Zusammenfassung
Psychopharmaka sowie andere ZNS-gängige Arzneimittel können potenziell psychiatrische Störungen auslösen, v. a. affektive (depressive oder manische) Zustandsbilder, Angstsyndrome, paranoid-halluzinatorische und delirante Syndrome. Dies kann im Rahmen von Intoxikationen geschehen, aber auch in therapeutischen Dosisbereichen als unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) oder interaktionsbedingt (pharmakokinetisch bzw. pharmakodynamisch). Psychiatrische UAW ergeben sich entweder aus der Hauptwirkung (z. B. depressiogene Wirkung konventioneller Antipsychotika) oder aus der psychotropen Eigenwirkung des Medikaments (z. B. glukokortikoidinduzierte maniforme Zustandsbilder). Spezielle psychiatrische UAW aus dem deliranten Formenkreis sind das zentrale anticholinerge Syndrom, das zentrale Serotoninsyndrom sowie das maligne neuroleptische Syndrom. Generell muss bei akut neu aufgetretenen psychopathologischen Störungen immer auch eine gründliche Medikamentenanamnese durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine arzneimittelinduzierte psychiatrische Störung sollte als Erstmaßnahme die verursachende Substanz abgesetzt und ggf. syndromgerichtet behandelt werden, wenn dies nicht ausreicht.