Häufige Fehlerquellen in der Praxis

Der Mensch ist nicht frei von Fehlern. Davon bleibt leider auch die Medizin nicht verschont. Daher sollten Dermatologen und Dermatologinnen die unterschiedlichen Fehlerarten kennen, um vorbereitet zu sein, falls es doch einmal dazu kommt. Prof. Dr. Peter Elsner vom SRH Wald-Klinikum Gera präsentierte einen Gutachtenfall eines Patienten, der aufgrund eines arteriellen Verschlusses des linken Beines in einer Klinik behandelt wurde. Auf dem Patientenbegleitblatt waren eine Novalgin- und Penicillinallergie vermerkt. Kurz nach der Aufnahme erhielt er trotzdem eine Ampulle Novalgin und nach der Arterienthrombektomie einmalig u.a. prophylaktisch Amoxicillin-trihydrat. Der Mann entwickelte ein generalisiertes Exanthem, was das hinzugezogene dermatologische Team als fixes toxisches Arzneimittelexanthem diagnostizierte. Die Diagnosen auf dem Entlassungsbericht umfassten Penicillin- und Novalgin-Allergie sowie ein fixiertes toxisches Arzneimittelexanthem. Vier Jahre später wurde der Mann mit starken Oberbauchschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Durchfall in die Notaufnahme desselben Klinikums eingeliefert. Der Rettungsdienst dokumentierte eine Penicillinallergie. Da der Patient nicht auskunftsfähig war, erfolgte die Erhebung der Anamnese über die Ehefrau, die mehrmals auf die bestehende Novalgin- und Penicillinallergie hinwies. Am Aufnahmetag erhielt der Mann u.a. Novalgin als Kurzinfusion, am Folgetag das Medikament viermal täglich. Er entwickelte eine Hautrötung, die mit einer Sonnenbrandcreme behandelt wurde. Am 3. Tag bekam er u.a. Novalgin zweimal. Nach fünf Tagen wurde er aufgrund einer schweren Hautreaktion in die dermatologische Klinik verlegt. Die Diagnose lautete: Toxische epidermale Nekrolyse bei bekannter Metamizol-Allergie. Jeder dritte Behandlungsfehlervorwurf wird bestätigt „Eine wichtige Botschaft ist hier: Ein Fehler kommt selten allein“, sagte Prof. Elsner. Im vorliegenden Fall hätten Fehler vermieden werden können, wenn die Kolleginnen und Kollegen das Aufnahmeblatt gelesen und danach gehandelt hätten, gleiches galt für den Arztbrief. In der Zweitbehandlung hätte man die Fremdanamnese ernst nehmen müssen. Außerdem sei es wichtig, rechtzeitig einen Expertenrat einzuholen. Fehler im rechtlichen Sinne umfassen (grobe) Behandlungsfehler, Aufklärungs-, Befunderhebungs-, Sicherungsaufklärungs- und Dokumentationsfehler sowie Fehler aus „voll beherrschbarem Risiko“. Laut einer Analyse der Behandlungsanlässe von 337 Gutachten der Norddeutschen Schlichtungsstelle wird in der Dermatologie jeder dritte Behandlungsfehlervorwurf bestätigt. In mehr als 25 % der Fälle kam es zu einem Schadensersatz. Als häufigste Fehler in der Dermatoonkologie nannte der Experte die versäumte Auflichtmikroskopie, eine versäumte Biopsie sowie eine dermatohistologische Fehldiagnose beim Melanom. Beim Basalzellkarzinom sind häufige Fehler eine nicht schnittrandkontrollierte Exzision sowie eine versäumte Nachexzision, wenn nicht in toto exzidiert wurde. Um Fehler zu vermeiden, sollte eine Sicherheitskultur etabliert werden – zum Beispiel mittels Checklisten, Leitlinien, QM, Kommunikation, Teamwork und CIRS. Ist ein Fehler passiert gilt es, den Schaden zu mindern und den Betroffenen (s. BGB § 630c Abs. 2) sowie Berufshaftpflicht und Vorgesetze zu informieren. Die Dokumentation sollte gesichert und anwaltlicher Rat eingeholt werden. Empfehlung der Redaktion Kongressdossier FOBI 2022: Alle Highlights vom Kongress Dieses Jahr begleiteten wir die 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI) in München virtuell. Unsere Highlights von der FOBI 2022 Hybrid finden Sie hier im Kongressdossier. basierend auf: „Vorsicht Falle! Fehlerquellen in der Praxis“ Vortrag von Prof. Dr. Peter Elsner, SRH Wald-Klinikum Gera. Im Rahmen der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI), 12. – 16.07.2022, München hybrid.

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