Entbudgetierung für Kinderärzte kommt

Das Gesundheitsministerium hat für die Fraktionen der Ampel-Koalition eine Formulierungshilfe erarbeitet. Darin werden die Kassen dazu verpflichtet, die Mehrleistungen zu übernehmen, die sich aus der Entbudgetierung ergeben. Weniger klar ist die Umsetzung. Zusammen mit dem Gesetz zur Errichtung einer Stiftung Unabhängige Patientenberatung (UPD) soll die Entbudgetierung der Kinderärztinnen und Kinderärzte Fahrt aufnehmen. „Junge Ärzte, die sich für die Kinderheilkunde in der Niederlassung entscheiden, können künftig ohne Budgets arbeiten“, jubelte Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach am Donnerstag im Bundestag. Sie könnten dann nach rein medizinischen Gesichtspunkten entscheiden, ohne Sorge vor Regressen haben zu müssen. Dazu hat das Gesundheitsministerium für die Fraktionen der Ampel-Koalition eine Formulierungshilfe erarbeitet, die der Ärzte Zeitung vorliegt. Darin werden die Kassen dazu verpflichtet, die Mehrleistungen zu übernehmen, die sich aus der Entbudgetierung ergeben. Gleichzeitig dürfen diese Mehrkosten nicht zu Lasten anderer Arztgruppe gehen. Die Qual der Wahl: Kompliziert oder komplex? Die Verrechnung mit der Morbiditätsbedingten Gesamtvergütung wirkt in den kommenden Quartalen allerdings kompliziert. Um sicherzustellen, dass es durch weniger abgerufene Leistungen nicht zu einer Überzahlung in der Kinder- und Jugendmedizin kommt, soll für diesen Teil der Zahlung die befreiende Wirkung nicht gelten, heißt es in der Formulierungshilfe. Überzahlungen sollen die Kassen also zurückfordern können. Dieses Verfahren würde bedeuten, dass tatsächlich 100 Prozent der geleisteten Arbeit bezahlt werden würde, hieß es dazu am Donnerstag aus KV-Kreisen. Um der damit zu erwartenden Bürokratie aus dem Weg zu gehen, könne man sich aber auch ein Bereinigungsverfahren vorstellen, das aber ebenfalls als „komplex“ eingeschätzt wird. Für das vierte Quartal 2022 und das erste Quartal 2023, für den Kampf unter anderem der Kinder-und Jugendärzte mit parallel auftretenden Wellen verschiedener Infektionskrankheiten, haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der GKV-Spitzenverband am Montag auf eine zusätzliche Vergütung von 49 Millionen Euro geeinigt. Das Geld kommt nicht nur den Pädiatern zugute, sondern auch Hausärzten, HNO-Ärzten, Pneumologen sowie Fachärzten für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen – für Behandlungen von Kindern bis zum 12. Lebensjahr mit Atemwegserkrankungen. Berechnet werden laut Beschluss des Bewertungsausschusses jeweils 65 Punkte, wenn mindestens eine der folgenden gesicherten Diagnosen gemäß ICD-10-GM dokumentiert ist: J00-J06 Akute Infektionen der oberen Atemwege, J09-J18 Grippe und Pneumonie und J20-J22 Sonstige akute Infektionen der unteren Atemwege (außer J18.2 Hypostatische Pneumonie, nicht näher bezeichnet). Die 65 Punkte werden bei Vorliegen einer der Diagnosen automatisch von der KV zugesetzt. Die Ankündigungen von Minister Lauterbach kamen bei den Ärzten gut an: „Wir sind hocherfreut, dass der Gesundheitsminister die Notlage in der Pädiatrie erkannt hat und die Entbudgetierung jetzt in Angriff nimmt“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Kinder-und Jugendärzte Dr. Thomas Fischbach am Freitag der Ärzte Zeitung. Das werde eine spürbare Verbesserung für die ambulante Kinder- und Jugendmedizin bringen. „Wir warten gespannt, wie das Bundesgesundheitsministerium diese Pläne konkret umsetzen möchte,“ sagte Fischbach. Quelle: Ärzte Zeitung

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