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27.02.2023 | Geburtseinleitung | Nachrichten

Kinder im Alter von zwölf

Einleitung der Geburt mit kognitiven Einbußen assoziiert?

verfasst von: Robert Bublak

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Ein erheblicher Anteil von Kindern kommt nicht nach spontanem, sondern nach eingeleitetem Geburtsbeginn zur Welt. Ob und wie sich das auf ihre schulischen Leistungen auswirkt, hat ein niederländisches Forschungsteam untersucht.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Renée Burger von der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Amsterdamer Universitätsklinik hat sich zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die Daten von 226.285 Kindern angesehen, die nach unkomplizierten Einlingsschwangerschaften in den Wochen 37+0 bis 42+0 geboren worden waren. Verglichen wurden die schulischen Leistungen der Kinder im Alter von zwölf Jahren, unterschieden danach, ob ihre Mütter nach eingeleitetem oder nach spontanem Geburtsbeginn entbunden worden waren.

Der Anteil eingeleiteter Geburten stieg von 0,7% in Woche 37 auf 50,1% in Woche 42. Mit Blick auf ihre schulischen Leistungen schnitten Kinder nach eingeleiteter Geburt im Alter von zwölf Jahren im Mittel schlechter ab als Kinder nach spontanem Geburtsbeginn. Die Differenz betrug 0,05 Standardabweichungen bei Einleitung in Woche 37 und 0,08 Standardabweichungen in Woche 41. Für die Einleitung in Woche 42 war keine signifikante Differenz feststellbar.

Auch die Chance, eine höhere Schule zu besuchen, sank nach eingeleiteter Geburt. Die Wahrscheinlichkeit, dass betroffene Kinder auf eine höhere Schule gingen, lag um 8% bis 14% niedriger als für Kinder nach spontanem Geburtsbeginn. Burger und Kollegen sehen eine mögliche Erklärung ihrer Befunde in der durch die Einleitung verkürzten Schwangerschaftsdauer. Die Dauer der Schwangerschaft sei stark mit der Hirnentwicklung und den späteren schulischen Leistungen assoziiert.

Wichtige Angaben fehlen

Allerdings ist die niederländische Studie mit einigen Einschränkungen versehen, die eine Einordnung erschweren. Abgesehen davon, dass das Studienkonzept nur Aussagen über Assoziationen ermöglicht, fehlen in den verwendeten Daten wichtige Informationen zu Faktoren, welche die Verbindung zwischen eingeleiteter Geburt und schulischer Leistung beeinflussen könnten. So gab es beispielsweise keine Angaben zum Bildungsstand der Kindsväter; der Abgleich nach dem Bildungsstand der Mütter hatte die Assoziationen bereits derart abgeschwächt, dass die Obergrenzen der Konfidenzintervalle nahe an 1 heranrückten und die Signifikanz für in Woche 37 geborene Kinder ganz verschwand. Auch das Rauchverhalten und der Body-Mass-Index der Mütter waren nicht bekannt.

Dennoch ist nicht völlig auszuschließen, dass die Einleitung der Geburt einen Preis hat, zumal in Fällen unkomplizierter Schwangerschaften, wie sie für die Studie analysiert worden sind. Unbestritten ist die Geburtseinleitung nach Woche 37 auch mit Vorteilen verbunden, etwa einer Reduktion von Kaiserschnitten bei Erstgebärenden und einer Verminderung perinataler Todesfälle. Laut Studienergebnissen erfolgt jede zehnte Einleitung ohne medizinische Indikation (Dögl M et al. PLoS ONE 2018;13(11):e0208098). In Deutschland liegt der Anteil eingeleiteter Geburten bei etwa 20%.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen eingeleitetem Geburtsbeginn und den späteren schulischen Leistungen der Kinder?

Antwort: Laut Ergebnissen der vorliegenden Studie zeigen Kinder, die nach eingeleiteter Geburt zur Welt gekommen sind, im Alter von zwölf Jahren etwas schlechtere schulische Leistungen, ihre Chancen auf den Besuch einer höheren Schule sind um rund 10% vermindert.

Bedeutung: Bei der elektiven Einleitung von Geburten sollten kurzfristige Vor- und mögliche langfristige Nachteile sorgfältig abgewogen werden.

Einschränkung: Die gefundenen Effekte waren eher gering und wirken sich vermutlich weniger individuell als vielmehr in der großen Zahl aus. Wichtige Einflussfaktoren konnten mangels Daten nicht berücksichtigt werden.

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Literatur

Burger RJ et al. Offspring school performance at age 12 after induction of labor vs non-intervention at term: A linked cohort study. Acta Obstet Gynecol Scand 2023; https://doi.org/10.1111/aogs.14520

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