Hodgkin-Lymphom: vielversprechende Therapie im Rezidiv mit Pembrolizumab

Die Folgetherapien bestehen beim rezidivierten oder refraktären Morbus Hodgkin aus intensivierten Salvage-Protokollen. Ob die Zugabe von Pembrolizumab zusätzlich Vorteile bringt, wurde nun in einer US-amerikanischen Studie ermittelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei einem nicht unerheblichen Teil der Patientinnen und Patienten mit klassischem Hodgkin-Lymphom (HL) kommt es zu einem Rezidiv oder erst gar nicht zu einer Remission. Die Therapie für beide Gruppen umfasst in der Regel eine Zweitlinien-Chemotherapie, gefolgt von einer autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (aHSCT). Nun wurde in einer nicht randomisierten, klinischen Phase-2-Studie aus den USA begutachtet, ob ein Zusatz von Pembrolizumab zur Chemotherapie mit Ifosfamid, Carboplatin und Etoposid (ICE) effektiv ist. Onkologinnen und Onkologen um Locke J. Bryan vom Georgia Cancer Center in Augusta untersuchten dafür zwischen April 2017 und Oktober 2020 insgesamt 42 Patientinnen und Patienten über 18 Jahren mit rezidivierendem oder refraktärem Hodgkin-Lymphom. Die untersuchten Personen mussten geeignete Kandidaten für eine Transplantation sein und über messbare Läsionen verfügen, die mittels 18F-Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomografie/Computertomografie-Untersuchung (FDG-PET/CT) nachgewiesen wurden. Sie waren bisher noch nicht mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor wie Anti-PD-1 oder Anti-PD-L1 behandelt worden. Die Probandinnen und Probanden erhielten zwei Zyklen Pembrolizumab (200 mg intravenös an Tag 1) mit ICE-Chemotherapie mit einem Abstand von 21 Tagen, gefolgt von einer Stammzellmobilisierung und -entnahme, und im Anschluss einem Zyklus Pembrolizumab-Monotherapie. Danach wurde das Ansprechen mittels FDG-PET/CT-bewertet. Der primäre Endpunkt war die in der FDG-PET/CT nachgewiesene vollständige Ansprechrate, sekundäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben, das Gesamtüberleben sowie die Mobilisierung von Stammzellen. Empfehlung der Redaktion Hämatologische Neoplasien – Themenseite Diese Themenseite widmet sich den bösartigen Erkrankungen des Blutes, der Lymphknoten und des lymphatischen Systems. Sie finden Nachrichten, Kasuistiken, Übersichten und mehr. Insgesamt 37 Personen (davon 68% weiblich) im medianen Alter von 34 Jahren konnten evaluiert werden. Die vollständige Ansprechrate der Patientinnen und Patienten, die mittels FDG-PET/CT-Bildgebung untersucht wurden, betrug 86,5%. Die Gesamtansprechrate lag bei 97,3% (36 Patienten), wobei vier Personen (10,8%) ein partielles Ansprechen und eine Person (2,7%) eine Progression aufwiesen. Bei zwei Patienten wurden neue FDG-PET-positive Bereiche biopsiert, wobei in einem Fall ein nicht verkäsendes Granulom und in einem zweiten Fall ein reaktiver Lymphknoten festgestellt wurden. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 24 Monaten lagen die Schätzungen für das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben bei 87,2% bzw. 95,1%. Die Zugabe von Pembrolizumab zur ICE-Chemotherapie wirkte sich nicht negativ auf die Mobilisierung, Entnahme oder Transplantation von Stammzellen aus. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Grad 3 oder 4 waren Thrombozytopenie, Leukozytopenie, Abnahme der Alanin-Aminotransferase (ALT) sowie eine Anämie. Therapie mit Potenzial Die Hinzunahme von Checkpoint-Inhibitoren hat nach Ansicht der Studienautorinnen und -autoren das Potenzial, die Zahl der Patienten mit rezidiviertem/refraktärem Hodgkin-Lymphom, die für eine aHSCT infrage kommen, und die Gesamterfolgsrate der Therapie erheblich zu erhöhen. Möglicherweise sei die tatsächliche Rate des vollständigen Ansprechens sogar unterrepräsentiert, so die Meinung der Studiengruppe um Bryan. Denn die Verwendung von Checkpoint-Inhibitoren könne zu entzündlichen Prozessen führen, die ein positives Ergebnis im FDG-PET/CT bei fehlender Erkrankung zur Folge hätten. Vieles deute darauf hin, dass die Bewertung der tatsächlichen Rate des vollständigen Ansprechens bei einem klassischen HL schwierig werden könne, da die Möglichkeit eines Tumorschubs oder einer Pseudoprogression bestünde. Bei der Bewertung des vollständigen Ansprechens könnten deshalb wiederholte Biopsien zur Bestätigung falsch-positiver PET/CT-Bilder erforderlich sein, so die Studiengruppe. „Bei der Planung dieser Studie waren wir besorgt, dass Pembrolizumab die Mobilisierung von Stammzellen negativ beeinflussen könnte oder dass die Verwendung von Wachstumsfaktoren bei Vorhandensein eines Checkpoint-Inhibitors mit autoimmunen Nebenwirkungen verbunden sein könnte“, schreiben die Forschenden um Bryan weiter. Beides war jedoch nicht der Fall. Ihr Fazit fällt eindeutig aus: „Die gleichzeitige Verabreichung von Pembrolizumab mit einer konventionellen ICE-Chemotherapie war eine gut verträgliche und gut wirksame Behandlungsstrategie für Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem HL.“ Pseudoprogression, Tumor-Flare-Reaktionen sowie granulomatöse und reaktive Prozesse könnten jedoch die tatsächliche Rate des vollständigen Ansprechens unter Checkpoint-Inhibitoren verschleiern, was einen direkten Vergleich der Ergebnisse mit denen konventioneller Therapien erschwere. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist die in der FDG-PET/CT nachgewiesene vollständige Ansprechrate bei Patientinnen und Patienten mit rezidiviertem/refraktärem Morbus Hodgkin unter Zweitlinien-Chemotherapie mit der zusätzlichen Gabe von Pembrolizumab? Antwort: In einer Phase-2-Studie war eine vollständige Ansprechrate von 86,5% zu beobachten. Bedeutung: Die gleichzeitige Behandlung mit einem Checkpoint-Inhibitor und einer konventionellen Chemotherapie könnte in dieser speziellen Patientengruppe mit besseren Ergebnissen verbunden sein. Einschränkung: Nicht randomisierte Studie mit geringer Teilnehmerzahl.

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