Mehr kardiovaskuläre Ereignissen nach schweren Hypos – und umgekehrt

Zwischen schweren Hypoglykämien und kardiovaskulären Ereignissen besteht offenbar eine wechselseitige Beziehung. Betroffen sind vor allem Typ-2-Diabetiker mit mehreren Begleiterkrankungen. Die enge Verbindung von schweren Hypoglykämien zu kardiovaskulären Ereignissen – und umgekehrt – wird durch eine Post-hoc-Analyse der EXSCEL-Studie bestätigt. Ob die SHE tatsächlich die Ursache von nachfolgenden Herz-Kreislauf-Komplikationen sind, lässt sich aus der Studie jedoch nicht ableiten. Die Studienautoren um Eberhard Standl vom Helmholtz-Zentrum halten es für plausibler, dass SHE ein Indikator sind für besonders vulnerable Patienten, die eben auch kardiovaskulär stärker gefährdet sind und daher besonders umsichtig behandelt werden müssen. Hohe Komorbidität In der EXSCEL-Studie, einer placebokontrollierten Phase-3-Studie mit Exenatide und fast 15.000 Typ-2-Diabetikern, hatten innerhalb von drei Jahren 466 Teilnehmer (mindestens) eine schwere Hypoglykämie erlitten. Bei einem Viertel dieser Patienten war im Studienzeitraum auch ein kardiovaskuläres Ereignis aufgetreten: Bei 66 Teilnehmern war dieses der Hypoglykämie gefolgt, bei 50 der Unterzuckerung vorausgegangen. Im Vergleich zu den übrigen Studienteilnehmern waren die doppelt betroffenen Patienten etwa vier Jahre älter und hatten vor allem einen deutlich höheren Charlson-Komorbiditätsindex (7–8 vs. 5). Ihr HbA1c-Wert lag tendenziell sogar über dem der Vergleichsgruppe und sie wurden öfter mit Insulin behandelt. Kardiovaskuläre Mortalität nach Hypo um 60% erhöht Wurden bekannte Risikofaktoren berücksichtigt, hatten Patienten mit einer schweren Hypoglykämie im Verlauf der Studie ein um 80% erhöhtes Sterberisiko, eine um 60% erhöhte kardiovaskuläre Mortalität und ein etwa doppelt so hohes Risiko für einen Krankenhausaufenthalt wegen Herzinsuffizienz. Umgekehrt war bei entsprechender Adjustierung ein kardiovaskuläres Ereignis wie ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder eine stationär behandelte Herzinsuffizienz mit einem um das Zwei- bis Dreifache erhöhten Risiko verbunden, nachfolgend eine schwere Hypoglykämie zu erleiden. "Vorsicht mit der Dosierung von Insulin!" Dabei war das Risiko irgendeines kardiovaskulären Endpunkts nach einer schweren Hypoglykämie sowie für die umgekehrte Abfolge laut Standl und Kollegen über die Zeit relativ konstant erhöht. Lediglich beim Gesamtsterberisiko sei kurz nach der Hypoglykämie das Risiko am größten gewesen. Zusammen mit der Beobachtung, dass die doppelt betroffenen Patienten einen hohen Grad an Komorbidität aufwiesen, ist dies auch der Grund, warum die Forscher davon ausgehen, dass die schweren Hypoglykämien eher selten kausal mit späteren kardiovaskulären Ereignissen verknüpft sind: „In vielen, wenn nicht den meisten Fällen, dürften schwere Hypoglykämien eher ein Indikator für multimorbide oder gebrechliche Patienten sein, die wegen der Akkumulation von Risikofaktoren ein erhöhtes Risiko für beide Ereignisse tragen.“ Diese besonders vulnerablen Patienten, die oft durch einen hohen Komorbiditätsscore nach einem ersten kardiovaskulären Ereignis, Herzinsuffizienz, fortgeschrittene Nierenkrankheit, höheres Alter und längere Diabetesdauer charakterisiert seien, erfordern laut Standl und Kollegen „spezielle Umsicht, einschließlich einer vorsichtigen Dosierung von Insulin“.

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