Hypoglykämie im oGTT – ein gutes Zeichen?

Eine Hypoglykämie beim oGTT in der Schwangerschaft wird mit einer ungünstigeren Prognose für Mutter und Kind in Verbindung gebracht. Nach einem Gestationsdiabetes könnte eine reaktive Hypoglykämie dagegen ein positiver Prognosemarker sein. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Laut Leitlinie sollen Frauen mit Gestationsdiabetes und postpartal normalen Blutglukosewerten sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt per 75-g-oGTT untersucht werden. In der Leitlinie findet sich allerdings keine Aussage dazu, welche Relevanz es hat, wenn sich zwei Stunden nach der Glukosebelastung eine Hypoglykämie einstellt. Dabei ist ein solches Ergebnis laut einer aktuellen Studie am Universitätsspital Lausanne keine Seltenheit. In der Schwangerschaft und in der Allgemeinbevölkerung kann eine reaktive Hypoglykämie (RH) mit einer signifikanten Morbidität verknüpft sein. Nach einem Gestationsdiabetes ist das offenbar nicht der Fall – der Schweizer Studie zufolge dürfte die RH vielmehr ein Marker für eine günstige metabolische Prognose sein. Höhere Insulinsensitivität, bessere Betazellfunktion An der prospektiven Studie beteiligten sich 1237 Frauen mit vorausgegangenem Gestationsdiabetes, die sich sechs bis acht Wochen nach der Geburt einem 75-g-oGTT unterzogen. Eine RH war definiert als 2-h-Glukose < 70 mg/dl (3,9 mmol/l); dieses Kriterium erfüllten 149 Frauen (12%). Diese Frauen hatten nicht nur niedrigere BMI-, Nüchternblutzucker- und HbA1c-Werte, bei ihnen bestand auch signifikant seltener eine Glukosetoleranzstörung (Odds Ratio, OR 0,13) oder ein metabolisches Syndrom (OR 0,23) als bei Frauen ohne RH. Eine detailliertere Untersuchung von 191 Frauen ergab außerdem, dass eine RH mit einer höheren Insulinsensitivität, einer höheren Insulin-adjustierten sekretorischen Kapazität der Betazellen (Insulin Secretion-Sensitivity Index-2, ISSI-2) und einem früheren Blutzucker-Peak einherging. Auch noch einem Jahr noch Vorteile Nach Ablauf eines Jahres waren Frauen mit RH vom metabolischen Profil her weiterhin im Vorteil gegenüber Frauen ohne RH, die Unterschiede hatten sich allerdings abgeschwächt. Weiter signifikant war die Differenz in Bezug auf den BMI und das Vorliegen einer Glukosetoleranzstörung; beim metabolischen Syndrom hatten sich die Gruppen angeglichen. Gleichzeitig hatten in der RH-Gruppe die Insulinresistenz zu- und der ISSI-2 abgenommen. Bei einem erneuten oGTT lag die RH-Prävalenz nur noch halb so hoch wie kurz nach der Entbindung. Die Forschungsgruppe um Dan Yeduh Quansah vom Universitätsspital Lausanne schließt aus den Daten, dass „bei Frauen mit Gestationsdiabetes in der Krankengeschichte eine RH ein Marker für eine günstige metabolische Prognose sein könnte“. Ursächlich für die RH seien ihrer Studie zufolge vor allem eine höhere Insulinsensitivität und eine bessere Betazellfunktion. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Relevanz hat bei Frauen mit Gestationsdiabetes eine reaktive Hypoglykämie (RH) beim oGTT sechs bis acht Wochen nach der Geburt? Antwort: Eine RH tritt bei einer von acht Frauen auf und sie ist akut und über ein Jahr hinweg mit einem besseren metabolischen Profil verbunden. Bedeutung: Eine RH nach einem Gestationsdiabetes könnte ein positiver Prognosemarker sein. Einschränkung: Für die Hypoglykämie wurde ein Grenzwert < 70 mg/dl gewählt.

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