Hydrolysierte Babynahrung schützt nicht vor Typ-1-Diabetes

Säuglinge mit erhöhtem Diabetesrisiko, die im Anschluss an die Stillphase eine hydrolysierte Milchnahrung erhalten, entwickeln ähnlich häufig einen Typ-1-Diabetes wie Kinder, die mit der üblichen kuhmilchbasierten Säuglingsnahrung gefüttert werden. Einige epidemiologische und immunologische Studien haben den Verdacht aufkommen lassen, dass die frühe Zufuhr komplexer Nahrungsproteine, etwa aus Kuhmilch, bei Kindern mit entsprechender genetischer Disposition das Risiko steigern könnte, einen Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Dass diese Annahme falsch ist, legt jetzt eine Studie von Mikael Knip von der Universität Helsinki und der TRIGR-(Trial to Reduce Insulin-Dependent Diabetes Mellitus in the Genetically at Risk)Study Group nahe, an der auch ein Team des Kinder- und Jugendkrankenhauses Auf der Bult, Hannover, beteiligt ist. Die internationale Gruppe untersuchte die Hypothese, ob eine weitgehend hydrolysierte Säuglingsnahrung die kumulative Inzidenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern senken kann. In die doppelblinde randomisierte klinische Studie wurden 2159 Neugeborene mit erhöhtem Diabetesrisiko aufgrund ihrer HLA-Eigenschaften sowie eines Verwandten ersten Grades mit Typ-1-Diabetes in 78 Studienzentren in 15 Ländern randomisiert. Ein Hochrisiko-HLA-Genotyp (HLA DQB1*02/DQBI*03:02) fand sich beispielsweise bei 23,9% der Kinder. Andere HLA-Konstellationen signalisierten ein mittleres, geringes oder außerordentlich geringes Risiko. Bei 48,8% der Studienteilnehmer war die Mutter Typ-1-Diabetikerin, bei 33,4% der Vater und bei 14,3% ein Geschwisterkind. Die Ernährungsumstellung nach der Stillphase reichte mindestens bis zum Alter von sechs Monaten. Für Kinder, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht über mindestens 60 Tage stark hydrolysierte kaseinbasierte Milch oder eine konventionelle Säuglingsnahrung (80% intaktes Kuhmilchprotein und 20% hydrolysiertes Milchprotein) erhalten hatten, verlängerte sich die Umstellungsphase bis zu einem Alter von maximal acht Monaten. 80,8% der Probanden beendeten die Studie mit einer mittleren Beobachtungszeit von 11,5 Jahren. Mit der Analyse der spezifischen Autoantikörper wurde der Verlauf einer Diabetesentwicklung verfolgt. Kein Vorteil durch hydrolysierte Säuglingsmilch Bei 8,4% der Kinder, die das Kaseinhydrolysat erhalten hatten, stellte sich innerhalb der Studiendauer ein Typ-1-Diabetes (entsprechend den WHO-Kriterien) ein, in der Gruppe der konventionell ernährten Kinder lag die Diabetesquote bei 7,6%. In der adjustierten Analyse, in die das Diabetesrisiko entsprechend der HLA-Klassifizierung, die Stilldauer und die Dauer der Nahrungsintervention sowie das Geschlecht und die Lebensregion einbezogen wurden, konnten Knip und Kollegen keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich des Diabetesrisikos erkennen (Hazard Ratio, HR 1,1). Auch das Auftreten von Autoantikörpern während der präklinischen Phase sowie das durchschnittliche Alter, in dem ein Typ-1-Diabetes bei den Kindern diagnostiziert wurde, war in beiden Gruppen ähnlich (6,0 vs. 5,8 Jahre). Aufgrund ihrer Studienergebnisse sehen die Autoren der TRIGR Study Group keinen Anlass, die Ernährungsempfehlungen für Kinder mit erhöhtem Risiko für Typ-1-Diabetes zu revidieren.

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