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Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie 3/2022

29.07.2022 | Originalarbeit

Die prädiktive Validität der deutschsprachigen Version der VRS-SO für allgemeine Sexualdelinquenz, Kontaktsexualdelikte und Täteruntergruppen

verfasst von: Mag. Kathrin Gaunersdorfer, Prof. Reinhard Eher

Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie | Ausgabe 3/2022

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Zusammenfassung

Bei der VRS-SO handelt es sich um ein gut validiertes Risikoprognoseinstrument, das neben statischen auch dynamische Risikomerkmale erfasst sowie Veränderungen der risikoassoziierten Parameter im Behandlungsverlauf abbilden kann. Anhand der vorliegenden Studie wurde die prädiktive Validität der deutschsprachigen Version der VRS-SO für unterschiedliche Tätergruppen (Vergewaltigungstäter und sexuelle Kindesmissbrauchstäter) und unterschiedliche Rückfallkategorien (allgemeine Sexualdelikte und Kontaktsexualdelikte) untersucht.
Die Stichprobe bestand aus n = 397 wegen Sexualstraftaten im österreichischen Strafvollzug inhaftierten Probanden, deren Entlassung zumindest 2 Jahre, zumeist jedoch deutlich länger (maximal 16,92 Jahre, M = 11,85 Jahre) zurücklag. Die Validitätsindizes wurden mittels AUC – wobei fixe Fünf- und Zehnjahresnachbeobachtungszeiträume gebildet wurden – und hazard ratios ermittelt.
Mithilfe des Gesamtsummenwertes der VRS-SO sowie der statischen und dynamischen Merkmale konnten sowohl ein neuerliches Sexualdelikt als auch ein neuerliches Kontaktsexualdelikt valide vorhergesagt werden. Innerhalb der dynamischen Risikomerkmale war Faktor 1 (sexuelle Devianz) für beide Rückfallkategorien prädiktiv valide. Bei den Vergewaltigungstätern nahm die prädiktive Validität des Gesamtsummenwertes der VRS-SO und der dynamischen Merkmale mit der Länge des Nachbeobachtungszeitraums zu. Es waren insbesondere dynamische Merkmale, v. a. auch aus dem Devianzfaktor, prädiktiv bedeutsam. Während die statischen Prädiktoren für die Vorhersage neuerlicher Sexualdelikte bei den Vergewaltigungstätern übereinstimmend mit früheren Studien vergleichsweise wenig Bedeutung aufwiesen, waren bei den sexuellen Kindesmissbrauchstätern statische und dynamische Risikomerkmale über alle Untersuchungszeiträume hinweg stabil prädiktiv. In dieser Gruppe erwies sich v. a. Faktor 3 (Behandlungsansprechbarkeit) als signifikant prädiktiv, während sich Faktor 1 (sexuelle Devianz) als nichtprädiktiv erwies.
Fußnoten
1
Tatsächlicher oder hochgerechneter (wenn Items nicht beurteilt werden können) Summenwert.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Die prädiktive Validität der deutschsprachigen Version der VRS-SO für allgemeine Sexualdelinquenz, Kontaktsexualdelikte und Täteruntergruppen
verfasst von
Mag. Kathrin Gaunersdorfer
Prof. Reinhard Eher
Publikationsdatum
29.07.2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie / Ausgabe 3/2022
Print ISSN: 1862-7072
Elektronische ISSN: 1862-7080
DOI
https://doi.org/10.1007/s11757-022-00729-5

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