Epiglottitis bei Erwachsenen: Atemwegsmanagement bei jedem Zehnten erforderlich

Bei Erwachsenen mit Epiglottitis erhöhen Stridor, Epiglottis-Abszess und Diabetes in der Anamnese die Wahrscheinlichkeit, dass Maßnahmen zur Wiederherstellung der Atemfunktion notwendig werden. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Es gibt Hinweise, dass seit der Einführung der Impfung gegen Haemophilus influenzae B (HIB) die Inzidenz der Epiglottitis bei Erwachsenen zugenommen hat, auch wenn die Erkrankung in dieser Altersgruppe noch immer selten ist. Um die Entwicklung in den vergangenen Jahren zu überprüfen und Risikofaktoren ausfindig zu machen, die zur Einleitung von Maßnahmen für das Atemwegsmanagement veranlassen sollten, haben HNO-Ärzte um Dr. Anders Sideris von der University of New South Wales in Randwick in Australien eine Metaanalyse von 30 Studien gemacht. Dabei betrachteten sie die Studien auch unter dem Kriterium, ob sie vor oder nach der Einführung der HIB-Impfung vorgenommen wurden. Studienteilnahme ab 15 Für die Metaanalyse nutzten die Ärzte die Literaturdatenbanken MEDLINE und Embase und unterzogen die gewonnenen Daten einer Random-Effects-Modellrechnung (Modell zufallsbedingter Effekte), die Variationen etwa beim Therapieeffekt innerhalb einer Studie und zwischen den Einzelstudien zulässt. Ihr Augenmerk richteten sie auf Merkmale der Kehlkopferkrankung, die Ärzte auf eine drohende Einschränkung der Atemfunktion aufmerksam werden lassen sollten. Primäre Endpunkte der Metaanalyse mit Daten von mehr als 10.100 Patienten im Alter ab 15 Jahre waren die Prävalenz von Maßnahmen des Atemwegsmanagements und die Art der Maßnahmen (Intubation oder Tracheotomie). Sekundäre Endpunkte waren unter anderem Risikofaktoren und Komplikationen der Kehlkopferkrankung. Berücksichtigt wurden sowohl Kohortenstudien als auch randomisierte kontrollierte Studien, die zwischen 1986 und 2017 publiziert worden waren. Studien ab 2001 fielen in die Zeit nach Einführung der HIB-Impfung. Seit Beginn der HIB-Impfung Atemwegsmanagement seltener Die Auswertung der Daten ergab eine geschätzte Inzidenz der Epiglottitis bei Erwachsenen über den Gesamtzeitraum von 2,54 pro 100.000 Patienten. Dem lagen Informationen von acht Studien zugrunde. Wurden in Studien nur Daten aus der Zeit vor Einführung der HIB-Impfung berücksichtigt (n = 14), lag die Inzidenz bei 1,4, unter Verwendung von Studien seit der Impfstoffeinführung (n = 20) bei 3,6 pro 100.000 Patienten. Für die Prävalenz der Maßnahmen, die zur Sicherung der Atemwegsfunktion getroffen werden mussten, errechneten die Ärzte einen Wert von 15% auf Basis von 28 Studien mit mehr als 10.000 Patienten. Dabei entdeckten sie einen deutlichen Unterschied zwischen Studien vor und nach Einführung der Impfung. In der Zeit ohne Impfmöglichkeit betrug die Prävalenz noch 18,8%, in der Zeit danach dagegen nur noch 10,9%. Die meisten Patienten mit Epiglottitis (92%) hatten Halsschmerzen, mehr als 80% klagten über Schmerzen beim Schlucken. Fast 80% litten unter Dysphagie, und fast jeder Zweite (43%) bemerkte Veränderungen in der Stimmlage. Die Regressionsanalysen ergaben bei mehreren Parametern einen Zusammenhang mit der Notwendigkeit für ein Atemwegsmanagement. So war zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, dass solche Maßnahmen eingeleitet werden mussten, bei Patienten mit Stridor siebenfach höher als bei Patienten ohne das Atemgeräusch (relatives Risiko [RR]: 7,15). Bei einem Abszess war die Wahrscheinlichkeit mehr als verdoppelt (RR: 2,45), ebenfalls bei Diabetes in der Anamnese (RR: 2,15). Streptokokken im Abstrich und Blut die dominierenden Keime Die Ärzte heben hervor, dass das absolute Risiko für die Einleitung von Maßnahmen zum Erhalt der Atemfunktion 27% betrug, wenn ein Epiglottisabszess laryngoskopisch bestätigt wurde, und sogar 33%, wenn eine Bakteriämie vorlag. Bisherige Erfahrungen bestätigend waren mit einem Anteil von etwa 22% im Abstrich und knapp 11% in der Blutkultur Streptokokken die dominierenden Keime, gefolgt von Haemophilus-Erregern mit einem Anteil von 5,1% bzw. 9,5%. Staphylokokkeninfektionen stellten einen Anteil von 4,5% bzw. 2,1%. Die häufigste Maßnahme, die die Ärzte zur Wiederherstellung der Atemfunktion ergriffen, war die Intubation mit einer Prävalenz von etwa 10% bzw. 9,4% in der Zeit vor bzw. nach Einführung der HIB-Impfung. Dieser Unterschied war allerdings nicht signifikant. Am zweithäufigsten war die Tracheostomie mit einer Prävalenz von 5,5%. Auch hier war der Unterschied zwischen den beiden Studienzeiträumen mit Prävalenzen von 4,8% und 4,5% nicht signifikant. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Prädiktoren liefern bei Erwachsenen mit Epiglottitis Hinweise auf die Notwendigkeit, ein Atemwegsmanagement einzuleiten? Antwort: Vor allem Stridor, Epiglottisabszess und Diabetes in der Anamnese sind Prädiktoren für die Einleitung der Maßnahmen. Bedeutung: Mithilfe der flexiblen Nasoendoskopie sollte bei Erwachsenen mit entsprechenden Symptomen ein Epiglottisabszess bestätigt oder ausgeschlossen werden. Einschränkung: Ausschließlich retrospektive Studien.

Springer Medizin

Epiglottitis bei Erwachsenen: Atemwegsmanagement bei jedem Zehnten erforderlich

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

IPD-Fallzahlen & Pneumokokken-Impfung bei Kindern in Deutschland

HPV-Impfung: Auch für junge Erwachsene sinnvoll und wichtig

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen