Bezafibrat hilft gegen cholestatischen Juckreiz

Bezafibrat, seit Langem als Lipidsenker in Gebrauch, hat in einer kleinen Studie den Cholestase-assoziierten Juckreiz von Patienten mit fibrosierenden Cholangiopathien gelindert. Mit der Cholestase einhergehender Juckreiz ist eines der hauptsächlichen und quälendsten Symptome von Patienten mit fibrosierenden Cholangiopathien. Die therapeutischen Optionen sind begrenzt. Ursodesoxycholsäure wirkt nicht sicher gegen Pruritus, andere Substanzen wie Sertralin, Naltrexon und Rifampicin schlagen ebenfalls nicht immer durch und werden bisweilen schlecht vertragen. Ein niederländisch-spanisches Team von Leberspezialisten um Elsemieke de Vries, Universitätsklinik Amsterdam, hat im Zuge einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie den Versuch unternommen, cholestatischen Juckreiz mit Bezafibrat zu bekämpfen. 74 Patienten wurden für die Studie gewonnen, 46 mit primär sklerosierender Cholangitis, 26 mit primär biliärer Cholangitis und 2 mit sekundär sklerosierender Cholangitis. Sie hatten mäßigen bis schweren Juckreiz (≥ 5 von 10 Punkten auf einer Analogskala) und erhielten 400 mg Bezafibrat (38 Patienten) oder ein Placebo (36), jeweils einmal täglich. 70 Patienten beendeten die Studie; ein Teilnehmer aus der Verum- und drei aus der Placebogruppe zogen sich aus der Studie zurück. Juckreizreduktion nach drei Wochen Primärer Endpunkt war die Reduktion des Juckreizes nach dreiwöchiger Behandlung um mindestens die Hälfte auf der Analogskala. Dieses Ziel erreichten in der Intention-to-treat-Analyse 45% der Teilnehmer in der Bezafibrat- und 11% in der Placebogruppe. Auch in sekundären Endpunkten wie beispielsweise der Reduktion der morgendlichen und abendlichen Juckreizintensität und der Senkung der alkalischen Phosphatase schnitt Bezafibrat signifikant besser ab. „Bezafibrat ist Placebo überlegen, was die Minderung von mäßigem oder schwerem Juckreiz von Patienten mit sklerosierender oder primär biliärer Cholangitis angeht“, folgern daher de Vries und Kollegen. Fragt sich aber, weshalb das so ist und wie die Forscher überhaupt auf die Idee gekommen sind, Bezafibrat gegen cholestatischen Juckreiz einzusetzen. De Vries und Kollegen erklären dies mit ihren Überlegungen dazu, wie cholestatischer Juckreiz entsteht. Sie gehen davon aus, dass ein bisher nicht identifizierter Faktor X existiert, der in der Cholestase pruritogen wirkt. Andere Kopruritogene seien in der Galle nicht nachweisbar, dennoch führe die Drainage von Gallensaft bei Patienten mit schwerstem Juckreiz binnen 24 Stunden zu einer Verminderung der Beschwerden. „Wir spekulierten, dass die hepatobiliäre Schädigung durch fibrosierende Cholangiopathien die Bildung, biliäre Sekretion und enterohepatische Zirkulation dieses biliären Faktors X stimuliert“, schreiben die Forscher. Der PPAR-Agonist Bezafibrat mit seinen anticholestatischen, antiinflammatorischen und antifibrotischen Eigenschaften könnte daher den Juckreiz lindern, indem er der hepatobiliären Cholestase und Schädigung und dadurch der Bildung und Sekretion von Faktor X entgegenwirke. Es versteht sich, dass es größerer und längerer Studien bedarf, um die Ergebnisse von de Vries et al. sowie die Annahmen, die ihnen zugrunde liegen, zu bestätigen.

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