„Best breast“ liegt im Auge des Betrachters

Das Verständnis von Schönheit ist und bleibt subjektiv. Dennoch sind Brustaugmentationen noch immer en vogue und stehen weit oben auf der Liste schönheitschirurgischer Eingriffe. Was aber treibt die Frauen bei dieser Entscheidung an? Schönheitsideale ändern sich über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte. Das zeigt auch der Vergleich von Fruchtbarkeitsgöttinnen und der Venus von Milo. Schon immer haben Frauen versucht, ihre Brust mit Hilfsmitteln hervorzuheben und zu verschönern, wobei von den früheren Korsagen und Korsetten nur noch der Push-up geblieben ist, so Professorin Dr. Christine Solbach, Brustzentrum am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Wenn Brustveränderung, dann Augmentation Auf dem diesjährigen BVF Fortbildungskongress (FOKO) berichtete sie über die Trends: Aktuell stehen Brustveränderungen weit vorne auf der Liste schönheitschirurgischer Maßnahmen, aber sie sind nicht die Nummer 1. Von den Behandlungsanfragen, die 2021 gestellt wurden, handelte es sich bei 12,8 % um eine Brustvergrößerung (per Implantat). Aber 14,6 % fragten nach einer Oberlidstraffung und 12,4% nach einer Fettabsaugung. An einer Bruststraffung waren nur knapp sechs Prozent interessiert, an einer Brustverkleinerung 4,3%. Bei den unter 30-Jährigen überlegte sich knapp ein Viertel eine Brustaugmentation und jeweils fünf Prozent eine Bruststraffung oder Brustverkleinerung. Laut einer Statistik der DGÄPC (Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie) aus dem Jahre 2021 ist die Behandlung mit Botulinumtoxin der Spitzenreiter unter den insgesamt durchgeführten Maßnahmen mit einem Anteil von 33,5%, gefolgt von der Faltenunterspritzung mit 32,1% und der Oberlidstraffung bei 8,2%. Die Brustaugmentation belegte den vierten Platz mit 7,7%. Dies, so Solbach, sei auch dem durch die Pandemie ausgelösten „Zoom-Boom“ geschuldet, bei dem das Gesicht in den Vordergrund rückt. Den ästhetischen Makel reduzieren Doch weshalb lassen die Frauen sich das Messer an die Brust anlegen? Motivation ist vor allem (bei 52%) die Reduzierung eines ästhetischen Makels. Ein Drittel will das Selbstbewusstsein steigern. Die Hoffnung auf verbesserte Chancen im Beruf steht an letzter Stelle. Dazu kommen medizinische Indikationen, etwa nach einer Mastektomie oder bei einer sekundär erworbenen Form- und Größenveränderung. Die Liste der Komplikationen im Rahmen einer Brust-Op sind umfangreich, darunter Infektionen, Serome, Durchhängen des Implantats, Kapselfibrose und Lymphknotenschwellung, aber auch die BIL („breast implant illness“), die mehr als 80 Symptome subsummiert. Die BIL sollte ernst genommen werden so Solbach. Zu der Symptomatik gehören unter anderem Myalgie, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche, aber auch ein trockener Mund. Erhöhtes Suizidrisiko Solbach skizzierte eine typische Patientin, die sich für eine Brustvergrößerung entscheidet: Es handle sich eher um dünne, große, gut ausgebildete Frauen zwischen 28 und 44 Jahren, die rauchen und Alkohol trinken. Ihr Risiko für Depression, Angst oder eine neurotische Entwicklung sei erhöht. Es konnte zudem gezeigt werden, dass Frauen, die eine Brustveränderung durchführen lassen, ein zwei- bis dreifach erhöhtes Suizidrisiko haben. Ein systematischer Review schlägt daher ein Suizid-Präventions-Modell vor. Solbach betonte, es sei Aufgabe der Ärzte und Ärztinnen, „die Möglichkeiten und Grenzen von ästhetisch-chirurgischen Eigriffen aufzuweisen und Erwartungen und Wünsche ins richtige Licht zu rücken“. Basierend auf: Vortrag „The Best Brest – Wünsche und Hoffnungen“ Prof. Dr. med. Christine Solbach, Fortbildungskongress des Berufsverbands der Frauenärzte, 11.03.22, Düsseldorf (hybrid)

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