Statine bei Endometriumkarzinom: „Zu früh für Empfehlung“

Erneut deutet eine Studie darauf hin, dass das Risiko, an einem Endometriumkarzinom zu sterben, geringer ist, wenn die Frauen Statine einnehmen. Offen bleibt, ob es sich dabei um einen Statineffekt oder einen Statistikfehler handelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. „Statine wirken sich positiv auf das Überleben von Endometriumkarzinom-Patientinnen aus. Die Wahl als Erstlinientherapie für diese Patientinnen ist daher gerechtfertigt“: Zu dieser Schlussfolgerung waren im Jahr 2018 Forscher aus China gelangt, die dem Zusammenhang in einer Metaanalyse nachgegangen waren (Li J et al. Medicine 2018;e13264). Wissenschaftler aus dem australischen Brisbane halten diese Empfehlung jedoch für verfrüht. Sie verweisen auf erhebliche methodische Schwächen der neun metaanalysierten Studien (z. B. Immortal-Time-Bias) sowie auf zwei neuere Studien, die beide keine Assoziation zwischen Statinen und Überleben festgestellt haben. Die Forscher aus Brisbane präsentieren zwar eigene Daten, die auf eine mögliche Reduktion der krebsspezifischen Mortalität hindeuten, sie können aber auch dabei systematische Verzerrungen nicht ausschließen. Statin vor der Krebsdiagnose ohne Effekt Die neuen Daten beruhen auf der Verlinkung von australischen Krebs- und Verordnungsregistern. Von 15.703 Frauen mit Endometriumkarzinom hatten 4498 vor und 6717 nach der Diagnose ein Statin erhalten. 3066 Patientinnen starben während des Follow-up, davon 56% an den Folgen der Krebserkrankung; Todesfälle im ersten Jahr nach der Diagnose wurden dabei nicht berücksichtigt. Ob die Frauen vor der Diagnose ein Statin eingenommen hatten oder nicht, hatte keinerlei Einfluss auf Gesamt- oder krebsspezifische Mortalität. Daran änderte sich nichts, wenn die Tumortypen (I oder II) und die Statingruppen (lipophil oder hydrophil) getrennt betrachtet wurden. Besseres Outcome bei Statinbeginn nach Diagnose Anders bei den Frauen mit einer Statintherapie nach der Diagnose: Sie hatten ein um 8% reduziertes Risiko für Tod durch das Endometriumkarzinom, der Unterschied verfehlte allerdings knapp die statistische Signifikanz; die Gesamtmortalität blieb unverändert. Einen signifikanten bzw. grenzwertig signifikanten Vorteil beim krebsspezifischen Überleben hatten nur die Patientinnen, die nach der Diagnose neu mit einer Statintherapie begonnen hatten (Reduktion der Endometriumkarzinom-Mortalität um 25%) bzw. einen Typ-I-Tumor aufwiesen (minus 13%). Entgegen der Erwartung war ein günstiger Effekt außerdem nur mit hydrophilen Statinen festzustellen. Für das inverse Verhältnis von Statinen zur Mortalität wurde zudem nur eine schwache Dauer-Wirkungs-Beziehung beobachtet. Nur ein Healthy-User-Effekt? Da eine Neuverordnung von Statinen nach der Krebsdiagnose darauf hindeuten kann, dass die Patientinnen per se weniger aggressive Karzinome hatten als Frauen ohne Statintherapie (Healthy-User-Effekt), haben die Studienautoren zusätzlich Propensity-Score-Verfahren angewendet, um Patientinnen mit möglichst ähnlichen Voraussetzungen zu vergleichen. Bei einem 1:4-Matching von Statinanwenderinnen zu Nichtanwenderinnen ergab sich eine statistisch bedeutsame Reduktion der krebsspezifischen Mortalität um 35%. Eine reverse Kausalität können die Studienautoren trotzdem nicht ganz ausschließen: Zu wesentlichen Risikofaktoren wie Krankheitsstadium, Therapieansprechen und Komorbidität lagen ihnen keine Informationen vor. Die Forscher um Jia-Li Feng vom QIMR Berghofer Medical Research Institute halten es aufgrund ihrer Daten für möglich, dass Statine das Überleben mit Endometriumkarzinom verlängern. Die Evidenz dafür sei aber noch wacklig: „Es ist zu früh für eine Empfehlung, die Datenlage rechtfertigt aber eine randomisierte kontrollierte Studie.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Verbessern Statine die Überlebenschancen beim Endometriumkarzinom? Antwort: Frauen, die nach der Krebsdiagnose ein Statin erhalten, haben eine niedrigere krebsspezifische Mortalität. Bedeutung: Möglicherweise haben Statine eine günstige Wirkung auf das Karzinom, eventuell handelt es sich aber auch um einen Healthy-User-Effekt. Einschränkung: Der Zusammenhang zwischen Statinen und Überleben von Endometriumkarzinom-Patientinnen sollte jetzt in einer randomisierten Studie geprüft werden.

Springer Medizin

Statine bei Endometriumkarzinom: „Zu früh für Empfehlung“

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Bei Senioren mit Prostatakarzinom auf Anämie achten!

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Krebspatienten impfen: Was? Wen? Und wann nicht?

Müde im Alter? Auch an die Nebenniere denken

Update Onkologie