Todesursache Nr. 1 junger Patienten mit Epilepsie: Epilepsie

Knapp 63% der Todesfälle unter Epilepsiepatienten bis zum Alter von 50 gehen direkt oder indirekt auf das Anfallsleiden selbst zurück. Wie dänische Forscher betonen, ließe sich das durch eine gute Anfallskontrolle vermeiden. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Epilepsiepatienten weisen generell eine erhöhte Mortalität auf. Ein wesentlicher Punkt dabei ist jedoch, welchen Anteil an den Todesfällen die Epilepsie selbst hat. Denn dieser Anteil könnte womöglich durch eine optimierte Behandlung verringert werden. Eine neue systematische Klassifikation der Epilepsie-bezogenen Mortalität ist vor fünf Jahren erschienen (Devinsky O et al. Neurology 2016;86(8):779–86). Unterschieden werden Todesfälle, die direkt auf die Epilepsie zurückgehen, wie SUDEP (Sudden Unexpected Death in Epilepsy), Tod im Status epilepticus, anfallsbedingte tödliche Unfälle; Todesfälle aufgrund akuter symptomatischer Anfälle, etwa binnen einer Woche nach Schlaganfall, Hirnverletzung, anoxischer Enzephalopathie oder intrakranialen chirurgischen Eingriffen; Todesfälle, die indirekt auf die Epilepsie zurückgehen, wie Aspirationspneumonie, Suizid oder kardiovaskuläre Erkrankungen, die durch die antiepileptische Medikation ausgelöst oder verstärkt werden; und Todesfälle durch zugrunde liegende neurologische Krankheiten, wie Hirntumoren, Schlaganfall, metabolische bzw. genetische oder neurodegenerative Leiden. Ein dänisches Team um den Neurologen Marius Kløvgaard von der Universitätsklinik Kopenhagen hat sich dieser Klassifikation bedient, um die vorzeitige Mortalität von Epilepsiepatienten im Alter unter 50 anhand einer großen nationalen Kohorte für die Jahre 2007 bis 2009 zu analysieren. 3,8 Millionen Däninnen und Dänen im Alter von einem bis 49 Jahren lieferten dafür Registerdaten für knapp 10,5 Millionen Personenjahre. Eine Epilepsiediagnose hatten rund 30.400 Personen, was eine Auswertung von Daten für gut 81.600 Personenjahre ermöglichte. Die Prävalenz von Epilepsie betrug 0,8%. Empfehlung der Redaktion Epilepsie – Themenseite Ob fokaler oder generalisierter Anfall – Übersichten, News, Interviews und kommentierte Studienreferate zur Epilepsie, einer der häufigsten chronischen ZNS-Erkrankungen, finden Sie auf dieser Themenseite. Sterblichkeit aufs Vierfache erhöht 7825 unter 50-Jährige in Dänemark starben im untersuchten Zeitraum (0,2%). Auch 700 Epilepsiepatienten verstarben (2,3%). Je 10.000 Personenjahre lag die Zahl der verstorbenen Epilepsiepatienten bei 86, verglichen mit 7 in der Allgemeinpopulation. Damit lag die Mortalität, roh gerechnet, unter Epileptikern rund zwölfmal so hoch wie in der übrigen Bevölkerung. Nach Abgleich gegen Alter, Geschlecht und Begleitkrankheiten war die Sterblichkeit immerhin noch fast um den Faktor 4 erhöht. Knapp 63% der Todesfälle unter Epilepsiepatienten waren mit dem Anfallsleiden selbst verknüpft. Davon waren 38% direkt mit Anfällen und 41% mit zugrunde liegenden neurologischen Krankheiten verbunden. 80% der direkt mit Epilepsie assoziierten Sterbefälle gingen auf SUDEP zurück. Indirekt hatte die Epilepsie 21% der Todesfälle verursacht, zu 80% durch eine Aspirationspneumonie. Suizide waren unter Epileptikern doppelt so häufig wie in der Vergleichspopulation. Und auch das Risiko, an alkoholbedingten Erkrankungen zu sterben, war fast aufs Dreifache erhöht. „Die Anwendung der neuen Klassifikation zeigt, dass mehr als sechs von zehn Todesfällen unter jüngeren Epileptikern auf das Anfallsleiden selbst zurückzuführen sind“, resümieren Kløvgaard und Mitarbeiter. Zumindest in manchen Fällen sei der Tod potenziell vermeidbar gewesen. „Das unterstreicht, wie wichtig eine gute Anfallskontrolle und die Stärkung der Autonomie der Patienten sind.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Ursachen haben Todesfälle von Patienten mit Epilepsie, die noch keine 50 Jahre alt sind? Antwort: 63 von 100 vorzeitigen Todesfällen von Patienten mit Epilepsie gehen auf das Anfallsleiden selbst zurück. Insgesamt ist die Sterblichkeit jüngerer Epileptiker rund viermal so hoch wie in der gleichaltrigen Allgemeinpopulation Bedeutung: Gute Anfallskontrolle könnte viele vorzeitige Todesfälle von jüngeren Epileptikern verhindern. Einschränkung: Die Studie beruhte auf Registerdaten, eine Aufschlüsselung nach Anfallsfrequenz und Epilepsietyp war nicht möglich.

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