Neue RECIST-1.1-Kriterien – unzuverlässig?

Möglicherweise ist die Anwendung der neuen RECIST-1.1-Kriterien in der Beurteilung des Therapieansprechens bei Patienten mit metastasierten Tumoren nicht ausreichend zuverlässig. Das lassen Analysen von Radiologen in Aachen vermuten. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Um den praktischen Nutzen der RECIST-1.1-Version (Response Evaluation Criteria In Solid Tumors) herauszufinden, haben Radiologen um Dr. Christiane K. Kuhl von der Universitätsklinik Aachen 932 CT-Aufnahmen von 316 Patienten befunden lassen, die eine metastasierte Tumorerkrankung hatten. Die Beurteilung erfolgte durch drei Radiologen unabhängig voneinander, die sich jeweils für die zu bewertenden Läsionen eigenständig entschieden. Sie identifizierten insgesamt pro Patient maximal fünf Läsionen, maximal zwei pro Organ, wie es RECIST 1.1 vorgibt (in RECIST 1.0 waren es noch insgesamt maximal zehn Läsionen, maximal fünf pro Organ). Unterstützung durch spezielle Software Analysiert wurde dann die Übereinstimmung zwischen den drei Radiologen bei der Beurteilung des individuellen Tumoransprechens, und zwar als komplett, partiell, als Krankheitsprogression oder stabile Erkrankung. Außerdem wurde nach Unterschieden in der Beurteilung eines Tumorstadiums als progressive oder nicht progressive Erkrankung geschaut. Eine spezielle Software half bei der Beurteilung des Therapieansprechens: Radiologen werden mithilfe des Programms MintLesion standardisiert entlang etablierter Richtlinien wie RECIST bei der Therapiebeurteilung durch die onkologische Befundung geführt. Wie die Auswertung ergab, lag bei der Wahl der Läsionen zur Beurteilung des Therapieansprechens bei 59% der Patienten (n = 188) keine Übereinstimmung vor, weil offenbar unterschiedliche Läsionen den Radiologen ähnlich geeignet für die Beurteilung vorkamen. Wenn die Auswahl der Läsionen übereinstimmte, dann herrschte auch Einvernehmen über den Grad des Therapieansprechens, ausgedrückt mithilfe des Fleiss-kappa(κ)-Koeffizienten: 0,97 (95%-Konfidenzintervall: 0,91–1,00). Je näher der Wert bei 1 liegt, umso höher ist die Übereinstimmung. Auch bei der Beurteilung, ob es sich um eine fortschreitende oder nicht fortschreitende Erkrankung handelte, stimmten die Radiologen weitgehend überein (κ: 0,98; 95%-Konfidenzintervall: 0,90–1,0). Kein Überblick über die Gesamttumorbelastung? Wählten die Radiologen jedoch unterschiedliche Läsionen für ihre Befundung aus, stimmten sie in ihrer Beurteilung des Therapieansprechens deutlich weniger gut überein (κ: 0,58; 95%-Konfidenzintervall: 0,54–0,62). Dies galt auch für die Unterscheidung zwischen progressiver und nicht progressiver Erkrankung (κ: 0,64; 95%-Konfidenzintervall: 0,59–0,70). Bei der Einschätzung einer Krebserkrankung als progressiv stimmten Radiologen, die sich für dieselben Läsionen zur Beurteilung des Therapieansprechens entschieden hatten, bei 97,7% der Patienten überein. Wurden unterschiedliche Läsionen ausgewählt, war dies nur noch bei 55,3% der Patienten der Fall. Ihren Untersuchungen zufolge spiegele die begrenzte Zahl an Läsionen, die innerhalb der RECIST-1.1-Kriterien zur Beurteilung herangezogen werden, möglicherweise nicht die Gesamttumorbelastung oder das Therapieansprechen wider, so die Ärzte. Sie halten RECIST 1.1 für die Beurteilung des Ansprechens sogar für unzuverlässig. Allerdings wurde die Untersuchung nur an einer einzigen Klinik gemacht und unter Beteiligung von Radiologen mit ähnlichen klinischen Erfahrungen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie valide sind die RECIST-1.1-Kriterien bei der Beurteilung des Therapieansprechens bei Patienten mit Metastasen? Antwort: Bei der Auswertung von fast 1000 CT-Aufnahmen bei 316 Patienten stellte sich in der prospektiven Studie heraus, dass sich anhand der RECIST-1.1-Kriterien das Ansprechen auf die Krebstherapie nicht zuverlässig klären lässt. Bedeutung: Verschiedene Radiologen können bei Anwendung der neuen RECIST-Kriterien unterschiedliche Schlüsse bezüglich des Therapieerfolgs ziehen. Einschränkung: Die Datengrundlage beruht auf Befunden einer einzigen Klinik.

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