Ein gestörtes Darmmikrobiom kann die Verdauung und Psyche beeinträchtigen. Erfahren Sie, wie Ernährung, Stress und Medikamente das Mikrobiom beeinflussen und welche Therapiekonzepte der S3-Leitlinie bei Reizdarmsyndrom unterstützen können.
Das Darmmikrobiom kann Einfluss auf die gesamte Gesundheit haben, denn unter einem geschädigten Mikrobiom kann sowohl die Verdauung als auch die Psyche (über die Darm-HirnAchse) leiden. Ein Mikrobiom im Ungleichgewicht wird auch mit einem Reizdarmsyndrom (RDS) assoziiert. Auch eine erhöhte Permeabilität der Darmschleimhaut wird damit in Verbindung gebracht.[1] Zur positiven Unterstützung des Darmmikrobioms informiert u. a. auch die S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom.[2]
Der Einfluss des Darmmikrobioms auf die Gesundheit wird oft unterschätzt. Dabei spielt es bei diversen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle. Die Funktion des Darmmikrobioms reicht von der relevanten Rolle für das Immunsystem bis hin zur Einflussnahme auf Verdauungsprozesse und hat damit vielfältige und wichtige Funktionen für den Körper. Ist das Mikrobiom geschädigt, können daher auch die Gesundheit und das Wohlbefinden leiden. Verschiedene endogene und exogene Faktoren haben Einfluss auf die Zusammensetzung der Bakterien im Darm: So können eine unausgewogene Ernährung, Stress oder die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folge können verschiedene gastrointestinale Symptome sein. Beschwerden eines Reizdarmsyndroms können ebenfalls durch Stress ausgelöst werden.[1]
Pathophysiologische Störungen gelten als häufige Symptomursachen
„Mit einer Prävalenz von bis zu 20 % begegnet uns das Reizdarmsymptom im Alltag extrem häufig“, betonte Prof. Ahmed Madisch, Gastroenterologe am Centrum Gastroenterologie Bethanien, auf einem von der Bayer Vital GmbH initiierten Symposium „Licht und Schatten: Das Mikrobiom unterschiedlich beleuchtet“ unter der Leitung von Prof. Peter Malfertheiner, Ludwig-Maximilians-Universität München, im Rahmen des Kongresses „Viszeralmedizin 2023“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.Madisch wies zudem auf das heterogene Krankheitsbild des Reizdarmsyndroms hin. Pathophysiologische Störungen wie Motilitätsstörungen, intestinale Dysbiose und Störungen der Darmbarriere – ein sogenanntes „leaky gut“ – gelten als häufige Ursache für die Symptome.
Inzwischen wird die Rolle des Mikrobioms bei Krankheiten mehr und mehr erforscht und verstanden. Ist das Mikrobiom geschädigt, leidet nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Gesundheit. Stress schlägt auf Magen und Darm und kann über die Kommunikation entlang der Darm-Hirn-Achse z. B. bei einem Reizdarmsyndrom zu Blähungen und Schmerzen führen. Ebenso kann es infolge der Belastung durch die gastrointestinalen Beschwerden und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen des Alltags zu psychischem Stress und weiteren Einschränkungen der Lebensqualität kommen.[1]
Reizdarm ganzheitlich betrachten – Mikrobiom stärken
Aus der Komplexität des Reizdarmsyndroms lässt sich die Notwendigkeit eines multimodalen Therapiekonzepts ableiten. Die S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom empfiehlt entsprechend dem biopsychosozialen Gesamtkonzept die drei Behandlungssäulen medikamentöse Therapie, Ernährung und psychologische Intervention als multiple Therapieansätze gegen die heterogenen Beschwerden des Reizdarmsyndroms. Das Update der S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom zeigt unter anderem auch den Stellenwert von Phytopharmaka bei der Symptomlinderung des Reizdarmsyndroms.[2]
So werden etwa STW 5 und STW 5-II in der Leitlinie mit ihren positiven Effekten auf den IBS-SS (Irritable Bowel Syndrome-Sum Score) generell und auf abdominelle Schmerzen im Speziellen aufgeführt.[2] Pharmakologische Untersuchungsergebnisse zeigen, dass STW 5-II einen Einfluss auf das Mikrobiom haben und Störungen der Darmbarriere wie z. B. „leaky gut“ entgegenwirken kann.[3-5] Als weitere Therapiesäule empfiehlt sich die Betrachtung der Ernährung. Laut Prof. Stephan C. Bischoff, Leiter des Instituts für Ernährungsmedizin Universität Hohenheim, sei die Wiederherstellung der sogenannten „Mikrobiotika Services“ durch gezielte Ernährung für die klinische Praxis von hoher Bedeutung. Neben einer zuckerarmen, ballaststoffreichen und normokalorischen Ernährung können Zusatzmaßnahmen wie die LowFODMAP-Diät kombiniert werden.
In drei Phasen können dominante Symptome wie Blähungen und Diarrhö adressiert werden. Zudem kann auch die Einnahme ausgewählter Bakterien das Reizdarmsyndrom lindern und das Mikrobiom positiv beeinflussen. Auch Präbiotika sowie Stressmanagement oder kognitive Verhaltenstherapie können zusätzlich helfen, gastrointestinale Symptome zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.