Erschienen in:
19.09.2022 | Hämatologische Neoplasien | Schwerpunkt: Klonale Hämatopoese
Diagnostik bei unklaren Zytopenien – wie und wann suchen wir nach klonaler Hämatopoese?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Claudia Haferlach, Prof. Dr. med. Michael Heuser
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 11/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zahlreiche Studien haben die klinische Bedeutung der klonalen Hämatopoese analysiert. Die erhobenen Daten führen zu dem Schluss, dass in definierten klinischen Konstellationen eine gezielte diagnostische Suche nach klonaler Hämatopoese sinnvoll erscheint.
Fragestellung
Für den Einsatz im klinischen Alltag bedarf es eines diagnostischen Algorithmus sowie der Auswahl der richtigen Methoden.
Methoden
Die relevante Literatur wurde in PubMed mit den Stichwörtern „clonal hematopoiesis“, „CHIP“ und „CCUS“ gesucht, bewertet und durch Expertenwissen ergänzt.
Ergebnisse
Unter klonaler Hämatopoese wird der Nachweis von Klonalität in hämatopoetischen Zellen verstanden, sie ist je nach verwendeter Methode bei 5–95 % der älteren Bevölkerung nachweisbar. Eine klinische Relevanz wurde für größere Klone mit Mutationen in bestimmten Genen gezeigt. Daraufhin wurden die Begriffe klonale Hämatopoese von unbestimmtem Potenzial („clonal hematopoiesis of indeterminate potential“ [CHIP]) und klonale Zytopenie unbestimmter Signifikanz („clonal cytopenia of undetermined significance“ [CCUS]) eingeführt. Für beide Konstellationen wurden das relevante Genspektrum sowie die relevante Klongröße eindeutig definiert. Bei CHIP liegen definitionsgemäß ein normales Blutbild und Differenzialblutbild vor. CHIP ist daher aktuell ein Zufallsbefund. Bei CCUS hingegen liegt eine Zytopenie vor. Die klinischen Risiken der beiden Konstellationen unterscheiden sich. Während CHIP mit einem sehr niedrigen Risiko der Progression in eine hämatologische Neoplasie assoziiert ist, ist bei CCUS das Risiko in Abhängigkeit von Klongröße sowie Anzahl und Spektrum der mutierten Gene relevant erhöht.
Schlussfolgerungen
Ein Screening auf CHIP ist derzeit nicht sinnvoll. Bei Vorliegen einer persistierenden Zytopenie unklarer Ursache sollten gezielte diagnostische Maßnahmen inklusive Knochenmarkpunktion und genetischer Analysen durchgeführt werden.