Nicht-invasive Diagnostik und Beurteilung von Lebererkrankungen

Sowohl Vorschläge zur EASL-ALEH-Leitlinie bezüglich nicht-invasiver Serummarker als auch die Empfehlungen des BAVENO-VI-Workshops wurden während des Kongresses belegt. Ergänzend dazu ist die Scherwellenelastografie mittlerweile fester Bestandteil konventioneller Ultraschallgeräte. Die Diskussionen auf der EASL-Tagung beschäftigten sich in diesem Jahr vermehrt mit Studien zur alkoholischen Lebererkrankung. So wurde in einer großen Elastografiestudie eine exzellente Datenlage für die Diagnose oder den Ausschluss einer Leberzirrhose gezeigt, wohingegen eine Kombination mit dem Serummarker FibroTest® zu keiner weiteren Verbesserung führte. Daneben kamen Studien, welche die Qualität der transienten Elastografie weiter verbessern wollten, erneut zu dem bereits bekannten Ergebnis, dass ein IQR ≤ 0,30 das beste Kriterium für eine verlässliche Messung darstellt. Auch eine Studie bei Patienten mit chronischer Hepatitis B, die seit 5 Jahren behandelt wurden, konnte zeigten, dass Lebersteifigkeitsmessungen (LSM) mit Werten < 12 kPa zum Ausgangszeitpunkt gute Prädiktoren für einen Rückgang der Fibrose darstellen. Eine Studie zur neuen Scherwellenelastografie ElastPQ der Firma Philips Medical Systems zeigte nach Optimierung der Technik exzellente Ergebnisse in der Fibrosediagnostik bei der chronischen Hepatitis C – allerdings nur unter Verwendung von transienter Elastografie als Referenzmethode. Eine dänische Arbeitsgruppe hat eine Smartphone-App zur Identifizierung von Patienten mit einem Risiko für eine signifikante Leberfibrose bei Alkoholabusus entwickelt, welche bereits kostenfrei im AppStore und bei GooglePlay verfügbar ist. Die App berücksichtigt mehrere Risikofaktoren, inklusive der Elastografie, ist aber bisher nicht in einem unabhängigen Kollektiv validiert worden. Validierung der BAVENO-VI-Kriterien Bei der diesjährigen EASL-Tagung befassten sich mehrere Publikationen mit der Validierung der BAVENO-VI-Kriterien (1-2). Diese empfehlen, dass bei Patienten mit Leberzirrhose und einer LSM 150.000 auf eine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) mit der Frage nach dem Varizenstatus verzichtet werden kann. Mithilfe dieser Bewertung konnte die Zahl der ÖGD bei Patienten mit kompensierter Leberzirrhose um 20–24 % reduziert werden. Während bei zwei Studien nur 2–3 % der Patienten mit Risikovarizen übersehen wurden, zeigten weitere Studien eine relevante Zahl an nicht-diagnostizierten Patienten mit ösophago-gastralen Varizen (9–24 %) bei Patienten mit einem LSM-Wert < 20 kPa. Serummarker Mit FIB-4, der sich aus Alter, AST, ALT und Thrombozytenzahl berechnet, sowie dem Aspartat-Aminotransferase-zu-Thrombozyten-Index (APRI) liegt ein einfacher Serummarker vor. Den Daten zufolge ist dieser Marker für die Langzeitprognose von Patienten mit chronischer Lebererkrankung und die HCC-Vorhersage einsetzbar, teilweise vergleichbar gut, teilweise jedoch auch schlechter als die Elastografie (3). Auch bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) scheinen einfache Serummarker wie FIB-4 (4) und der NAFLD-Fibrose-Score (5) prognostisch bedeutsam. Zudem wurden mikro-RNA-basierte Marker bei chronischer Hepatitis B und C evaluiert. Sie zeigten eine bessere Differenzierung zwischen F1-2 und F3-F4 gegenüber den einfachen Serummarkern FIB-4 und APRI. Ebenso konnten Studien erneut zeigen, dass die Bestimmung von Markern der extrazellulären Matrixformation zur Fibrosediagnostik verwendet werden kann. Nicht-invasive Verfahren unter und nach antiviraler Therapie Eine interessante Studie untersuchte Serummarker 5 