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21.12.2022 | Glioblastom | Nachrichten

Ein Vlies, das Chemotherapeutika direkt im Hirn freisetzt

verfasst von: (eb)

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Ein mit Chemotherapeutika modifiziertes Vlies, das nach Resektion eines Glioblastoms in die Resektionshöhle platziert wird, lokal die Wirkstoffe abgibt und sich nach sechs bis acht Wochen vollständig auflöst: An dieser Idee einer neuen Therapie tüfteln Forschende des Uniklinikums Würzburg und des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung (ISC).

Charakteristisch für Glioblastome sei ja, dass sie unkontrolliert in das gesunde Hirngewebe infiltrieren, erinnert die Uniklinik in einer Mitteilung. „An den Rändern des ehemaligen Resektionsbereiches entstehen regelhaft Tumorrezidive, die von der Infiltrationszone des Tumors ausgehen. Das heißt, wenn wir den Tumor nach derzeitigem Therapiestandard behandeln, also operativ entfernen, den Bereich anschließend bestrahlen und über mehrere Wochen eine systemische Chemotherapie verabreichen, schaffen wir es aktuell nicht, alle Tumorzellen abzutöten“, wird Professor Mario Löhr, Leitender Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik am Uniklinikum Würzburg, zitiert.

Kieselgel-basierendes Faservlies gibt Therapeutika ab

Aufgrund der ungünstigen Prognose und zudem starken Nebenwirkungen der systemischen Chemotherapie haben Löhr und Professor Carsten Hagemann, Leiter der Sektion Experimentelle Neurochirurgie in der Klinik, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg ein Konzept für ein neuartiges Behandlungsverfahren entwickelt.

„Da viele Therapeutika die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und daher ineffektiv sind, haben wir überlegt, wie wir die Wirkstoffe lokal applizieren können, um so die Therapieeffizienz zu steigern“, so Hagemann in der Mitteilung. So entstand die Idee eines auf Kieselgel basierenden Faservlies.

Vlies ist medizinisch bereits zugelassen

Basis dieses Drug Delivery Systems ist ein Vlies, das bereits medizinisch zugelassen ist. Das Material löst sich im Verlauf der Wundheilung nach sechs bis acht Wochen vollständig auf. Dieses Vlies wird mit Chemotherapeutika modifiziert und kann danach in die Resektionshöhle eingesetzt werden, also an den ursprünglichen Ort des Tumors, erklärt die Uniklinik in ihrer Mitteilung. Die resorbierbaren Kieselgel-Fasern ließen sich einfach an den Resektionsbereich anpassen, zersetzen sich im Laufe der Zeit und geben so konstant die Wirkstoffe lokal ab. Auf diese Weise könne die Konzentration von Chemotherapeutika direkt ihre maximale Wirksamkeit entfalten und ein erneutes Tumorwachstum hemmen, so Hagemann.

Das Team der Würzburger Neurochirurgie werde dieses Drug Delivery System zunächst an in vitro- und ex vivo-Modellen auf Effektivität validieren, heißt es in der Mitteilung. Anschließend sei geplant, in einer tierexperimentellen Studie das lokale zytostatische Wirkstofffreisetzungssystem im Organismus zu untersuchen und so zu prüfen, ob das sogenannte GlioGel das Überleben verlängern kann.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,6 Millionen Euro gefördert.

Quelle: Ärzte Zeitung

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