Topische Sauerstofftherapie gegen diabetische Fußulzera?

Viele diabetische Fußulzera heilen schlecht oder gar nicht. Mit einer topischen Sauerstofftherapie lassen sich die Heilungsaussichten möglicherweise verbessern. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Idee bei der topischen Sauerstofftherapie ist, durch das erhöhte Sauerstoffangebot im Bereich eines diabetischen Fußulkus (DFU) die Gewebeoxygenierung zu verbessern und damit die Kollagensysnthese und die Gefäßbildung zu stimulieren, die Funktion von Fibroblasten und Leukozyten zu fördern und das Wachstum von Bakterien zu unterdrücken. Ob das in der Praxis funktioniert und die Heilung tatsächlich beschleunigt, ist umstritten, die Datenlage dazu relativ schwach. Die International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF) hat sich deswegen 2019 in ihren Empfehlungen zum Management von diabetischen Fußulzera (DFU) gegen die topische Sauerstofftherapie (Topical Oxygen Therapie, TOT) ausgesprochen. Ärzte der Universität von Queensland, die auch neuere Daten ausgewertet haben, äußern sich nun vorsichtig optimistisch zum ergänzenden Einsatz des Verfahrens. Das Ergebnis ihrer Metaanalyse lege nahe, „dass die TOT die Wahrscheinlichkeit einer DFU-Heilung erhöht“, schreiben Shivshankar Thanigaimani und Kollegen. Chance auf Heilung verdoppelt In die Metaanalyse hatten die Mediziner nur randomisierte kontrollierte Studien einbezogen, darunter zwei, die nach der IWDGF-Empfehlung publiziert worden waren. An den insgesamt sechs Studien waren 530 Patienten beteiligt, bei denen ein DFU mit einer Größe von 1,5–10 cm2 seit mindestens vier, aber weniger als 52 Wochen bestand; soweit den Angaben zu entnehmen, handelte es sich dabei überwiegend um Ulzera mit neuropathischer Ursache. 267 Studienteilnehmer erhielten eine TOT, dazu wurden unterschiedliche von der FDA zugelassene Systeme verwendet (z. B. TransCuO2® oder Epiflo®), die kontinuierlich Sauerstoff in die Wunde einbringen. Die übrigen 263 Patienten bekamen entweder eine Scheintherapie oder nur die Standardbehandlung. Die Behandlung erfolgte über 4–12 Wochen, danach wurde der Erfolg bewertet. Number Needed to Treat von 5,3 Primärer Studienendpunkt war die Ulkusheilung, definiert als vollständige Epithelialisierung. In fünf der sechs Studien gelang dies signifikant häufiger bei den Patienten mit der TOT. Insgesamt wurde durch die Intervention die Wahrscheinlichkeit einer Ulkusheilung im Beobachtungszeitraum nahezu verdoppelt (relatives Risiko, RR 1,94). Wurden die drei Studien mit hohem bzw. mittlerem Verzerrungsrisiko ausgeschlossen, war der Vorteil der TOT sogar noch deutlicher (RR 2,37). Selbst für ein Worst-Case-Szenario wäre noch von einer um mindestens 50% erhöhten Heilungschance auszugehen. Die Number Needed to Treat, also die Zahl der Patienten, die eine TOT erhalten müssen, damit es bei einem zusätzlichen Patienten zur Ulkusheilung kommt, beträgt rein rechnerisch 5,3. Die Amputationsraten waren, falls erfasst, durchgehend niedrig, Unterschiede zwischen den Gruppen waren nicht festzustellen. Auch schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten in beiden Gruppen gleich selten auf. "Vor breitem Einsatz größere Studien nötig" „Die Analyse spricht dafür, dass bei nicht heilenden neuropathischen DFU die TOT zur Behandlung in Betracht gezogen werden kann“, lautet die Schlussfolgerung von Thanigaimani et al. Sie verweisen darauf, dass die TOT anders als die hyperbare Sauerstofftherapie von den Patienten zu Hause angewendet werden kann und keine Komplikationen zu befürchten sind. Die australischen Ärzte mahnen allerdings auch zur Vorsicht bei der Interpretation der Resultate und begründen dies u. a. mit der Heterogenität der Studien und den kleinen Teilnehmerzahlen. Es sei ratsam, die TOT vor einem breiten Einsatz in größeren Studien zu evaluieren und dabei den Einfluss auf Amputationen und ischämisch bedingte Ulzera sowie die Kosteneffizienz zu untersuchen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was bringt eine topische Sauerstofftherapie (TOT) bei nicht heilenden diabetischen Fußulzera (DFU)? Antwort: Die TOT verdoppelt die Wahrscheinlichkeit einer Ulkusheilung im Zeitraum von 4–12 Wochen. Die Number Needed to Treat liegt rechnerisch bei 5,3. Bedeutung: Die TOT könnte bei nicht heilenden neuropathischen DFU als Zusatzbehandlung in Betracht gezogen werden. Einschränkung: Die in die Metaanalyse einbezogenen Studien waren klein; nicht in allen wurden Amputationsraten erfasst; DFU überwiegend neuropathisch bedingt.

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