Zusammenfassung
Der Diabetes mellitus kann vor allem im Rahmen von Folgeerkrankungen die sexuelle Aktivität und die damit verbundene Lebensqualität einschränken. Umgekehrt können sexuelle Probleme bis hin zu Sexualstörungen die Bewältigung des Diabetes negativ beeinflussen.
Bei sexuellen Funktionsstörungen müssen neben der körperlichen Konstitution auch psychische und partnerschaftsbezogene Faktoren im Sinne eines bio-psycho-sozialen Gefüges berücksichtigt werden. Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes, aber auch diabetesunabhängige Krankheiten sind für die Sexualität von Menschen mit Diabetes von zentraler Bedeutung, wobei von einer Geschlechtsspezifität und Altersabhängigkeit auszugehen ist.
Es ist sinnvoll, Sexualität sowie deren Störbarkeit im Rahmen der Diagnostik und Therapieplanung einschließlich der Patientenschulung zu berücksichtigen. Trotz eines hohen Leidensdruckes der Betroffenen werden sexuelle Probleme und Störungen oft nicht erkannt und einer adäquaten Behandlung zugeführt, obwohl heute eine Reihe von effektiven Therapieoptionen zur Verfügung steht. Die Mehrzahl der Studien zu Sexualstörungen bei Menschen mit Diabetes widmet sich der Erektionsstörung des Mannes. Bei Frauen ist ein Anstieg der Publikationen zu diesem Thema zu beobachten, wobei insbesondere das Problem der sexuellen Appetenz, Erregbarkeit und Orgasmusfähigkeit bei Frauen mit Diabetes zunehmend Beachtung findet. Von besonderer Bedeutung für die Störbarkeit von Sexualität erweist sich die Komorbidität mit depressiven Erkrankungen. Auch sollten Nebenwirkungen von Medikamenten im Rahmen kardiovaskulärer und neurologischer Komorbiditäten berücksichtigt werden.