02.01.2023 | Typ-2-Diabetes | Leitthema
Diabetesscreening in der Schwangerschaft
Erschienen in: Die Gynäkologie | Ausgabe 2/2023
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Blutzuckerscreening ist relevant in der Frühschwangerschaft, um bei Frauen mit hohem Risiko einen bisher nicht diagnostizierten, nicht bekannten Typ-2-Diabetes zu entdecken. Ein nicht behandelter Diabetes geht mit vielfältigen geburtshilflichen Komplikationen einher, und eine Diagnose erst im dritten Trimenon im Rahmen des Screenings laut Mutterschafts-Richtlinien (MuRiLi) kommt zu spät. Das Frühscreening erfolgt durch Bestimmung des venösen Nüchternblutzuckers, alternativ des HbA1c. Ein primärer 75-g-oGTT (oraler Glukosetoleranztest) ist nicht nötig und belastend für die Schwangere in ersten Trimenon, das vielfach durch Hyperemesis belastet ist. Grenzwertige Nüchternwerte werden als diagnostisch für einen Gestationsdiabetes (GDM) in der Frühschwangerschaft angesehen, die Datenlage für die diagnostischen Kriterien und den Benefit einer Intervention ist noch begrenzt. Das Screening, das allen Schwangeren laut MuRiLi angeboten werden soll, erfolgt mit 24–28 Schwangerschaftswochen (SSW) und besteht in der Durchführung eines 50-g-Suchtestes. Dieser hat nur eine Sensitivität von 66 %, weshalb die AWMF(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften)-GDM-Leitlinie bei negativem Test zusätzlich eine Bestimmung des Nüchternglukosewertes oder gleich den 75-g-oGTT empfiehlt. Es kann zurzeit noch keine evidenzbasierte Aussage getroffen werden, welches Prozedere – einzeitig durch 75 g oGTT bei allen Schwangeren oder zweizeitig durch 50 g Suchtest und angeschlossenem 75 g oGTT bei auffälligem Ergebnis – effizienter ist. Es ist auch fraglich, ob für jede Schwangere das gleiche Prozedere und die gleichen Grenzwerte sinnvoll sind. Ein risikoadaptiertes Vorgehen mit Screening durch 50-g-Test für Schwangere mit niedrigem und ein 75-g-oGTT bei hohem Diabetesrisiko erscheint zielführender mit hoher Sensitivität und reduzierter Belastung für Frauen und Behandler.
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