10 Jahre nach der Morbus Crohn-Diagnose ist jeder Fünfte darmreseziert

Die prospektive Epi-IBD-Kohorte gibt Einblick darüber, wie der Langzeitverlauf von Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in Europa ist und welchen Einfluss eine frühe Therapie hat. Im 10-Jahres-Verlauf mussten sich in der Studie 21% der Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn einer Darmresektion und 10% weiteren Resektionen unterziehen, berichtete Dr. Mads Damsgaard Wewer von der Universitätsklinik in Kopenhagen. Eingeschlossen worden waren 482 über 15-Jährige, die in den Jahren 2010 und 2011 neu die Diagnose Morbus Crohn erhalten hatten, davon 73 in fünf osteuropäischen und 409 in elf westeuropäischen Zentren. Die osteuropäischen Patientinnen und Patienten unterschieden sich nur geringfügig von den westeuropäischen. So waren sie bei Diagnose des Morbus Crohn etwas jünger (im Median 32,5 Jahre vs. 35,9 Jahre) und der Zeitverzug bis zur Diagnose war etwas geringer als bei westeuropäischen Betroffenen (im Median 3,4 Monate vs. 4,0 Monate). Empfehlung der Redaktion Neues zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation 2023 Welchen Einfluss hat eine frühe Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen? Wie sicher sind JAK-Inhibitoren bei der Behandlung der Colitis ulcerosa? Und ist das Absetzen von Biologika in Remission eine Option? Diese und andere Berichte vom Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation (ECCO) lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. Bei Diagnosestellung war in beiden Gruppen am häufigsten terminales Ileum, Kolon und Ileokolon betroffen (jeweils zwischen 20-30% der Patientinnen und Patienten). Nur ein geringer Anteil hatte eine Manifestation im oberen Gastrointestinaltrakt (L4). Etwa 70% wiesen zum Diagnosezeitpunkt eine nicht strikturierende, nicht penetrierende Erkrankung auf (B1 nach Montreal Klassifikation), etwa 15% eine strikturierende Erkrankung (B2). Bei etwa 9% fand sich laut Wewer eine perianale Manifestation. Therapie in den ersten zehn Jahren nach Diagnose Im 10-Jahres-Verlauf hatten in Osteuropa mehr Betroffene Mesalazin (5-ASA) erhalten als in Westeuropa (90% vs. 57%). Alle anderen Therapieoptionen wurden vergleichbar häufig eingesetzt. Kortikosteroide hatten etwa drei Viertel aller Patientinnen und Patienten beider Gruppen erhalten, Immunmodulatoren etwa zwei Drittel und Biologika etwa ein Drittel. Eine Op. war bei 21% erfolgt, in osteuropäischen Zentren numerisch aber seltener als in westeuropäischen (12% vs. 22; Hazard Ratio [HR] 0,54; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,24–1,21). Etwa 30% der Patientinnen und Patienten erhielten im 10-Jahres-Verlauf keine Eskalation über Mesalazin und Kortikosteroide hinaus. Ein weiteres Viertel erhielt Immunmodulatoren als maximale Therapieeskalation. Progress auch bei initial begrenzter Krankheitsaktivität 17% aller Patientinnen und Patienten mit initialer B1-Klassifikation zeigten im 10-Jahres-Verlauf einen Progress der Erkrankung zu einer strikturierenden (B2) oder penetrierenden (B3) Erkrankung nach der Montreal-Klassifikation. Darunter waren auch Betroffene, die zuvor bereits Biologika erhalten hatten. Über alle Patientinnen und Patienten – egal welcher Montreal-Klassifikation hinweg – schritt die Erkrankung bei 16% fort. Effekte einer frühen Therapie Der Beginn einer Biologikatherapie innerhalb der ersten sechs Monate nach Diagnose hatte in der Kohorte kein signifikant verringertes Resektionsrisiko zur Folge (HR 0,75; 95% KI 0,24–1,21), wohl aber eine früh begonnene Therapie mit Immunmodulatoren (HR 0,54; 95% 0,30–0,98). Ein Krankheitsprogress war mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit einer chirurgischen Therapie assoziiert (HR 7,62; 95% KI 3,91–14,87). basierend auf: Damsgaard Wewer M et al : Disease course of Crohn’s disease during the first ten years following diagnosis in a prospective European population-based inception cohort – the Epi-IBD cohort. Vortrag und Abstract OP18. 18th Congress of European Crohn´s and Colitis Organisation (ECCO), Kopenhagen (Hybrid), 1.-4.03.2023

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