Kniegelenk-Injektionen: Was am besten wirkt

Hyaluronsäure, Kortikosteroide, PRP oder PRGF? In einer Netzwerkmetaanalyse wurde untersucht, welche intraartikulären Injektionen bei Kniearthrose längerfristig die beste Wirkung erzielen – und ein Favorit mit Fragezeichen identifiziert. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei den zur Arthrosetherapie gebräuchlichen Injektionen in das Kniegelenk gibt es deutliche Unterschiede in der Wirksamkeit. Das zeigt eine Netzwerk-Metaanalyse, die Orthopäden des Rush University Medical Center in Chicago unternommen haben. Die Ärzte waren eigentlich von vergleichbaren längerfristigen Effekten ausgegangen, konnten dann aber eine eindeutige Rangfolge ausmachen. Am stärksten gebessert wurden Schmerz und Funktion durch Plättchen-reiches Plasma (PRP). Kortikosteroide schnitten am schlechtesten ab, sie wirkten nicht besser als Placebo. In der Analyse wurden intraartikuläre Injektionen von Hyaluronsäure (HA), Kortikosteroiden (CS), PRP, Wachstumsfaktoren-reichem Plasma (PRGF) und Placebo verglichen. Berücksichtigt wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien mit einer Laufzeit von mindestens sechs Monaten. Außer direkten Vergleichen verschiedener Therapien wurden auch indirekte Vergleiche angestellt, basierend darauf, dass zwei Therapien in zwei verschiedenen RCT jeweils gegen eine identische dritte Therapie getestet worden waren (Netzwerk-Metaanalyse). PRP auf Platz 1 23 Studien mit insgesamt 4604 Patienten mit symptomatischer Kniearthrose gingen in die Analyse ein, am häufigsten war ihnen HA (n = 2371), am seltensten PRGF (n = 146) gespritzt worden, 1120 Patienten hatten lediglich Placebo erhalten. Sechs Monate nach der Injektion wurde mit allen aktiven Therapien mit Ausnahme der CS eine im Vergleich zu Placebo statistisch signifikante Besserung sowohl der Schmerzen als auch der Funktion erzielt. Die deutlichsten Effekte wurden mit PRP erreicht (mittlere Effektstärke gegenüber Placebo: Schmerz 0,71, Funktion 1,60), nur die Differenzen zu PRGF war nicht signifikant. Für die Wirkung auf beide Endpunkte – Schmerz und Funktion – ergab sich dieselbe Rangliste: 1. PRP, 2. PRGF, 3. HA, 4. CS, 5. Placebo. Eine gegenüber Placebo nicht nur statistisch, sondern auch klinisch bedeutsame Verbesserung der Funktion (Effektstärke > 1,0) kam nur mit PRP und mit PRGF zustande. Die Schmerzreduktion wurde unter keiner Therapie als klinisch relevant eingestuft. "Wir brauchen Studien mit standardisiertem PRP" „PRP-Injektionen haben sich in den letzten Jahren in vielen orthopädischen Indikationen als vielversprechend erwiesen“, so die Studienautoren um Harsh Singh. Bei der Gonarthrose sei zwar in einer sechswöchigen Studie kein Effekt gesehen worden, andere Studien würden aber zeigen, dass die stärkste Wirkung nach sechs Monaten zu erwarten ist. Ein Problem bei den PRP-Injektionen ist ihre sehr unterschiedliche Herstellung und Zusammensetzung. Zum Beispiel scheinen Leukozyten-arme Formulierungen bessere Ergebnisse zu erzielen als Leukozyten-reiche. Die Orthopäden betonen daher „die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen mit standardisierten PRP-Formulierungen, um den tatsächlichen Effekt besser zu verstehen“. Kortikosteroide mit fraglicher Langzeitwirkung Für PRGF zeige die Studie „ein Potenzial, in das konservative Therapieregime bei Gonarthrose aufgenommen zu werden“, hierzu seien aber noch mehr Langzeitstudien erforderlich. Das Ergebnis zu CS steht in Widerspruch zu einer früheren Metaanalyse, in der CS besser als HA und PRP abgeschnitten hatten. Ein möglicher Grund für die gegensätzlichen Ergebnisse sind die längeren Laufzeiten der Studien in der aktuellen Analyse. Singh et al. äußern sich deswegen auch skeptisch: „Obwohl CS häufig zur symptomatischen Behandlung bei Kniearthrose eingesetzt werden, bleibt ihre Langzeitwirksamkeit fraglich.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Wirken sich verschiedene intraartikuläre Injektionstherapien unterschiedlich auf Schmerz und Funktion bei Kniearthrose aus? Antwort: In einer Netzwerk-Metaanalyse von RCT wurden beide Endpunkte nach sechs Monaten durch PRP am stärksten gebessert, danach folgten Wachstumsfaktor-reiches Plasma (PRGF) und Hyaluronsäure. Kortikosteroide waren nicht wirksamer als Placebo. Bedeutung: PRP ist eine vielversprechende Option; wegen der unterschiedlichen Zubereitung und Zusammensetzung sind aber weitere Langzeitstudien mit standardisierten Formulierungen notwendig. Einschränkung: Fehlende Angaben zur Zusammensetzung von PRP; wegen der strikten Einschlusskriterien nur kleine Zahl von Studien.

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