Erschienen in:
30.10.2018 | Apoplex | Leitthema
Inzidenzen von Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus
St. Vincent-Trends
verfasst von:
Dr. sc. hum. Heiner Claessen, Tatjana Kvitkina, Maria Narres, Andrea Icks
Erschienen in:
Die Diabetologie
|
Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Reduktion der Folgeerkrankungen des Diabetes wie Amputation, terminale Niereninsuffizienz, Erblindung, Herzinfarkt und Schlaganfall wurde 1989 in St. Vincent (Italien) zum Ziel erklärt. Jedoch sind die epidemiologischen Daten zur Evaluation dieser Ziele in Deutschland bisher limitiert.
Ziel
Die zeitliche Entwicklung der Inzidenz von Folgeerkrankungen des Diabetes sollte bei Personen mit im Vergleich zu solchen ohne Diabetes untersucht werden.
Material und Methoden
Die alters- und geschlechtsstandardisierten Inzidenzraten der Folgeerkrankungen bei Personen mit Diabetes wurden geschätzt und mit den Ergebnissen bei Menschen ohne Diabetes mittels populationsbasierter Daten für Deutschland verglichen.
Ergebnisse
Die Inzidenz von Amputationen der unteren Extremitäten sowie Schlaganfall ging in der Bevölkerung mit Diabetes zurück und blieb bei Personen ohne diese Stoffwechselerkrankung stabil. Dagegen sank die Erblindungsrate sowohl bei Personen mit als auch ohne Diabetes deutlich. Die Analyse der Niereninsuffizienz ergab keinen zeitlichen Trend. Die zeitliche Veränderung der Inzidenz für einen Herzinfarkt war geschlechtsspezifisch: Bei Frauen mit Diabetes und in der nichtdiabetischen Bevölkerung fand sich eine Reduktion, bei Männern mit Diabetes dagegen ein Anstieg. Bei allen Folgeerkrankungen blieb die Inzidenz bei Personen mit Diabetes 2‑ bis 8‑fach höher als bei Menschen ohne diese Stoffwechselerkrankung.
Diskussion
In Deutschland ist ein deutlicher Rückgang der Inzidenz der meisten Folgeerkrankungen des Diabetes zu erkennen. Allerdings ist die Erkrankungsinzidenz bei Personen mit vs. ohne Diabetes immer noch deutlich höher. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für Weiterentwicklungsmaßnahmen in der diabetologischen Versorgung.