Hodgkin-Lymphom: Pembrolizumab als Alternative zur auto-SCT

Versagt die autologe Stammzelltransplantation (auto-SCT) oder ist sie erst gar nicht möglich, können Patienten mit refraktärem oder rezidivierendem (r/r) klassischen Hodgkin-Lymphom (cHL) von einer Therapie mit Pembrolizumab profitieren, wie sich in der Phase-III-Studie KEYNOTE-204 herausgestellt hat. Die Ergebnisse der offenen, randomisierten KEYNOTE-204-Studie seien praxisverändernd und unterstützten den Immuncheckpointinhibitor Pembrolizumab als den neuen Therapiestandard für Patienten mit r/r cHL. Darüber hinaus stellten die Daten ein neues Therapieparadigma in dieser Patientenpopulation auf, freute sich Prof. Dr. John Gribben, The London Clinic, London, UK. Der Antikörper Pembrolizumab hemmt das Oberflächenprotein PD-1 („programmed cell death protein 1“) auf Tumorzellen und ist bereits in der EU zugelassen als Monotherapie zur Behandlung des r/r cHL bei Erwachsenen, wenn eine auto-SCT und eine Behandlung mit Brentuximab Vedotin (BV) oder eine BV-Therapie versagt hat bzw. wenn eine auto-SCT nicht infrage kommt. Pembrolizumab löse nun BV als Standard ab, der bisher nach einem Rückfall nach einer auto-SCT verabreicht wurde, bestätigte Prof. Dr. Pier Luigi Zinzani, Universität von Bologna, Italien. Außerdem bietet der Antikörper nun eine Standardoption für Patienten, die aufgrund von einer chemotherapierefraktären Erkrankung, Komorbiditäten oder einem hohen Alter nicht für eine auto-SCT geeignet sind. In die KEYNOTE-204-Studie wurden 304 cHL-Patienten aufgenommen, die nicht für eine auto-SCT infrage kamen oder die nach einer auto-SCT einen Rückfall erlitten. 1:1 randomisiert erhielten 148 Patienten bis zu 35 Zyklen Pembrolizumab (200 mg i.v., q3w) und 152 BV (1,8 mg/kg Körpergewicht i.v. q3w) [Zinzani PL et al. EHA.2020;Abstr LB2600]. 25 Patienten (16,9%) hätten die Pembrolizumab-Therapie zwei Jahre lang durchgehalten, jedoch nur drei (2,0%) im BV-Arm, erklärte Zinzani. 13 Patienten (8,8%) befänden sich immer noch im Pembrolizumab-Arm und weiterhin drei Patienten im BV-Arm. Hauptgrund für einen Therapieabbruch sei eine Progression gewesen bei 59 der Patienten (39,9%) unter dem Checkpointhemmer und bei 81 Patienten (53,2%) unter BV. Pembrolizumab bereits in der Erstlinie? Laut Zinzani zeigte die Pembrolizumab-Monotherapie statistisch signifikant und klinisch bedeutsam eine Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS, primärer Endpunkt) im Vergleich zu BV: Das PFS verlängerte sich um 4,9 Monate (median 13,2 vs. 8,3 Monate; Hazard Ratio [HR] 0,65; 95%-Konfidenzintervall 0,48–0,88; p = 0,00271). Die PFS-Rate nach einem Jahr lag bei 53,9% verglichen mit 35,6% im BV-Arm. Dieser PFS-Vorteil erstreckte sich auf alle Subgruppen, erläuterte Zinzani. Somit profitierten auch Patienten mit refraktärer Erkrankung (HR 0,52), ohne auto-SCT (HR 0,61) oder mit (HR 0,34) oder ohne (HR 0,67) vorheriger BV-Therapie. Die Gesamtansprechrate betrug für Pembrolizumab 65,6% im Gegensatz zu 54,2% in der BV-Gruppe und dauerte im Median 6,9 Monate länger an (20,7 vs. 13,8 Monate). Die aufgetretenen Nebenwirkungen entsprachen nach Darstellung von Zinzani dem bekannten Sicherheitsprofil beider Wirkstoffe. Möglicherweise könnte Pembrolizumab auch schon früher in der Erstlinie noch vor einer Chemotherapie eingesetzt werden, prophezeite Zinzani. Dazu würden bereits erste Studien laufen. Empfehlung der Redaktion EHA 2020 Dossier zum Kongress der European Hematology Association 2020 Dieses Jahr fand der 25. Kongress der europäischen Hämatologen virtuell statt. Aktuelle Berichte finden Sie in unserem Kongressdossier. Darin: Neue Therapiekonzepte zur Behandlung der ALL und AML im Erwachsenenalter oder Strategien nach Tyrosinkinaseinhibitor-Resistenzen bei CML. Basierend auf: Session LB2600: Phase 3, randomized, open-label study of pembrolizumab (pembro) versus brentuximb vedotin (BV) for treatment of relapses or refractory classical hodgkin lymphoma (r/r CHL): keynote-204, 25rd Congress der European Hematology Association, 11.-21. Juni 2020, virtuell

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