Hydratation schützt nicht vor Pankreatitis

Rektale NSAR genügen, eine aufwendige intravenöse Flüssigkeitszufuhr können sich Ärzte sparen, um nach einer ERCP bei Risikopatienten eine Pankreatitis zu vermeiden. Dafür sprechen die Resultate einer großen kontrollierten Studie. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei einer endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) gehört die rektale Applikation von NSAR zum Therapiestandard, um Komplikationen wie eine Post-ERCP-Pankreatitis (PEP) zu vermeiden. Besteht ein hohes PEP-Risiko bei NSAR-Kontraindikationen, wird in europäischen Leitlinien eine forcierte periprozedurale Flüssigkeitszufuhr mit Ringer-Laktat-Lösung empfohlen, berichten Gastroenterologen um Dr. Christina Sperna Weiland von der Universität in Nijmegen in den Niederlanden. Die Flüssigkeitszufuhr soll die pankreatische Mikrozirkulation während der ERCP verbessern und auf diesem Wege einer Entzündung entgegenwirken. Dass die aufwendige intravenöse Hydratation aber auch dann noch etwas nützt, wenn die Patienten bereits rektal NSAR erhalten, konnte bislang nicht klar gezeigt werden. Die kontrollierte Vergleichsstudie FLUYT spricht nun eindeutig dagegen: Eine PEP trat bei Risikopatienten mit NSAR und forcierter Hydratation ähnlich oft auf wie bei einer alleinigen NSAR-Behandlung. An der Studie nahmen 826 Patienten aus 22 niederländischen Kliniken teil, alle benötigten eine ERCP und hatten ein moderates bis hohes PEP-Risiko, alle erhielten 30 Minuten vor dem Eingriff rektal 100 mg Diclofenac. Rund die Hälfte bekam zusätzlich eine forcierte intravenöse Flüssigkeitszufuhr mit Ringer-Laktat-Lösung, und zwar 20 ml/kg in den ersten 60 Minuten nach Beginn der ERCP, gefolgt von 3 ml/kg/h in den folgenden acht Stunden. Die Kontrollgruppe erhielt eine begrenzte Flüssigkeitszufuhr mit Kochsalzlösung (1,5 ml/kg/h). Anschließend wurden die Teilnehmer in einer Klinik für 24 Stunden auf Zeichen einer PEP untersucht. PEP bei 8–9% Im Schnitt waren die Patienten 59 Jahre alt, zu 60% Frauen und hatten einen BMI von 27. Insgesamt 28% der Teilnehmer hatten sich zuvor schon einer Cholezystektomie unterzogen. Letztlich entwickelten 8% mit forcierter Hydratation und 9% mit alleiniger NSAR-Therapie eine PEP – die Differenz war statistisch nicht signifikant. Eine moderate bis schwere Pankreatitis nach den Cotton-Kriterien trat bei 5% mit und 7% ohne forcierte Flüssigkeitszufuhr auf, auch dieser Unterschied war nicht signifikant. Keine relevanten Unterschiede gab es auch bei ERCP-bezogenen Komplikationen insgesamt, der Häufigkeit einer exokrinen oder endokrinen Insuffizienz sowie der 30-Tages-Sterblichkeit (jeweils 1%). Letztlich kann eine forcierte Hydratation weder die PEP-Inzidenz noch die Schwere einer PEP reduzieren, sofern die Patienten rektale NSAR bekommen, so das Fazit der Gastroenterologen um Sperna Weiland. Ein Nutzen der Hydratation ergebe sich offenbar nur bei Patienten ohne NSAR, hier kam eine Metaanalyse immerhin auf ein halbiertes PEP-Risiko. Sind die Patienten jedoch für eine rektale NSAR-Therapie geeignet, können sich Ärzte die intravenöse Flüssigkeitszufuhr sparen. „Die umständliche und zeitaufwendige Hydratation ist bei Patienten mit rektalen NSAR nicht gerechtfertigt“, heißt es in der Publikation. Das Wichtigste in Kürze Frage: Reduziert eine forcierte intravenöse Flüssigkeitszufuhr das Risiko für eine Pankreatitis nach einer ERCP, wenn die Patienten bereits rektale NSAR bekommen? Antwort: Die zusätzliche Hydratation hat keine erkennbaren positiven Effekte. Bedeutung: Ärzte können sich die intravenöse Flüssigkeitszufuhr sparen, wenn die Patienten für eine rektale NSAR-Therapie infrage kommen. Einschränkung: Offenes Studiendesign.

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