So oft machen Diabetikernieren schlapp

Eiweiß im Urin, eine zunehmend schlechte glomeruläre Filtration und letztlich die Dialysepflicht – dies sind für viele die renalen Stationen einer langjährigen Diabeteserkrankung. Australische Wissenschaftler haben jetzt die weltweite Studienlage zum Zustand der Nieren gesichtet. Mit der stetig zunehmenden Zahl an Diabetikern wird zwangsläufig auch die Zahl der Folgeerkrankungen in die Höhe schnellen. Eine der häufigsten Komplikationen, die 20–30% aller Typ-1- und Typ-2-Diabetiker einholt, ist die chronische Niereninsuffizienz. Wie oft dieses Leiden bei Diabetikern weltweit diagnostiziert wird, haben jetzt australische Wissenschaftler im Rahmen eines systematischen Reviews untersucht. Hierzu sichteten Digsu Koye vom Baker IDI Heart and Diabetes Institute und Kollegen die Daten aus letztlich 71 Studien, darunter 56 prospektive und 15 retrospektive Kohortenstudien. Eingeschlossen waren insgesamt 821.252 Typ-1- und Typ-2-Diabetiker aus weltweit 30 (Industrie-)Ländern. Eine der Studien umfasste Daten aus 16 europäischen Ländern. Die Belege der einzelnen Studien für die Nierenerkrankungen basierten auf unterschiedlichen Untersuchungsmethoden, darunter die Bestimmung von Albumin und Protein im Urin (AER) und des Albumin-/Kreatinin-Quotienten im Urin (ACR); die geschätzten GFR (eGFR) wurde mittels MDRD-Formel sowie weiterer Berechnungsmethoden ermittelt. Je nach Studiendesign wurden sowohl Einzelmessungen als auch Mehrfachbestimmungen und 24-h-Proben berücksichtigt. Jährlich bis zu 4% neue Niereninsuffizienzen Die jährliche Inzidenz der Mikroalbuminurie und Albuminurie lag bei Typ-1-Diabetikern zwischen 1,3% und 3,8%. In Studien mit Typ-2-Diabetikern sowie bei Untersuchungen, in denen beide Diabetes-Typen gemeinsam erfasst worden waren, ermittelten Koye und Kollegen eine Inzidenz zwischen 3,8% und 12,7%. In vier von sechs Studien ergab sich eine jährliche Rate von 7,4–8,6%. Bei 2–4% der Patienten pro Jahr sank die eGFR unter 60 ml/min/1,732 (nach MDRD-Berechnung: 1,9– 4,3%, Ausnahme: eine Studie mit 8,9%). In insgesamt 40 Studien war die Häufigkeit der terminalen Niereninsuffizienz untersucht worden. Fast immer war die Dialysepflicht als Kriterium für dieses Stadium definiert. Insgesamt ermittelten Koye und Kollegen hier eine jährliche Quote von 0,04–1,8% . Trotz erheblicher methodischer Differenzen zwischen den Studien, so das Resümee von Koye und Kollegen, unterschieden sich die Inzidenzraten nur mäßig. Dennoch plädieren die Autoren der Metaanalyse für eine Standardisierung der Untersuchungsmethoden, um die Inzidenzraten und die Progression von Nierenerkrankungen besser zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen vergleichen zu können.

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