Antibiotika vorteilhaft bei vaginal-operativer Geburt

Eine einmalige intravenöse Antibiotikagabe ist nach einer vaginalen Entbindung per Saugglocke oder Geburtszange von Vorteil: Die Infektionsrate ist anschließend deutlich reduziert. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Maternale Infekte nach einer Geburt sind weltweit noch immer ein großes Problem und mit einer beachtlichen Mortalität verbunden – und das nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern, wie Ärzte um Marian Knight von der Universität in Oxford, Großbritannien, berichten. Zu den Risikofaktoren zählt auch eine vaginal-operative Entbindung; rund jede sechste Mutter erleidet danach eine Infektion. Im Gegensatz zum Kaiserschnitt werde bei dieser Form der Entbindung bislang jedoch keine prophylaktische Antibiose empfohlen, so die Forscher um Knight. In den aktuellen WHO-Leitlinien wird dies mit einer schlechten Evidenz begründet. Über eine größere randomisiert-kontrollierte Studie wollen die britischen Wissenschaftler die Lücke schließen. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich die Antibiotikaprävention auszahlt und die WHO ihre Empfehlungen ändern sollte. Infektionsgefahr um 42% reduziert Für die Studie ANODE konnten die Forscher mehr als 3400 Frauen gewinnen, die vaginal-operativ entbunden hatten und bei denen keine Indikation für eine postpartale Antibiotikabehandlung bestand. Die Hälfte von ihnen bekam innerhalb der ersten sechs Stunden nach der Entbindung intravenös 1 g Amoxicillin plus 200 mg Clavulansäure intravenös verabreicht, die übrigen erhielten Placebo. Die Frauen waren im Schnitt 30 Jahre alt und zumeist erstgebärend, bei 65% der Entbindungen kam eine Geburtszange zum Einsatz, bei den übrigen die Saugglocke. Die Forscher um Knight schauten nun, wie häufig es in den folgenden sechs Wochen zu vermuteten oder bestätigten Infekten kam, berücksichtigt wurden systemische sowie urogenitale Infektionen. Dazu befragten sie die Frauen ausführlich, zudem werteten sie Rezeptdaten, Krankenhaus- und Arztberichte aus. Von einer vermuteten urogenitalen Infektion gingen sie aus, wenn entsprechende Antibiotika verordnet worden waren. Vermutete oder bestätigte Infekte identifizierten die Ärzte bei 11% der Frauen mit prophylaktischer Antibiotikatherapie und bei 19% mit Placebo – die Rate war in der Gruppe mit prophylaktischen Antibiotika um 42% geringer. Etwa 70% der Infekte in der Gruppe mit und über 80% in der ohne Antibiotikaprävention ließen sich auf perineale Wundentzündungen zurückführen; systemische Infekte traten bei rund 0,7% der Frauen mit und 1,5% ohne Antibiotikaprävention auf. Seltener perineale Schmerzen Frauen mit Antibiotikaprophylaxe hatten zudem nach sechs Wochen seltener perineale Schmerzen (46% versus 55%) und mussten deswegen auch seltener einen Arzt aufsuchen (28% versus 38%) als solche mit Placebo. Die Antibiotikaprävention reduzierte die Infektrate ähnlich stark bei Frauen mit Zangen- und Saugglockengeburt, insgesamt kam es nach der Vakuumextraktion etwas seltener zu Infekten. Therapiebezogene Nebenwirkungen wie Hautausschlag und allergische Reaktionen entwickelten drei Frauen mit Antibiotikaprävention, ein anaphylaktischer Schock trat nicht auf. Die Studienautoren sehen daher ein geringes Risiko bei einem deutlichen Nutzen der prophylaktischen Antibiotikatherapie. Zudem würden ihren Berechnungen zufolge jeweils 100 prophylaktische Antibiotikadosen 168 therapeutische Dosen überflüssig machen. Die Prophylaxe könnte also insgesamt den Antibiotikagebrauch reduzieren und allein in Großbritannien jährlich 7000 perineale Infekte verhindern. Die WHO sollte daher ihre Empfehlung anpassen, fordern die Ärzte um Knight. Empfehlung der Redaktion Alles rund um die Geburt – Themenseite Ob vaginale Geburt oder Kaiserschnitt: Diese Seite informiert den Gynäkologen umfassend zu dem Thema Entbindung – mit Beiträgen rund um Vorbereitung, Durchführung, Komplikationen oder Nachbehandlung einer Geburt. Auch bemerkenswerte Kasuistiken zum Thema finden Sie hier. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist eine prophylaktische Antibiotikatherapie unmittelbar nach einer vaginal-operativen Entbindung von Vorteil? Antwort: Die Raten für perineale, urogenitale und systemische Infekte werden nach einer einmaligen Antibiotikagabe in den folgenden sechs Wochen halbiert. Bedeutung: Eine Antibiotikaprophylaxe kann die Infektionsrate deutlich reduzieren. Einschränkung: Frauen mit Penicillinallergie wurden ausgeschlossen.

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