Zusammenfassung
Mit der Diagnose Diabetes sind die betroffenen Menschen und ihr Umfeld mit einer Vielzahl von zwangsläufigen, jedoch häufig nicht pathologischen diabetesbezogenen Belastungen konfrontiert. Belastungen resultieren zum einen aus der tagtäglichen und lebenslangen Selbstbehandlung und zum anderen aus der psychosozialen Bewältigung der Erkrankung. Eine adäquate und funktionale Krankheitsbewältigung sowie ein angemessener Umgang mit diabetesbezogenen Belastungen sind von hoher klinischer Relevanz, da Belastungen selbst Barrieren in der Behandlung darstellen können. Eine Einschätzung möglicher pathologischer Ausprägung von Belastungsreaktionen kann nach Art und Schwere anhand diagnostischer Kriterien der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD‑10) eingestuft werden. Im Langzeitverlauf kommt es häufig zu Schwankungen in der Behandlungsmotivation und zu Vernachlässigung der Selbstbehandlung des Diabetes. Nicht selten führen die lebenslangen Diabetesanforderungen zur Überforderung. Insbesondere Patienten mit überhöhten Ansprüchen und Bemühen um die glykämische Kontrolle erleben Phasen von dauerhafter Therapieresignation bis hin zu „Diabetes-Burnout“. Belastungen treten nicht nur beim betroffenen Diabetiker auf, sondern sie können sich auch auf Seiten des Partners/der Partnerin oder in der Paarbeziehung manifestieren. Art und Umgang mit diabetesbezogenen Belastungen in der Partnerschaft können dabei die Verarbeitung und Anpassung an die Erkrankung spezifisch gefährden oder fördern. Das Vorkommen diabetesbezogener Belastung ist auch abhängig von der Verfügbarkeit individueller Bewältigungsressourcen des Patienten. Diese können zur Unterstützung des Umgangs mit Belastungen im Krankheitsverlauf systematisch erfasst werden. Neben standardisierten Fragebögen zur Erfassung von Diabetesbelastungen dient das ausführliche Gespräch mit dem Patienten als wichtige Quelle zur Erhebung von Belastungen und darüber hinaus bei auffälligem Befund zur Intervention in der (psycho‑)diabetologischen Behandlung.