Wann bei pädiatrischer Harnwegsinfektion eine stationäre Aufnahme indiziert ist

Im klinischen Alltag stellt sich immer wieder die Frage, wann bei Kindern mit Harnwegsinfektionen eine stationäre Aufnahme notwendig ist. Prof. Lutz Weber aus Köln berichtete beim Pädiatrie Update 2021 über neue Erkenntnisse dazu. Nach der Diagnose einer pädiatrischen Harnwegsinfektion stellt sich oft die Frage, ob das betroffene Kind ambulant oder stationär behandelt werden soll. In Spanien und Italien sind bereits neue Leitlinien zum Thema erschienen, in Deutschland werden sie gerade aktualisiert und demnächst publiziert. Prof. Lutz Weber vom Universitätsklinikum Köln lieferte einen Überblick, wann die einzelnen Empfehlungen zu stationärer Aufnahme raten. Das empfehlen spanische und italienische Experten In den aktualisierten spanischen Leitlinien wurden folgende Kriterien für eine stationäre Betreuung aufgestellt: Lebensalter unter drei Monaten, ein übergeordneter schlechter klinischer Zustand oder septisches Erscheinungsbild, Erbrechen, Durchfall, Dehydratation und schlechte orale Nahrungsverträglichkeit. Auch obstruktive Uropathie und/oder vesikoureteraler Reflux zählten dazu sowie der Verdacht auf nicht gewährleistete geregelte Nachsorge bei Entlassung. Den italienischen Empfehlungen zufolge sprechen folgende Kriterien für eine stationäre Aufnahme: wenn Kinder kritisch krank sind, etwa bei Sepsis, Dehydratation oder Erbrechen, wenn von fehlender Compliance ausgegangen werden kann und wenn Fieber auch nach drei Tagen Antibiogramm-gerechter antibiotischer Therapie persistiert. „Während die spanische Empfehlung die Kriterien für eine stationäre Aufnahme mit denen für den Beginn einer parenteralen antibiotischen Therapie gleichsetzt, führt die italienische die Kriterien für eine parenterale antibiotische Therapie gesondert auf“, ergänzte Weber. Beide Publikationen stufen eine orale antibiotische Therapie gegenüber einer parenteral verabreichten als genauso effektiv ein. Übereinstimmend empfehlen sie eine parenterale antibiotische Therapie und damit eine stationäre Aufnahme bei jungen Säuglingen sowie bei komplizierten Infektionen. Diese können anatomisch, strukturell-funktionell oder klinisch bedingt sein. Bei manchen Kriterien gibt es Diskussionsbedarf Interessant sei, dass die spanische Publikation auch bei Säuglingen unter drei Monaten eine ambulante Betreuung und damit eine orale antibiotische Therapie für möglich halte, wenn die Kinder in gutem klinischen Zustand seien, eine enge Anbindung möglich sei und sich gramnegative Bakterien im Urin finden, so Weber. Besonders der letztgenannte Aspekt sei diskussionswürdig. „Zum einen dürfte die primäre Gramfärbung eines Präparats bei uns nicht sehr verbreitet sein, obwohl sie recht rasch durchführbar ist und eine hohe Sensitivität und Spezifität besitzt. Zum anderen ist dieser Aspekt eng verbunden mit der erhofften Wirksamkeit der empfohlenen kalkulierten Therapie, die in der spanischen Empfehlung für diese Altersgruppe am ehesten aus Cefuroximaxetil oder Amoxicillin/Clavulansäure besteht“, erläuterte er. Der häufigste Erreger aus der Gruppe der gramnegativen Keime sei E. coli. Für die Situation in Deutschland sei es wichtig, dass die Wirksamkeit von Amoxicillin/Clavulansäure gegen E. coli unter 70% liegen könne. Da die Resistenzraten regionalen Schwankungen unterworfen seien, lohne sich eine Nachfrage in der lokalen Mikrobiologie. „Besonders relevant erscheint jedoch, dass sich gerade bei jungen Säuglingen häufiger als in der späteren Kindheit Non-E.-coli-Stämme wie Enterokokken finden, gegen die Cephalosporine nicht wirksam sind“, schloss Weber. Neue deutsche Leitlinien nennen ähnliche Aspekte Bald erscheine auch in Deutschland eine neue Leitlinie zu Harnwegsinfektionen im Kindesalter. Darin werden folgende Aspekte, die für eine stationäre Aufnahme sprechen, aufgelistet, berichtete Weber: schwere Krankheitssymptome wie Sepsis, Dehydratation, Erbrechen oder Diarrhö, Zweifel über das Vorliegen einer komplizierten Pyelonephritis, Zweifel über Compliance und angemessene häusliche Betreuung während der Erkrankung sowie länger als drei Tage persistierendes Fieber trotz resistenzgerechter Therapie. Empfehlung der Redaktion Kleinkind auf Töpfchen 28.04.2021 | Harnwegsinfektionen in der Pädiatrie | Nachrichten Neue Leitlinien: Uringewinnung bei kindlichen Harnwegsinfektionen Die Methoden der Uringewinnung bei kindlichen Harnwegsinfektionen werden kontrovers diskutiert. In Italien, Spanien und der Schweiz sind bereits neue Leitlinien dazu erschienen. Ein Überblick über die Empfehlungen. basierend auf: Weber L. Nephrologie. Vorgestellt beim 14. Pädiatrie-Update-Seminar. 16. April 2021, Berlin

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