Fieberkrämpfe erhöhen Risiko für plötzlichen Tod in der Kindheit

Kleinkinder, die plötzlich und ohne erkennbaren Grund sterben, haben im Vorfeld signifikant häufiger Fieberkrämpfe erlebt als Kinder der Allgemeinbevölkerung. In einer US-Studie zeigte sich dies sowohl im Zusammenhang mit Todesfällen unerklärlicher Ursache als auch mit Fällen, bei denen die Todesursache letztlich geklärt werden konnte. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Der plötzliche Tod unerklärlicher Ursache (Sudden Unexplained Death in Childhood, SUDC) ist die fünfthäufigste Todesart bei Kleinkindern. Im Rahmen einer Fallstudiensammlung von 622 konsekutiven plötzlichen Todesfällen im Alter von 1 bis 17 Jahren in 18 Ländern, darunter auch Deutschland, haben Laura Gould Crandall von der New York University School of Medicine und Kollegen den möglichen Einfluss von Fieberkrämpfen untersucht. Insgesamt 391 Familien, deren Kind im Alter zwischen ein und sechs Jahren verstorben war, hatten die ihnen zu den Umständen des Kindstodes gestellten Fragen vollständig beantwortet. Bei 127 dieser Kinder fand sich eine Erklärung für den plötzlichen Tod (Sudden Explained Death in Childhood, SEDC). So erlagen 63,5% von ihnen einer Infektion – häufig einer Pneumonie 9,4% der Tode waren unfallbedingt – meist durch Ersticken. Bei 264 Kindern brachten forensische Untersuchungen keine Erklärung zutage (SUDC). Im Mittel waren die Kinder zum Zeitpunkt ihres Todes 24,9 Monate alt. 104 von ihnen hatten einen Fieberkrampf in der Vorgeschichte. Die Geschwisterkinder der SUDC-Gruppe wurden über 3144 Lebensjahre weiterbeobachtet. Keines von ihnen verstarb vorzeitig an einer ungeklärten Ursache. In beiden Gruppen signifikant mehr Fieberkrämpfe Während ein Fieberkrampf in der Allgemeinbevölkerung bei 2–5% der Kinder auftritt, lag die Prävalenz in der SUDC-Gruppe bei 28,8% und in der SEDC-Gruppe bei 22,1%. Bei 45,7% der Kinder der SUDC-Gruppe und 40,8% in der SEDC-Gruppe bestand ein terminales Fieber. Zudem waren Kinder der SUDC-Gruppe, die einen Fieberkrampf erlitten hatten, häufiger stationär behandelt worden (70,6 vs. 26,4%) und mehr Verwandte ersten oder zweiten Grades als bei SUDC-Kindern ohne Fieberkrämpfen in der Anamnese hatten fieberlose Krampfanfälle (42,6% vs. 20,7%) bzw. Fieberkrämpfe (50,0 vs. 28,1%) erlebt. Im Schlaf verstarben in der SUDC-Gruppe 4,6-mal mehr Kinder als in der SEDC-Gruppe. Crandall und Kollegen schließen aus den Ergebnissen ihrer Studie, dass die Fieberkrämpfe möglicherweise zu einigen der unerklärbaren, aber auch der erklärbaren plötzlichen Tode beigetragen haben. Es sei durchaus möglich, so die Studienautoren, dass Fieberkrämpfe von den Eltern nicht bemerkt würden oder subklinisch verliefen. Sie könnten beispielsweise im Rahmen von Erstickungstoden aufgetreten sein, bei denen das Kind nach einem Krampfanfall in der Bauchlage verblieben war. Möglicherweise trage der Fieberkrampf auch zum Tod bei einigen der SUDC-Fälle über einen ähnlichen Mechanismus wie bei einem ungeklärten Tod bei Epilepsie (SUDEP) bei. Auch SUDEP-Fälle würden häufig in der Bauchlage vorgefunden, vor allem nach tonisch-klonischen Anfällen. Um präventive Strategien zu entwickeln, so die Autoren, seien populationsbasierte Untersuchungen erforderlich. Dabei könnten klinische Merkmale oder Biomarker von Risikopatienten untersucht werden, um letztlich Präventionsstrategien zu entwickeln. Das Wichtigste in Kürze Frage: Erhöhen Fieberkrämpfe das Risiko des plötzlichen Todes im Kindesalter und sind sie für einige dieser Tode mitverantwortlich? Antwort: Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung waren plötzliche Tode sowohl in der Gruppe der Kinder mit ungeklärter als auch mit geklärter Todesursache häufiger. Bedeutung: Patienten mit Fieberkrämpfen haben ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Tod. Einschränkung: Die Interviewdaten wurden zu verschiedenen Zeitabständen nach dem Tod des Kindes erhoben.

Springer Medizin

Fieberkrämpfe erhöhen Risiko für plötzlichen Tod in der Kindheit

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Pädiatrie

Neuer Typ-1-Diabetes bei Kindern am Wochenende eher übersehen

Neue Studienergebnisse zur Myopiekontrolle mit Atropin

Spinale Muskelatrophie: Neugeborenen-Screening lohnt sich

Fünf Dinge, die im Kindernotfall besser zu unterlassen sind

Update Pädiatrie