Typische Anzeichen eines Lichen planus im äußeren Gehörgang

Bei Patientinnen und Patienten mit rezidivierender Otorrhö und/oder Gehörgangsstenose sollte ein Lichen planus oticus in Betracht gezogen werden, insbesondere bei jenen mit vorbestehendem Lichen planus. Lichen planus (LP) ist eine chronische, durch T-Zellen vermittelte entzündliche Erkrankung der Haut und Schleimhäute. Während HNO-Ärztinnen und -Ärzten ein LP der Mundschleimhaut bekannt sein dürfte, ist ein LP im äußeren Gehörgang eventuell nicht so geläufig. Deshalb hat eine Studiengruppe um Tiarnan Magos vom Royal National Ear, Nose and Throat Hospital des University College Hospital, London, insgesamt 38 Fälle aus der Literatur und auch Daten von eigenen Patientinnen und Patienten zusammengetragen, um die wichtigsten Eigenschaften des LP im äußeren Gehörgang zu benennen. 18 % der Patientinnen und Patienten stellten sich mit rein otologischen Symptomen vor, bei den restlichen Betroffenen hatte sich eine Multisystemerkrankung etabliert. Dabei wiesen 42 % einen vulvovaginal-gingivalen Lichen planus und 26 % orale, 21 % ösophageale, 21 % kutane, 11 % okuläre, 5 % penile und 3 % anale Haut- bzw. Schleimhautveränderungen auf. Frauen waren häufiger betroffen (83 %), das durchschnittliche Alter betrug 60 Jahre. Empfehlung der Redaktion Akute Otitis media – Themenseite Sie tritt plötzlich auf, gehäuft im Winter nach einem Infekt der oberen Atemwege, Leitsymptome sind Ohrenschmerzen und Fieber: Die akute Otitis media, die Entzündung des Mittelohrs. Kinder sind besonders betroffen, da Erreger durch die kürzere Tuba auditiva leichter aufsteigen können. Nachrichten, Kasuistiken und Übersichtsartikel zu der Erkrankung finden Sie auf dieser Themenseite. Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten präsentierte sich mit rezidivierender Otorrhö (87 %), beidseitigen Symptomen (58 %) sowie einer extraauralen Beteiligung (82 %). Der häufigste Befund war eine Gehörgangsstenose (74 %). Bei 18 % der Patienten wurde eine Verdickung des Trommelfells festgestellt, 11 % hatten eine vollständige Stenose. Bei lediglich acht der 38 Probandinnen und Probanden wurde eine histologische Untersuchung veranlasst, nur drei wiesen darin Merkmale eines LP aufwiesen. Die Mehrzahl der Patientinnen und Patienten wurden therapiert, am häufigsten mit topischem Tacrolimus 0,1 %. Alternativ wurden orales Hydroxychloroquin, orales Mycophenolat-Mofetil, topisches Cyclosporin, topisches Ciprofloxacin und topische Steroide (Dexamethason, Betamethason oder Clobetasolpropionat) verabreicht. Rund 80 % der Teilnehmenden berichteten von einer Verbesserung der Symptome durch die Therapien. Neun (24 %) Patientinnen und Patienten wurden chirurgisch behandelt, entweder in Kombination mit medikamentöser Therapie oder allein. Ablative Eingriffe waren jedoch meist nicht von Erfolg gekrönt und werden von Magos und seinem Team deshalb nicht empfohlen. Auf extraaurale Beteiligung achten „Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Patientinnen und Patienten mit Lichen planus oticus gleichzeitig eine vulvovaginal-gingivale bzw. peno-gingivale oder oro-mukokutane LP hat“, schließt die Studiengruppe um Magos aus ihren Ergebnissen. Daher sei es wichtig, dass bei Verdacht auf einen LP des äußeren Gehörgangs alle Hautareale, einschließlich Kopfhaut, Nägel und Anogenitalhaut, sowie relevante Schleimhautstellen, inklusive Konjunktiven, Ösophagus und Urogenitalbereich, untersucht werden. Zur Erstbehandlung empfehlen Magos et al. topische Antibiotika und Steroide, einschließlich intraläsionalem Triamcinolon. Bei schlechtem Ansprechen sei Tacrolimus-Salbe 0,1% zweimal täglich für ein bis zwei Monate unter enger klinischer Überwachung angebracht. Drittlinien-Behandlungen seien für LP des äußeren Gehörgangs noch weitgehend unerforscht. Eine histopathologische Bestätigung sei nicht erforderlich, aber in Fällen, die nicht auf die medikamentöse Zweit- und Drittlinientherapie ansprechen, könnte sie laut den Forschenden um Magos gerechtfertigt sein. Für alle Patientinnen und Patienten mit Lichen planus oticus sollte zudem ein multidisziplinärer Ansatz gewählt werden, idealerweise mit einem Dermatologen/einer Dermatologin.

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