verlust ihrer Männlichkeit‘ an“, erklärte Jahnen. Im Rahmen der populationsbasierten Bavarian Men’s Health Study ergab sich die Möglichkeit, einen möglichen Zusammenhang zwischen Vasektomie und dem Sexualleben zu untersuchen. Dabei wurden Libidostörungen, erektile Dysfunktion und Ejaculatio praecox abgefragt. Von 2330 befragten Männern im Alter von durchschnittlich 50 Jahren waren knapp 13 Prozent vasektomiert. Der Eingriff lag im Mittel neun Jahre zurück. Es stellte sich heraus: Vasektomierte Männer waren sexuell aktiver und zufriedener als nicht vasektomierte Männer. Sie lebten häufiger in einer Partnerschaft und hatten häufiger Kinder – all diese Unterschiede waren signifikant. Unterschiede bezüglich Lebensstil oder Komorbiditäten gab es nicht. 13,5 Prozent der vasektomierten Männer litten an einer erektilen Dysfunktion, jedoch 20,5 Prozent der nicht vasektomierten Männer. Die Häufigkeiten von Libidostörungen und die Ejaculatio-praecox-Raten waren statistisch nicht verschieden. Alle Männer, die eine Beratung bezüglich dieser Verhütungsmethode suchen, „können entwarnt werden“, schlussfolgerte Jahnen. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass durch die Vasektomie langfristig ihr Sexualleben in Mitleidenschaft gezogen werde. Empfehlung der Redaktion Der DGU-Kongress 2022 – alle Highlights Die 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie fand unter dem Motto "Gemeinsam Zukunft Gestalten" als Präsenzkongress in Hamburg statt. Diskutiert wurde zum Beispiel, wie es sich mit Dauerkatheter lebt, warum eine asymptomatische Bakteriospermie einen Kinderwunsch vereiteln kann oder welche Entwicklungen in der rekonstruktiven Urologie vielversprechend sind. Quelle: Berichte der Ärzte Zeitung zum 74. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), 21.–24.9.2022, Hamburg

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