Pyelonephritis bei Kindern: Reicht eine Woche Antibiotikum?

Bei der Behandlung einer Nierenbeckenentzündung bei Kindern sprechen aktuelle Daten dafür, die Dauer der antibiotischen Therapie auf unter zehn Tage zu begrenzen. In einer US-Studie bekämpfte eine einwöchige Antibiotikatherapie die Keime ebenso effizient wie ein mindestens zehntägiges Regime. Resistenzen traten dabei sogar etwas seltener auf. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Internationale pädiatrische Leitlinien empfehlen zur Behandlung der Pyelonephritis derzeit eine antibiotische Therapie über 7 bis 14 Tage. Allerdings gibt es jetzt – erstmals bei Kindern – Hinweise aus einer größeren Vergleichsstudie, dass eine kürzere Therapiedauer nicht von Nachteil ist und wahrscheinlich sogar eher Vorteile bringt. Studien bei Erwachsenen haben dies bereits mehrfach nahegelegt. Im Klinikverbund des Johns Hopkins Health System in Maryland ist seit 2016 eine Empfehlung in Kraft, nach der die antibiotische Therapie der Pyelonephritis auch bei Kindern auf sieben Tage begrenzt werden soll. Damit will man bekannte Risiken, von Medikamentennebenwirkungen über abdominelle Beschwerden bis hin zu Resistenzbildungen, nach Möglichkeit minimieren. Da diese Maßgabe in den fünf an das System angeschlossenen Kliniken jedoch recht unterschiedlich gehandhabt wird, bot sich für das Forscherteam um Miriam T. Fox die Gelegenheit, unterschiedliche Therapieregime unter standardisierten Bedingungen zu vergleichen. Retrospektive Studie mit knapp 800 Kindern Für ihre retrospektive Studie wählten die Forscher Daten von 791 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs Monaten und 18 Jahren aus (mittleres Alter: neun Jahre), die wegen einer nachgewiesenen bakteriellen Pyelonephritis antibiotisch behandelt wurden. Verglichen wurden Patienten mit Kurzzeittherapie (sechs bis neun Tage) und längerer Therapie (zehn Tage oder mehr). 297 Kindern wurde das Kurzzeitregime verschrieben, 494 erhielten die Verschreibung über mindestens zehn Tage. Um bestehende Unterschiede in den Patientencharakteristika der beiden Gruppen auszugleichen, bildeten Fox und Kollegen eine künstliche Kohorte nach der Methode der Inverse Probability of Treatment Weighting (IPTW). Dabei erhalten Patienten, bei denen z. B. aufgrund ihres Alters eine kürzere bzw. längere Therapiedauer wahrscheinlich ist, unterschiedliche Gewichtungen. Ein Therapieversagen war definiert als mindestens eines der folgenden Ereignisse: ungeplante Vorstellung in der Notaufnahme oder (erneute) Klinikeinweisung aufgrund von Harnwegssymptomen, eine erforderliche Fortsetzung der antibiotischen Therapie oder das Versterben des Patienten. Kurz- und Langzeittherapie nahezu gleich wirksam Innerhalb eines Monats nach Therapieende kam es dazu in der IPTW-Kohorte in 79 Fällen, und zwar bei 33 Patienten (11%) nach einer Kurzzeittherapie von median acht Tagen und in 46 Fällen (9%) bei längerer Therapiedauer (median elf Tage). Damit war die Wahrscheinlichkeit eines Therapieversagens bei kurzer gegenüber längerer Therapiedauer um relative 22% erhöht. Dieser Unterschied war nicht signifikant. Im Vergleich verschiedener Altersgruppen sprachen die Vier- bis 13-Jährigen relativ schlecht auf die Therapie an (mit einer Versagensquote von knapp 15% gegenüber rund 8% in den anderen Altersgruppen). Die Autoren erklären dies so: Kinder unter vier Jahren müssen erst noch Hygieneregeln lernen und sind dadurch einem höheren Risiko für (in der Regel harmlose) Schmierinfektionen ausgesetzt. Bei Jugendlichen ab 14 kommt es mit zunehmenden sexuellen Aktivitäten zu entsprechenden Übertragungen. In beiden Fällen lassen sich Harnwegsinfekte in der Regel gut mit den gängigen Antibiotika behandeln. Anders dagegen bei den Altersgruppen dazwischen: Hier sind Pyelonephritiden nach Fox et al. überproportional häufig mit grundlegenden Problemen, z. B. anatomischen oder neurologischen Anomalien oder funktionellen Darmstörungen, assoziiert und lassen sich daher in der Regel schlechter therapieren. Art des Antibiotikums ohne Einfluss Das jeweilige Antibiotikum – in der Studie waren vor allem Erst- und Drittgenerations-Cephalosporine sowie Trimethoprim-Sulfamethoxazol (TMS) zum Einsatz gekommen – hatte den Autoren zufolge keinen Einfluss auf das Therapieversagen. Die Gruppengrößen waren jedoch möglicherweise zu klein, um hierzu verlässliche Aussagen treffen zu können. Was insgesamt für die Generalisierbarkeit der Daten spricht, ist laut Fox und ihrem Team die Tatsache, dass man auch Patienten berücksichtigt hatte, die sonst gerne aus Studien ausgeschlossen werden, z. B. Kinder mit Immunsuppression, strukturellen Anomalien oder Harnwegsinfekten in der Vorgeschichte. Seltener Resistenzen Ermutigend ist für die Forscher vor allem ein Ergebnis: Die Kinder, bei denen man sich für ein kürzeres Regime entschieden hatte, entwickelten seltener erneute Harnwegsinfektionen mit einem resistenteren Keim derselben Spezies (40% gegenüber 64%). Angesichts der Häufigkeit von Harnwegsinfektionen bei Kindern ist dies den Forschern zufolge ein wichtiges Argument. Nach Fox et al. scheint sich insgesamt die Hypothese zu bestätigen, dass man sich üblicherweise auf eine kürzere Therapiedauer beschränken sollte. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie effektiv ist eine Kurzzeit-Antibiotikatherapie der Pyelonephritis bei Kindern im Vergleich mit einer längeren Therapiedauer? Antwort: Eine Therapie über median acht Tage war ebenso wirksam wie eine median elftägige Behandlung. Bedeutung: Die Daten scheinen für eine Kurzzeitbehandlung der Pyelonephritis bei Kindern zu sprechen. Einschränkung: Retrospektive Beobachtungsstudie; Möglichkeit der Fehlklassifikation; Therapieadhärenz teilweise nicht gesichert.

Springer Medizin

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