Dysmenorrhö und Endometrioseschmerz: Chronifizierung vermeiden

Chronische Unterbauchschmerzen erfordern ein differenzialdiagnostisches Vorgehen und eine frühzeitige Therapie. Dabei ist es entscheidend, neuroplastischen Veränderungen vorzubeugen. Doch bis die zugrundeliegenden Ursachen erkannt werden, vergehen oft Jahre. Die Liste der Erkrankungen, die zu chronischen Unterbauchschmerzen führen, ist sehr lang. Berücksichtigt werden müssen urologische, muskuloskelettale sowie psychische Ursachen. Auch gastrointestinale Erkrankungen oder gynäkologische Ursachen wie die Endometriose gehören auf die Liste. Übeltäter Endometriose und Dysmenorrhö Eine Endometriose zu erkennen, ist nach wie vor schwierig. Bis zur richtigen Diagnose dauert es im Durchschnitt zehn Jahre. „Das bedeutet, bei fünf Schmerztabletten im Monat, dass die Frauen insgesamt gesehen mehrere Jahre Schmerzen haben, ehe eine Diagnose gestellt wird“, berichtete Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner von der Charité – Universitätsmedizin Berlin auf dem FOKO. Neuere Umfragen aus Australien belegen, wie ausgeprägt und einschränkend auch eine Dysmenorrhö für Frauen sein kann. Hier gaben 92% der jungen Frauen Menstruationsschmerzen an, die auf der numerischen Analogskala (0–10) bei durchschnittlich 6 lagen [1]. „Ist das wiederkehrend der Fall, ist das ein Risikofaktor für die Entwicklung von chronischen Schmerzen“, warnte Mechsner. Schmerzsteigerung durch neuroplastische Veränderungen Wiederkehrende Schmerzen führen dazu, dass die Schmerzmodulation auf Rückenmarksebene verändert wird. Es werden andere Schmerzmediatoren freigesetzt, das nozizeptive Feld vergrößert sich und der Körper wird sensitiver für Schmerzen. So kann eine an sich nicht schmerzhafte Berührung zu einer schmerzhaften Reaktion führen. „Ausschlaggebend für den weiteren Verlauf ist bei allen Erkrankungen die Früherkennung und frühzeitige Therapie“, so Mechsner. In der zur Begutachtung eingereichten Leitlinie Chronischer Unterbauchschmerz der Frau heißt es dazu: Um eine Chronifizierung des Schmerzes zu vermeiden, soll frühzeitig ein interdisziplinäres Vorgehen abgestimmt werden. Empfehlung der Redaktion Neues aus der Gynäkologie FOKO 2023 – Kongressdossier Wie muss Krebsnachsorge in Zeiten neuer Therapieansätze aussehen? Und wie können Frauenpaare bei der Realisierung des Kinderwunschs unterstützt werden? Diese unter andere aktuelle Fragen wurden auf dem Fortbildungskongress (FOKO) des Berfusverbandes der Frauenärzte e.V. 2023 in Düsseldorf diskutiert. Im Kongressdossier finden Sie die Highlights. „Selbstverständlich gehört zur Therapie der chronischen Schmerzpatientin auch eine Analgesie“, erinnerte Mechsner. Analgetika sollten beim chronischen Unterbauchschmerz jedoch nicht dauerhaft eingesetzt werden. Bei Schmerzexazerbation kann eine zeitlich befristete (1–8 Tage) symptomatische Therapie mit Metamizol, Paracetamol, NSAR und Coxiben empfohlen werden. Opioide sollten nur im Rahmen individueller Therapieversuche, dann vorzugsweise durch einen Schmerztherapeuten, erfolgen. Sinnvoll sind weiterführende Therapien wie eine Beckenboden-spezifische Physiotherapie oder Akupunktur. „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit“, so Mechsner. Die Leitlinie sieht vor: Eine multimodale Therapie sollte Patientinnen mit chronischen Unterbauchschmerzen angeboten werden. Basierend auf: Vortrag „Leitlinie chronischer Schmerz (inkl. Endometriose)“ Prof. Dr. med. Sylvia Mechsner, 10.3.2023, FOKO Fortbildungskongress des Berufsverbands der Frauenärzte 2023, Düsseldorf, 08.-11. März 2023

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