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22.05.2023 | FSME | Nachrichten

Risiken unterschätzt

FSME: Schwere Verläufe vor allem bei Senioren!

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Die Risiken einer FSME-Infektion werden vor allem bei älteren Menschen oft unterschätzt. Dabei sind es gerade sie, die durch ihr Freizeitverhalten Gefahr laufen, sich zu infizieren und schwer zu erkranken. Ein Infektiologe und ein Neurologe vom LMU Klinikum München mahnen, diese Gruppe beim Impfen besonders ins Visier zu nehmen.

Die Komplikationen, die eine FSME-Erkrankung nach sich ziehen kann, werden in der Bevölkerung unterschätzt, Impfnebenwirkungen dagegen überschätzt. Das zeigen die Daten einer aktuellen Studie aus dem Robert Koch-Institut (RKI) und dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Nach PD Dr. Ulrich Seybold, Infektiologe am LMU Klinikum München Innenstadt, weist gerade die Gruppe mit besonders hohem Risiko einer FSME-Infektion, nämlich Personen über 60 Jahre, besonders schlechte Durchimpfungsraten auf.

Schlusslichter Bayern und Baden-Württemberg

Schlusslichter beim Impfen sind ausgerechnet Bayern und Baden-Württemberg, die mittlerweile vollständig als FSME-Risikogebiete gelten (s. Kasten). Hier liegen die Quoten für einen aktuellen, vollständigen Impfschutz (mindestens drei Dosen) insgesamt bei lediglich 23% bzw. 18%.

Im Jahr 2022 wurden dem RKI insgesamt 546 FSME-Fälle gemeldet. Am häufigsten betroffen waren Männer im Alter zwischen 60 und 69 Jahren. Bei mehr als der Hälfte dieser gemeldeten Fälle (55%) lag eine neurologische Manifestation (Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis) vor, wobei das RKI davon ausgeht, dass die ZNS-Beteiligung generell unterschätzt wird. 98% der erfassten FSME-Erkrankten waren den Daten zufolge nicht oder nur unzureichend geimpft.

Vakzine bietet sicheren Schutz

Dabei ist die Effektivität der FSME-Vakzine nach Seybold hoch: In der genannten Studie habe der Impfschutz nach mindestens drei Dosen knapp 97% betragen. Waren seit der letzten Auffrischung mehr als die empfohlenen drei bis fünf Jahre, aber weniger als zehn Jahre vergangen, erreichte der Wert noch gut 91%, und selbst nach mehr als zehn Jahren waren die Teilnehmenden immer noch zu fast 89% geschützt.

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Auch heterologe Serien mit verschiedenen FSME-Vakzinen oder unregelmäßige Impfabstände sind nach Seybold „kein Problem“. Der Infektiologe betonte, dass man bei Personen jenseits der 65 „kein relevantes Nachlassen der Vakzineffektivität im Vergleich zu jüngeren Impflingen“ festgestellt habe.

Höheres Alter als Risikofaktor für schweren Verlauf

Schuld daran, dass ältere Menschen relativ häufig an FSME erkranken, ist nach Prof. Matthias Klein vom LMU Klinikum Großhadern vor allem deren Freizeitverhalten: Sie sind häufiger in der Natur, gehen mit dem Hund spazieren, sind bei der Gartenarbeit in engem Kontakt mit Pflanzen. Dies stellt dem Neurologen zufolge vor allem dann ein Risiko dar, wenn der Garten in einem Risikogebiet weniger als 500 m von einem Wald entfernt gelegen ist.

Höheres Alter ist laut Klein auch ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf. Einen solchen hatten von 1040 litauischen FSME-Erkrankten mit nachgewiesener ZNS-Beteiligung knapp 15%. Davon waren 24% an einer Meningoenzephalomyelitis erkrankt, 41% waren zwischen 70 und 79 Jahre alt. 80% von 1000 hospitalisierten Teilnehmenden wiesen bei Entlassung aus der Klinik Folgeschäden auf.

Ganz Süddeutschland ist jetzt FSME-Risikogebiet!

Im März 2023 hat das Robert Koch-Institut (RKI) drei neue Regionen in Deutschland als FSME-Risikogebiete ausgewiesen: den Stadtkreis München, den Landkreis Fürstenfeldbruck und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Damit ist die FSME-Impfung nun ausnahmslos für ganz Süddeutschland indiziert und kann entsprechend als GKV-Leistung abgerechnet werden. Ein zeitlich begrenzter Impfschutz (etwa für Feriengäste aus Nichtrisikogebieten) erfordert laut RKI mindestens zwei Dosen, ein länger bestehender Impfschutz drei Dosen. Die erste Auffrischimpfung erfolgt nach drei Jahren, danach werden je nach Altersgruppe und verwendeter Vakzine Abstände von drei bis fünf Jahren empfohlen.

basierend auf: Infektio Update, Berlin, 12.–13. Mai 2023

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