Komorbiditäten beeinträchtigen Therapieansprechen bei RA

Komorbiditäten haben nicht nur prognostische Bedeutung für den Krankheitsverlauf bei Rheumatoider Arthritis (RA). Sie beeinflussen offenbar auch das Ansprechen auf die Rheuma-Therapie. Speziell zur Adipositas gibt es einige neue Daten. Dass Menschen mit RA ein erhöhtes Risiko etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, und vorbestehende kardiovaskuläre Komorbiditäten entsprechend ungünstig sind, ist bekannt. Begleiterkrankungen wirken sich aber offenbar auch darauf aus, wie jemand auf die Behandlung anspricht. Das gilt unter anderem für Übergewicht. In seiner Übersicht zu neuen Erkenntnissen zur RA 2023 sprach Professor Daniel Aletaha, Leiter Rheumatologie, Medizinische Universität Wien, Österreich, beim europäischen Rheumatologie-Kongress auch über die Relevanz von Komorbiditäten für die RA-Therapie. „Wir müssen RA-Patienten als multimorbide Patienten betrachten“, betonte der nun neue Präsident der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR). „Wenn wir RA-Patienten behandeln […] wird die Multimorbidität eines Patienten wichtig – für die Wahl des Medikaments, aber auch, um das Therapieansprechen abzuschätzen.“ Psychiatrische Erkrankungen stehen Remission im Weg Eine skandinavische Arbeitsgruppe hat anhand schwedischer Registerdaten aus 2007-2020 untersucht, inwieweit spezifische Begleiterkrankungen oder die allgemeine Komorbiditätslast die Wahrscheinlichkeit einer Remission unter einer Methotrexat-Monotherapie als erste Behandlung bei neu diagnostizierter RA beeinflusst [1]. Information zu Begleiterkrankungen deckte einen Fünf-Jahres-Zeitraum vor RA-Diagnose ab. Von insgesamt 11.001 neu mit RA Diagnostizierten hatten 8273 eine Verlaufskontrolle nach drei Monaten. Insgesamt erreichten 53 % drei Monate nach Therapiebeginn keine DAS28-Remission. Am häufigsten war dies mit 68 % bei psychiatrischen Begleiterkrankungen, während Krebspatienten nur in 48% die Remission verfehlten. Signifikant erhöht war das Risiko, nach drei Monaten nicht in Remission zu sein, um 8 % bei endokrinen Erkrankungen, um je 16% bei gastrointestinalen und respiratorischen Erkrankungen, um 21 % bei Infektionen und um 24 % bei psychiatrischen Erkrankungen. Drei und mehr Begleiterkrankungen erhöhten das Risiko um 27 %. Adipositas: Weniger Remission, aber auch weniger Erosionen Adipositas scheint eine Arthritis zu begünstigen: In einem Ratten-Modell mit, bei dem Forscher artifiziell eine Arthritis induzierten, vermochte eine mechanische Entladung der Hinterpfoten gegenüber einer Beladung die Gelenkentzündung zu verhindern [2]. Klinische Daten untermauern den Negativeffekt der Adipositas: Nach einer Sekundäranalyse der NORD-STAR-Studie bessert sich bei adipösen RA-Patientinnen und -patienten die Krankheitsaktivität trotz gleicher Ausgangslage seltener, und sie erreichten – therapieunabhängig – seltener die Behandlungsziele als normalgewichtige RA-Patientinnen und -patienten [3]. „Vielleicht ein Aspekt, wo Adipositas hilfreich ist, ist, dass der hohe BMI offenbar gut gegen Osteitis im MRT ist“, setzte Aletaha dagegen. Paradoxerweise haben Adipöse nämlich radiologisch weniger Progress. So fand ein holländisches Team in einer großen Kohorte von 1029 neu diagnostizierten Arthritispatientinnen und -patienten, darunter 454 mit RA, im MRT bei Übergewichtigen und Adipösen gegenüber Normalgewichtigen weniger Osteitis zu Krankheitsbeginn und zudem im Verlauf über zwei Jahre weniger Erosionen [4]. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wirken sich Komorbiditäten auf das Therapieansprechen aus? Antwort: RA-Patienten mit endokrinen, gastrointestinalen und respiratorischen Erkrankungen, Infektionen und vor allem solche mit psychiatrischen Erkrankungen erreichen seltener eine Remission. Bedeutung: Multimorbidität muss bei der Betreuung von Rheumapatienten berücksichtigt werden – nicht nur wegen etwaiger Komplikationen und für die Medikamentenwahl, sondern auch, um das zu erwartende Therapieansprechen einzuschätzen. Einschränkung: Die Ursachen des schlechteren Ansprechens bleiben zu diskutieren. Adipositas scheint hinsichtlich der klinischen Remission ungünstig – geht paradoxerweise aber mit weniger radiologischem Progress einher. basierend auf: Aletaha D: What is new in RA? EULAR 2023, Mailand, 01.06.2023 Alle Beiträge der Tagung finden Sie im EULAR-Kongressdossier 2023.

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