Jahre nach erfolgreicher antiviraler Therapie bei chronischer Hepatitis C. Dabei wurde ermittelt, dass AFP, Thrombozytenzahl und AST das Vorliegen einer fortgeschrittenen Leberfibrose besser als FIB-4 und der Forns-Index prognostizieren, und vergleichbar gut wie der APRI-Test. Möglicherweise helfen diese Tests, solche Patienten zu identifizieren, die regelmäßige Verlaufskontrollen zur frühzeitigen HCC-Erkennung über die 5 Jahre hinaus benötigen. MR-Elastografie und andere Methoden Eine Studie zur MR-Elastografie konnte bessere Ergebnisse für die Diagnose einer Lebersteatose und Leberfibrose bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung nachweisen als die transiente Elastografie. Dennoch ist dies sicherlich keine großflächig einsetzbare Alternative. Zudem wurde eine neue Infrarotspektroskopie bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung für die Diagnose einer NASH evaluiert. Die Ergebnisse in der Trainingsgruppe sind gut, in der Validierungsgruppe dagegen mäßig. Die Sensitivitäten waren mit 76–88 % zufriedenstellend. Die Autoren schlussfolgern, dass damit ein guter Test für stationäre morbide Patienten mit NASH vorliege. Praxisrelevanz Ultraschallbasierte Elastografieverfahren sind inzwischen fester Bestandteil von Leitlinien und inzwischen auch in Deutschland weit verbreitet. Alle großen Hersteller von Ultraschallgeräten bieten inzwischen eine Scherwellenelastografie integriert in konventionelle Ultraschallgeräte an. Beim aktuellen EASL-Kongress wurden die Vorschläge der EASL-ALEH-Leitlinie zu nicht-invasiven Serummarkern in mehreren Studien belegt, ebenso wie die Empfehlungen des BAVENO-VI-Workshops zur Reduktion der ÖGD bei Patienten mit LSM-Werten < 20 kPa. Zudem wurden erneut wichtige Langzeitdaten präsentiert, welche den prognostischen Stellenwert der Elastografie, aber auch einfacher Serummarker belegt. Take Home Messages Die Scherwellenelastografie wird inzwischen von allen großen Herstellern von Ultraschallgeräten angeboten und ist vergleichbar gut wie die transiente Elastografie. Die Grenzwerte der Scherwellenelastografie sind abhängig vom System und nicht einfach übertragbar. Die Empfehlungen der EASL-ALEH-Leitlinie zu nicht-invasiven Tests und des BAVENO-VI-Workshops scheinen valide anwendbar. Auch bei der alkoholischen Lebererkrankung sind nicht-invasive Verfahren einsetzbar. Zunehmenden Stellenwert gewinnt die nicht-invasive Diagnostik bei der nicht-alkoholischen Lebererkrankung, die auch in Deutschland ansteigt, mit bereits ersten guten Langzeitprognosedaten. Literatur: Chang PEJ et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S178 (PS087). Thabut D et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S178 (PS088). Unalp-Arida A et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S717 (SAT-432). Kim BK et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S718 (SAT-433). Buzzetti E et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S720-721 (SAT-439). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen (1-5) werden auf der Homepage der Hepatitis Akademie unter EASL 2016: Nicht-invasive Diagnostik und Beurteilung von Lebererkrankungen ausführlich vorgestellt. Mehr Beiträge vom EASL-Kongress 2016 finden sie in unserem Kongressdossier. Weitere Informationen Mehr zum Thema finden Sie auch unter www.hepatitis-akademie.de. Auf www.hepatitis-akademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der Hepatitis Akademie zu anderen hepatologischen Themen von der EASL2016 und früheren Kongressen, teilweise auch als eBook verfügbar. Alle Angebote sind kostenfrei.

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